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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Vermutlich stand es schon länger in der Sonne. Paula legte ihre Reisetasche auf den Schoß und sah zu, wie Marler sich in dem anderen Wagen ans Steuer setzte. Butler stieg neben ihm ein, während Nield auf der Rückbank Platz nahm. Nachdem sich Tweed neben Paula gesetzt hatte, kam auch der Fahrer ihres Wagens und nahm hinter dem Lenkrad Platz.
    »Machen Sie sich auf eine rasante Fahrt gefasst, Paula«, sagte er in perfektem Englisch zu ihr und lächelte sie an.
    »Ich dachte, Sie sind Araber«, erwiderte Paula erstaunt.
    »Dafür soll man mich auch halten.« Der Fahrer ließ schmunzelnd den Motor an. »Ich lebe jetzt schon so lange hier im Süden, dass ich so braun wie ein Einheimischer bin. Dazu noch die passende Kleidung, und schon gehe ich unauffällig in der Menge unter. Außerdem spreche ich fließend Arabisch.«
    »Darf ich vorstellen, Paula?«, sagte Tweed. »Philippe Cardon alias Monsieur Marin. Mr Cardon hat früher einmal für mich gearbeitet. Er war einer der Besten. Aber dann hat er einen fürchterlichen Schicksalsschlag erlitten.«
    »Ja, als meine über alles geliebte Frau starb«, erklärte Cardon und warf einen prüfenden Blick in den Rückspiegel, um sich zu vergewissern, dass die Besatzung des zweiten Citroën abfahrtbereit war. »Aber das ist schon lange her«, fügte er hinzu. »Natürlich gibt es Tage, an denen es mir nicht so gut geht - an ihrem Geburtstag, an unserem Hochzeitstag und an ihrem Todestag.« Mit veränderter Stimme fuhr er fort: »Haben Sie sich eigentlich angeschnallt? Kann sein, dass ich ziemlich schnell fahren und abrupt bremsen muss.«
    Als sich der Wagen dann in Bewegung setzte, fuhr er allerdings noch mit normaler Geschwindigkeit. Paula schaute neugierig aus dem Fenster. Marseille schien in erster Linie aus zweistöckigen, weiß getünchten Häusern zu bestehen, in denen unten schäbig wirkende Geschäfte voller Ramsch untergebracht waren. Kinder spielten in ausgeschlachteten Autowracks am Straßenrand.
    »Da vorn verläuft die Hauptstraße«, erklärte Cardon.
    »Erinnert nicht unbedingt an die Champs-Élysées.«
    Wahrhaftig nicht, dachte Paula. Überall lag Müll herum, und von den Häuserwänden blätterte der Putz ab.
    »Sehen Sie dort drüben die Wechselstube?«, fragte Cardon. »Erst vor ein paar Tagen wurde hier ein amerikanischer Tourist erstochen, der gerade eine größere Summe Dollar in Euro gewechselt hatte. So ist das hier in Marseille.«
    »Eine reizende Stadt«, sagte Paula.
    »Es ist nicht mehr weit bis zu Ihrem Hotel, nur noch eine halbe Meile, wie ihr Engländer wohl sagen würdet. Halten Sie sich fest! Es geht los.«
    Paula schaute aus dem Heckfenster und sah, dass hinter ihnen ein schwarzer Renault fuhr, der dunkel getönte Scheiben hatte. Von dem anderen Citroën war nichts zu sehen. Cardon gab Vollgas, und das Taxi raste wie ein Rennwagen die Straße entlang. Auch der Renault beschleunigte, und hinter ihm entdeckte Paula auf einmal den zweiten Citroën.
    »Festhalten!«, rief Cardon und machte eine Vollbremsung.
    Der Renault knallte mit voller Wucht auf die verstärkte hintere Stoßstange von Cardons Wagen. Der ihm folgende Citroën fuhr auf den Renault auf und drückte ihn von hinten zusammen. Von der Wucht des Aufpralls wurde Paula nach vorn geschleudert, aber der Sicherheitsgurt verhinderte Schlimmeres. Paula schaute zurück und stellte fest, dass der zwischen die beiden Stoßstangen gequetschte Renault stark deformiert war. Die Windschutzscheibe war zersplittert, und von den Insassen gab es kein Lebenszeichen. Marler setzte seinen Wagen einen Meter zurück, sprang hinaus und spähte in das Innere des Wracks. Dann lief er nach vorn zu Tweed, der inzwischen das Fenster auf seiner Seite heruntergelassen hatte.
    »Die sind alle tot«, sagte er und wandte sich dann an Philippe Cardon. »Sie hatten jede Menge Schnellfeuerwaffen im Auto. Sollen wir weiterfahren?«
    »Ja.«
    Cardon startete den Motor, und als er losfuhr, hörte Paula, wie sich die Stoßstange mit einem Knirschen vom eingedrückten Kühler des Renaults löste. In normalem Tempo erreichten sie ohne weitere Zwischenfälle den alten Hafen von Marseille.
     
    Tweed sah das austernförmig geschwungene Hafenbecken zum zweiten Mal in seinem Leben, aber diesmal war es voll von Jachten und Vergnügungsbooten aller Größen und Formen. Tweed mochte seinen Augen kaum trauen.
    »Wo sind die Fischerboote?«, fragte er Cardon. »Von meinem Hotelzimmerfenster aus habe ich ihnen immer zugesehen, wie sie

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