Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
ich wäre nie hierhergekommen.
Ich flüchtete mich in eine Traumwelt, in der ich auf einer einsamen Insel lebte, auf der es keine Menschen, sondern nur Hunde und Pferde gab. Keine Schule, in die man gehen musste, keine Eltern, die sich schuldig fühlten, wenn sie mich ansahen, keine angewiderten Blicke, kein Gekicher hinter meinem Rücken. Nur Sonne, Meer, endloser weißer Strand, Schatten spendende Palmen, alles ganz für mich allein …
Plötzlich zuckte Beth zurück und ihr Mund öffnete sich vor Überraschung. Ihre Augen blitzten mich an, und ich wirbelte herum, bevor sie die Hand ausstrecken konnte, um mich daran zu hindern.
Steven Carlisle.
Er stand in der Tür, mit einem Mädchen im Arm. Eine schlanke Blonde in einem wunderschönen grünen Kleid. Eine, mit der jede andere im Raum gern tauschen würde.
Beth packte mich am Arm. »Jenna – du lieber Himmel, es tut mir leid. Daran habe ich nicht gedacht. Aber er ist über achtzehn, er sollte eigentlich nicht hier sein.«
»Er gehört zur Mannschaft. Sein Dad unterstützt den Klub«, antwortete ich matt. »Er kann wahrscheinlich machen, was er will.«
Steven schlenderte durch den Raum, seine neue Freundin trippelte ihm bewundernd hinterher. Er ging an ein paar Grüppchen vorbei und blieb einige Male stehen, um mit ausgewählten Leuten zu reden. Dann kam er an die Bar.
Wo er mich entdeckte.
Er starrte mich an.
Seine Lippen verzogen sich, als ob er etwas Weißes, Glibberiges unter einem Stein erblickt hätte.
Und er wandte mir ganz bewusst den Rücken zu.
Er beugte den Kopf, um das Mädchen besser zu verstehen, und lachte laut.
Beth zog mich am Arm. »Jenna, komm weg hier.« Ich ließ mich von ihr in das nächste Zimmer ziehen, in dem es ruhiger war.
»Er sollte tot sein«, zischte ich. »Er. Nicht Lindz. Und nicht Charlotte.«
»Jen, hör auf. Er ist es nicht wert.«
»Aber Lindz ist es.«
Max kam eilig zu uns. »Ist alles in Ordnung? Er ist auf der Veranda beim Rest der Mannschaft. Ich nehme an, er bleibt die meiste Zeit dort. Wir gehen ihm einfach aus dem Weg.«
Der DJ drehte die Musik lauter und eine Gruppe von Leuten stürmte auf die Tanzfläche. »Komm, lass uns tanzen«, sagte Beth – mehr, um mich abzulenken, als dass sie wirklich Lust dazu hatte. Ich ließ mich überreden. Max wackelte teilnahmslos hin und her, wie alle Jungs, die nicht sicher waren, was sie mit ihren Armen und Beinen anstellen sollten. Als die Tanzfläche immer voller und es unter den Scheinwerfern sehr heiß wurde, fing ich an, mir Sorgen zu machen, dass sich die dicken Make-up-Schichten auflösen und über mein Gesicht laufen könnten. Ich rief Beth zu, dass ich eine Abkühlung brauchte, und zog mich an einen Tisch neben einem offenen Fenster zurück, wo sie mich sehen konnte.
Ein R&B-Song dröhnte aus den Lautsprechern und das Mädchen im weißen Kleid kam durch die Verandatür. Sie zog Ryan hinter sich her. Ich machte mich so klein wie möglich und beugte den Kopf über mein Glas. Als ich verstohlen aufblickte, sah ich sie miteinander tanzen. Seine Hände lagen auf ihren Hüften und sie bewegte sich zwischen seinen Beinen und presste sich an ihn. Sie konnte gut tanzen. Als das Lied zu Ende war, nahm er ihre Hand und führte sie wieder nach draußen.
Ich lehnte mich zurück und sah zu, wie sich die Discokugel über der Tanzfläche drehte. Von den anderen Tischen und durch das offene Fenster wehte Gelächter zu mir herüber. Beth winkte mir zu, und ich winkte zurück, aber ich wünschte, sie würde mich in Ruhe lassen. Ich sah auf die Uhr an der Wand. Die Minuten verstrichen qualvoll langsam, und ich versuchte, den Zeiger dazu zu bringen, sich schneller zu bewegen.
»Hi.« Ein Junge setzte sich direkt neben mich. »Warum tanzt du nicht?«
»Ich mach ’ne Pause.«
»Ich auch.« Er beugte sich vor, damit ich ihn trotz der Musik hören konnte, sein Atem roch nach Cidre.
»Wie heißt du?«
»Jenna.«
»Hey, ich bin Ed. Bist du mit deinem Freund hier?«
Wie viel hatte der denn getrunken? Konnte er nicht mehr klar sehen? »Nein, mit ein paar Freunden.« Ich deutete mit einer unbestimmten Geste auf die Tanzfläche.
»Dein Freund ist nicht hier?«
»Ich hab keinen.«
»Das kann doch gar nicht sein. Offenbar hast du nur noch nicht den richtigen Jungen getroffen.« Er grinste, als ob er etwas wirklich Witziges gesagt hätte. Er sah aus, wie Jungen in der Pubertät eben aussahen. Vor den Sommerferien waren sie noch süß und kindlich wie Charlie und danach sahen sie
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