Skelett
wäre.«
»Bevor wir hierher gekommen sind, haben wir in der Yelland Street vorbeigeschaut«, sagte Tweed. »Das Namensschild Ihrer Schwester sah aus, als wäre es erst vor kurzem auf Hochglanz poliert worden.«
»Das war ich«, sagte Anne. »Ich kann es nicht leiden, wenn etwas ungepflegt aussieht.«
»Wären Sie denn eventuell bereit, uns den Schlüssel zu Christines Haus eine Weile zu überlassen?«, fragte Tweed.
»Wir könnten uns dann dort einmal umsehen. Vielleicht finden wir ja etwas.«
»Das würden Sie wirklich tun?«, sagte Anne erfreut und holte aus der Handtasche, die an ihrem Stuhl hing, zwei Schlüssel. »Wenn Sie die Schlüssel nicht mehr brauchen, werfen Sie sie mir einfach in den Briefkasten. Das spart Ihnen Zeit. Und wenn Sie etwas Neues herausfinden, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich anrufen würden.« Sie überreichte Tweed die Schlüssel und ihre Visitenkarte. »Hier steht meine Telefonnummer.«
»Ich halte Sie auf dem Laufenden«, versprach Tweed, während er ihr eine seiner Karten gab. »Falls irgendetwas passiert, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Selbst wenn es eine Kleinigkeit zu sein scheint wie zum Beispiel, dass ein Fremder bei Ihnen auftaucht. In diesem Fall wäre ich Ihnen übrigens dankbar, wenn Sie mir eine Beschreibung von ihm liefern könnten.«
»Das werde ich machen«, sagte Anne. »Und haben Sie vielen, vielen Dank.«
Paula und Tweed hatten gerade das Haus verlassen, als Anne ihnen mit einem kleinen Bilderrahmen in der Hand hinterherstürmte.
»Fast hätte ich’s vergessen«, sagte sie. »Das hier ist ein Foto von Christine. Eigentlich hätte ich vorhin schon dran denken sollen.«
»Nein, ich hätte daran denken sollen, Sie zu fragen«, erwiderte Tweed.
»Sie können es behalten, so lange wie Sie wollen, Mr Tweed«, sagte Anne und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Ich habe noch mehr Fotos von meiner Schwester.«
»Wir geben es Ihnen so bald wie möglich zurück.«
Paula und Tweed fuhren wieder in die Yelland Street, und obwohl die beiden ausgemachte Experten im Durchsuchen von Räumen waren, hatten sie auch nach zwei Stunden im Erdgeschoss und im Souterrain - in dem sich das Schlafzimmer und das Bad befanden - nichts gefunden, was sie weitergebracht hätte. Schließlich begab sich Tweed ins Arbeitszimmer im ersten Stock und öffnete dort mithilfe eines Dietrichs eine Reihe metallener Aktenschränke.
Alle enthielten sie Ordner, die mit den Namen von Firmen beschriftet waren. Weil weder Tweed noch Paula von diesen Firmen je gehört hatten, notierte er sich alle Namen in seinem kleinen Büchlein. Auch wenn die Ordner ihn vielleicht nicht weiterbrachten, waren sie doch der Beweis dafür, dass Christine ein unermüdliches Arbeitstier war.
Während Tweed sich weiter im Arbeitszimmer umsah, rief Paula von ihrem Handy aus in der Park Crescent an und gab Monica Bescheid, wo sie sich gerade aufhielten. Dann gesellte sie sich wieder zu Tweed. »Und? Haben Sie etwas gefunden?«, fragte sie ihn.
»Nein, nichts.«
»Ich auch nicht«, sagte Paula. »Jetzt werde ich mir noch die Küche vornehmen. Wäre ja nicht abwegig, dass eine Frau gerade dort etwas versteckt.«
Paula ging in die moderne, teuer eingerichtete Küche. Sie zog ein Paar Latexhandschuhe über und versuchte zunächst, die Tür des riesigen amerikanischen Kühlschranks zu öffnen, was ihr aber nicht gelang, weil sich irgendetwas sperrte. Paula ließ den Kühlschrank fürs Erste und zog systematisch alle Schubladen in den Küchenmöbeln heraus. Eine klemmte allerdings so fest, dass sie sich nicht bewegen ließ. Ein kleines Schränkchen war seltsamerweise mit zwei Sicherheitsschlössern versehen, an denen deutliche Spuren zu erkennen waren, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Paula rief Tweed und zeigte es ihm.
»Könner waren da nicht am Werk«, lautete sein Kommentar. »Rufen Sie doch Harry Butler an. Er soll so schnell wie möglich vorbeikommen und den Schrank öffnen. Harry kriegt doch so gut wie alles auf.«
In diesem Augenblick klingelte Paulas Handy. Paula ging ran, hörte schweigend eine Sekunde zu und reichte den Apparat dann an Tweed weiter. »Es ist Monica«, flüsterte sie.
Tweed hob das Telefon ans Ohr und meldete sich.
»Hier Monica. Stellen Sie sich vor, soeben ist Abel Gallagher bei uns einmarschiert. Er hat George einfach beiseite geschoben, ist hoch in den ersten Stock und steht jetzt im Büro, wo er sich gerade einen wüsten Streit mit Bob Newman
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