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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Klingelknopf. Es dauerte nicht lange, da öffnete eine attraktive rothaarige Frau um die dreißig die Tür und spähte über die vorgelegte Sicherheitskette nach draußen.
    Tweed stellte sich und Paula vor und zeigte seinen Ausweis. Daraufhin löste die Bewohnerin die Kette und öffnete die Tür.
    »Gibt es etwas Neues über Christine?«, fragte sie aufgeregt. »Ich bin Anne, ihre Schwester. Aber kommen Sie doch bitte herein.«
    Als sie in die Diele traten, bemerkte Paula, dass der Teppichboden zwar von billiger Qualität, aber offensichtlich frisch gesaugt war. Auf dem Spiegel an der Wand war nicht ein Staubkorn zu sehen. Anne Barton führte sie in ein kleines Wohnzimmer, bat sie, auf dem Sofa Platz zu nehmen, und zog sich selbst einen Stuhl heran. Ihr Gesicht spiegelte Hoffnung, aber auch Zweifel wider.
    »Leider können wir Ihnen keine positive Nachricht überbringen«, sagte Tweed. »Wir bemühen uns jedoch herauszufinden, wie Ihre Schwester verschwunden sein könnte. Können Sie uns sagen, wann sie zuletzt gesehen wurde?«
    »Auf den Tag genau vor vier Monaten. Da hat sie mir die wunderschöne schwedische Glasvase geschenkt, die dort drüben auf dem Fensterbrett steht. Muss ein Vermögen gekostet haben, aber Christine ist mir gegenüber schon immer äußerst großzügig gewesen.«
    Anne Barton war ungefähr einen Meter siebzig groß, schlank und hatte graue Augen und ein angenehmes, apartes Gesicht. Sie trug ein bunt bedrucktes Kleid und Schuhe mit hohen Absätzen. Paula hatte den unbestimmten Verdacht, dass Anne das wenige Geld, das sie besaß, zum größten Teil in ihre Schuhe investierte. Dass das Zimmer mit zwar geschmackvollen, aber eher billigen Möbeln eingerichtet war, bestätigte sie in ihrer Annahme.
    »Ich bin froh, dass Sie hier sind«, fuhr Anne fort. »Jetzt weiß ich wenigstens, dass die Behörden etwas unternehmen, um Christine zu suchen. Damals, an dem Tag, an dem sie verschwunden ist, wollte meine Schwester eigentlich noch am Abend nach Hause kommen. Sie hatte einen Termin bei einem wichtigen Klienten außer Haus …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche«, fiel Tweed ihr ins Wort. »Aber kennen Sie den Namen dieses Klienten?«
    »Nein, keine Ahnung. Christine war immer sehr zurückhaltend, wenn es um ihre Arbeit ging. Sie sagte, das sei vertraulich, und ich habe ihr geglaubt, denn sie war immer schon die Klügere von uns beiden. Sie ist Wirtschaftsprüferin und wird oft engagiert, wenn es darum geht, krumme Geschäfte aufzudecken. Darin ist sie eine der Besten. Die Firma, zu der Christine am Tag ihres Verschwindens gerufen wurde, hatte den Verdacht, dass mit den Büchern etwas nicht in Ordnung war, und hatte ihre Bilanzen zunächst von einer der großen Wirtschaftsprüfungskanzleien in der Innenstadt überprüfen lassen. Weil die nichts finden konnte, hat die Firma dann Christine beauftragt. Anscheinend war der Verdacht, dass etwas an den Büchern manipuliert worden ist, immer noch nicht ausgeräumt. Und wenn jemand so etwas herausfinden kann, dann meine Schwester.«
    »Haben Sie denn ihr Verschwinden irgendwo gemeldet?«
    »Ja, das habe ich«, sagte Anne, und Paula hatte den Eindruck, dass sich ihr Gesicht dabei verfinsterte. »Ich bin zur Polizei gegangen und habe dort auf der Vermisstenstelle mit einem ziemlich bornierten Beamten gesprochen, der mir jede Menge seltsamer Fragen gestellt hat. Ob sie einen Freund hat, wollte er wissen. Nein, sagte ich. Ob sie vielleicht bei unseren Eltern sein könne? Ich erklärte ihm, dass unsere Eltern tot sind. Das war ihm sichtlich egal. Statt Anteilnahme zu zeigen, hat er mir einen langen Vortrag darüber gehalten, wie viele Leute tagtäglich aus den verschiedensten Gründen verschwinden, um niemals wieder gesehen zu werden. Schließlich hat er widerstrebend eingewilligt, den Fall zu den Akten zu nehmen, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Nach dem Gespräch war ich völlig verzweifelt.«
    »Und was haben Sie dann unternommen?«, fragte Tweed freundlich.
    »Das, was ich eigentlich sofort hätte machen sollen.
    Christine hat mir einen Schlüssel zu ihrem Haus gegeben, damit ich hin und wieder nach dem Rechten sehen kann, wenn sie mal länger wegmuss. Als ich bei ihr zu Hause vorbeigeschaut habe, sah dort aber alles ganz normal aus. In ihrem Schrank schien nichts zu fehlen, und auch ihre beiden Koffer waren noch da. Im Bad lag ihr Kulturbeutel. Wenigstens den hätte sie mitgenommen, wenn sie für länger als einen Tag weggefahren

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