Skelett
bestehen«, brummte Marler. »Ich werde den Ort, wo wir beinahe unseren stellvertretenden Direktor verloren hätten, mal genauer unter die Lupe nehmen. Man muss schon ein Scharfschütze sein, um einem anderen Scharfschützen auf die Schliche zu kommen.«
»Scharfschütze oder nicht, Sie werden dort nichts finden«, zog Newman ihn auf.
»Seien Sie sich da mal nicht so sicher.«
Marler verließ das Büro und schloss leise die Tür hinter sich. Newman zuckte die Achseln und griff zur Zeitung, weil er Tweed darin etwas zeigen wollte. In diesem Moment klingelte das Telefon. Monica reichte Tweed den Hörer. Es sei Paula, sagte sie.
»Hallo, Paula«, meldete Tweed sich. »Was gibt’s?«
»Pete Nield ist gerade hier angekommen. Ich glaube, Anne kann ihn recht gut leiden. Ich bin unten im Schlafzimmer, im Souterrain. Pete hat auch Butler mitgebracht, der im Augenblick dabei ist, alle Fenster und Türen zu sichern. Ich habe mich bereit erklärt, etwas für Anne zu kochen. Sie hat nur abgewinkt, was ich gut verstehen kann. Nach dem Anblick in Saafelds Leichenschauhaus ist ihr wohl der Appetit vergangen.«
»Gut, dass Saafeld die Tote gleich mitgenommen hat.«
»Mir ist übrigens etwas eingefallen«, fuhr Paula fort. »Michael war doch zwei Wochen lang bei Bella Ashton, bevor er in die Klinik dieses reizenden Dr. Saxon verlegt wurde, weil dieser weitaus weniger für seine Behandlung verlangt hat. Da liegt doch die Vermutung nahe, dass der geheimnisvolle Anrufer bei Bella Ashton - sei es nun ein Mann oder eine Frau - ziemlich knapp bei Kasse sein muss.«
»Und was verstehen Sie unter knapp bei Kasse, Paula? Dass jemand nur hunderttausende statt Millionen besitzt?«
»Nein, ich meine, richtig knapp bei Kasse«, entgegnete Paula.
»Ich muss jetzt auflegen«, sagte Tweed. »Saafeld erwartet mich bei sich in Holland Park. Schnell, wie er ist, hat er bestimmt schon die ersten Schlüsse aus der Untersuchung der drei Leichen gezogen.«
»Dann treffen wir uns in Holland Park. Pete kommt hier bestens allein zurecht.«
»Bis dann also«, sagte Tweed. Er legte auf und holte sich seinen Mantel.
»Aber wollen Sie sich nicht noch kurz die Zeitung ansehen?«, sagte Newman.
»Ich bleibe nicht lange weg. Sie können ja in der Zwischenzeit herausfinden, ob es etwas Neues in Bezug auf unseren Freund Abel Gallagher gibt.«
Als Tweed in Holland Park eintraf, wartete Paula dort bereits auf ihn. Sie stand vor Saafelds großem Haus, das von Nadelbäumen vor neugierigen Blicken geschützt war. Es nieselte, weshalb Paula einen Regenschirm aufgespannt hatte.
»Ich habe mir ein Taxi genommen«, antwortete sie auf Tweeds Frage, wie sie so schnell hergekommen sei.
Früher hätten sie einfach das Gartentor öffnen und ungehindert über die Auffahrt zur Haustür gehen können, aber mittlerweile war Saafelds Anwesen wie ein Hochsicherheitstrakt abgeschirmt. Die hohen, schmiedeeisernen Torflügel wurden erst dann geöffnet, wenn man sich an der mit einer Videokamera ausgestatteten Gegensprechanlage identifiziert hatte. Als Tweed sich und Paula ankündigte, forderte ihn Saafeld auf, schleunigst ins Haus zu kommen.
Die Torflügel schwangen nach innen auf und schlossen sich sofort wieder hinter den beiden Besuchern. Paula hatte die düstere, von dichten Rhododendronbüschen gesäumte Auffahrt immer schon als deprimierend empfunden, unter dem dunklen, verhangenen Himmel wirkte sie aber noch trostloser auf sie als sonst.
Es war erst knapp zwei Stunden her, dass Paula mit Anne Barton hier gewesen war und sie in den modern ausgestatteten Autopsieraum im Keller des Hauses begleitet hatte.
Saafeld empfing sie in der großen, mit erlesenen Antiquitäten eingerichteten Eingangshalle, deren Parkettboden blank gebohnert war. Nachdem er seine Gäste ins Wohnzimmer geführt und in bequemen Sesseln hatte Platz nehmen lassen, brachte seine Frau ein Silbertablett herein und bot ihnen Tee und Gebäck an. Nachdem sie Paula und Tweed kurz begrüßt hatte, ging sie wieder.
»Kommen wir zur Sache«, sagte Professor Saafeld, nachdem seine Frau das Zimmer verlassen hatte. »Ihr dreifacher Mörder dürfte eine Person mittleren Alters sein, kräftig und gut in Form. Andernfalls hätte er die Leichen nicht so zurichten können.«
»Sind Sie sich denn sicher, dass es sich bei allen drei Morden um denselben Täter handelt?«, fragte Tweed.
»Ja, daran besteht kein Zweifel. Die beiden Opfer im Dartmoor und Christine Barton wurden alle auf die gleiche Weise getötet.
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