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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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Tag und Nacht zum Fischfang ausgelaufen sind.«
    »Die gibt es hier schon lange nicht mehr«, sagte Cardon.
    »Heutzutage legen nur noch Luxusjachten und Vergnügungsdampfer im Vieux Port an. Ist ein teures Pflaster geworden.«
    Kurz darauf hielt er vor dem Eingang des etwas oberhalb des Hafens gelegenen Hotels an.
    »Wird die Polizei nicht nach uns suchen, wenn sie den zertrümmerten Renault entdeckt?«, fragte Tweed.
    »Garantiert nicht«, antwortete Cardon lachend. »Wenn die Polizei vier tote Araber findet, geht sie davon aus, dass es sich um die Opfer eines Bandenkriegs handelt, und da mischt sie sich nicht ein. Ihre einzige Sorge wird sein, das Wrack möglichst schnell von der Canebière zu entfernen.«
    »Was ist denn die Canebière?«, fragte Paula.
    »Die Straße, auf der sich der Vorfall ereignet hat. Vor Jahren gab es in der Canebière nur teure, exklusive Geschäfte, die reiche Pariserinnen zu ihren Stammkundinnen zählten. Jetzt aber ist diese einstige Prachtstraße so dreckig und verkommen wie der Rest von Marseille auch.«
    Zu Tweeds Freude war das Zimmer, das er bei seinem ersten Besuch vor vielen Jahren bewohnt hatte, noch frei. Als er später am Fenster stand und den Blick über den alten Hafen schweifen ließ, klopfte es an seine Tür. Es war Paula. Er bat sie herein und schloss die Tür hinter ihr.
    »Das Hotel ist zwar nicht das Ritz, aber im Großen und Ganzen recht ordentlich«, sagte sie.
    »Früher war das mal ein erstklassiges Haus«, sagte Tweed.
    »Aber es ändert sich nun einmal alles, und zwar nicht immer zum Besseren. Als ich das letzte Mal hier war, habe ich es genossen, bis spät in den Abend den Fischerbooten beim Ein- und Auslaufen zuzusehen. Jetzt aber haben sie den alten Hafen kaputtgemacht. Und sehen Sie sich nur diese Scheußlichkeiten dort drüben an. Die gab es damals auch noch nicht.«
    Er deutete auf die andere Seite des Hafenbeckens, wo große, hässliche Bürogebäude und seelenlose Wohnsilos den Horizont verunstalteten. Es sah aus wie in jeder anderen Großstadt auch.
    »Das nennt man wohl Fortschritt«, murmelte Tweed.
    »Ich frage mich, weshalb Cardon dieses Hotel ausgesucht hat«, überlegte Paula laut.
    »Marler meinte, der Mann habe geradezu darauf bestanden.«
    Tweed verstummte, weil es wieder an der Tür klopfte. Mit der Hand an seiner Walther Automatik fragte Tweed, wer da sei, und öffnete die Tür, nachdem Philippe Cardon sich zu erkennen gegeben hatte. Paula schaute ihn überrascht an. Cardon hatte sich umgezogen und trug jetzt einen eleganten cremefarbenen Sommeranzug und darunter ein Hemd mit offenem Kragen.
    »Na, der Anzug steht Ihnen bedeutend besser als die arabische Tracht von vorhin«, sagte sie. »Ach, darf ich Sie fragen, wieso Sie ausgerechnet dieses Hotel ausgewählt haben?«
    »Ich mag Frauen, die mitdenken«, sagte er und nickte ihr anerkennend zu. »Kommen Sie ans Fenster, dann zeige ich es Ihnen. Sehen Sie den zweiten Landungssteg dort unten? Ja? Und jetzt sehen Sie sich das vierte Boot daran an.«
    »Ich sehe es.«
    »Sieht ziemlich schnell aus«, sagte Tweed.
    »Das ist es auch. Damit fahren wir morgen zur Île des Oiseaux, wenn der verdächtige Frachter dort anlegt.«
    »Können Sie uns etwas mehr über den Frachter erzählen?«, fragte Tweed.
    »Als er in Algier abgelegt hat, hieß er noch Bougie, aber irgendwo auf hoher See haben sie ihm den Namen Oran an Heck und Bug gepinselt. Dazu kommt, dass die Mannschaft an Bord für ein Fünfzehntausend-Tonnen-Schiff viel zu groß ist. Lauter Galgenvögel übrigens, die von der christlichen Seefahrt nicht viel Ahnung haben.«
    »Dann werden wir die Insel also erst morgen sehen?«, sagte Tweed.
    »Nein. Sehen werden Sie sie schon heute. Wenn es Ihnen recht ist, werde ich Sie jetzt zu einem Aussichtspunkt fahren, von wo aus Sie einen guten Blick auf die Insel haben.«
     
    Der Citroën, in dem sie diesmal fuhren, ähnelte dem Taxi von vorhin, nur dass er weder schusssichere Scheiben noch verstärkte Stoßstangen aufwies. Als Cardon gerade losfahren wollte, tauchte wie aus dem Nichts ein junger Araber auf, der sich daran machte, mit einem Gummiwischer die Windschutzscheibe zu säubern. Cardon beugte sich aus dem Fenster und warf dem Mann einen zerknüllten Geldschein zu.
    »Yallah!«, rief er mit lauter Stimme.
    »Was bedeutet das?«, wollte Paula wissen.
    »Dass er verschwinden soll. Ich möchte nicht, dass er mir mein Auto schmutzig macht. So etwas passiert einem hier jeden Tag.«
    »Tja, diese armen

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