Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Schwester gesagt. »Die hier ist viel leichter als deine Massagecreme.« Sie verteilte etwas davon auf meinem Gesicht und es fühlte sich leicht und kühl an.
Sie stellte ein paar Tiegel vor mich auf den Tisch. »Das Make-up wird in drei Schichten aufgetragen. Wir fangen mit der Abdeckcreme an. Am besten nimmst du dir immer nur ein kleines Stück vor, und wenn du dein Gesicht dann ganz im Spiegel anschaust, um die Grundierung aufzutragen, sieht es schon viel besser aus.« Ich schluckte und hielt die Augen auf die Tiegel gerichtet. Sie tätschelte meine Hand. »Einigen Patienten hilft das. Ich fange an und dann versuchst du es.«
»Okay«, murmelte ich. Was ich wirklich wollte, war aufstehen und wegrennen. Der Gedanke daran, meine Haut auf diese Weise zu berühren, ihr so viel Aufmerksamkeit zu schenken, drehte mir den Magen um. Es war schon schlimm genug, dass ich sie zweimal am Tag massieren musste, aber dazu brauchte ich wenigstens keinen Spiegel, und die dicke Schicht Creme unter meinen Fingern sorgte dafür, dass ich die Haut in meinem Gesicht gar nicht richtig fühlen konnte.
Sie tauchte ihren Finger in den Tiegel und verteilte ein paar gelbliche Kleckse auf meinem Gesicht. Ich sah zu, wie sie ihren Finger auf meinen Narben hin- und herbewegte. »Das nennt man Tupfentechnik, und es sorgt dafür, dass die Abdeckcreme überall gleichmäßig verteilt wird.« Ich versuchte es auch, mit weniger gutem Ergebnis. Sie befeuchtete einen Schwamm. »Jetzt ist die Grundierung an der Reihe. Sie ist viel flüssiger, deshalb tragen wir sie mit klopfenden Bewegungen auf deinem Gesicht auf, nämlich so. Pass auf, dass du nicht an der Haut reibst, sonst geht die Abdeckcreme wieder ab.« Sie nahm einen weiteren Tiegel und reichte ihn mir. »Letzte Schicht. Ein anderer Farbton und dickflüssiger. Du trägst es nur dort auf, wo du es brauchst. Ich finde es am besten, wenn man beide Grundierungen vermischt. Dadurch bekommt man ein tolles Ergebnis.« Sie nickte zustimmend, während ich die Creme auftrug, und zeigte mir die Stellen, an denen ich etwas vergessen hatte. »Jetzt mach die Augen zu. Ich will ein bisschen Puder über dein Gesicht verteilen, damit es nicht so glänzt … okay, jetzt guck mal in den Spiegel.«
Ich öffnete die Augen. Es sah ein bisschen besser aus, aber meine rechte Gesichtshälfte erinnerte mich noch immer an verschrumpelte Fingerspitzen nach einem langen Bad. Nicht mal ein Berg Make-up konnte das verschwinden lassen.
Zwei Monate später betrachtete ich wieder mein geschminktes Gesicht im Spiegel. Ich hatte es ganz gut hingekriegt. Ich steckte mir silberne Kreolen in die Ohren, dann ging ich ein letztes Mal mit dem Glätteisen durch meine Haare. Parfüm war nicht drin, weil es die Haut an meinem Hals reizte, aber das war nicht schlimm, denn ich hatte nach dem Duschen jede Menge Bodylotion aufgetragen.
Ich hörte das Knirschen von Autoreifen auf Kies, als ein Wagen in die Auffahrt einbog, und rannte nach unten. Auf der untersten Stufe zog ich meine Schuhe an. Mum kam mit meinem Mantel.
»Den brauche ich nicht. Wir fahren doch mit dem Auto.«
»Du siehst toll aus. Ich wünsch dir viel Spaß«, sagte sie und zupfte an dem dünnen Schal, der die Narben an meinem Hals bedeckte.
Dad kam in den Flur. »Wenn es Alkohol gibt, denk dran, dass du nicht –«
»Clive, das weiß sie. Sie geht zum ersten Mal seit Monaten aus. Lass sie in Ruhe. Außerdem werden heute nur alkoholfreie Getränke ausgeschenkt, das habe ich dir doch gesagt.«
»Und wenn da was mit Drogen läuft«, fuhr er fort, ohne sie zu beachten, »dann rufst du mich an, und ich hole dich ab. Hast du dein Handy? Ist es aufgeladen?«
»Ja«, zischte ich und meine Nerven fuhren Achterbahn. Bevor ich der Versuchung nachgab, nach oben zu fliehen und mich in meinem Zimmer einzuschließen, lief ich zur Haustür hinaus.
»Ich bringe sie um halb elf zurück«, rief Beths Dad, als ich ins Auto stieg.
Der Rugbyklub von Whitmere veranstaltete oft Feste, aber das war das erste für unter Achtzehnjährige. Der heutige Abend war Teil der Zwanzig-Jahr-Feierlichkeiten und Max hatte Karten für uns besorgt. Er und Beth waren in der Woche zuvor beim Herbstball gewesen und nun offiziell zusammen. Das war für Beth eine gute Gelegenheit, mich aus dem Haus zu locken. »Du musst Max doch kennenlernen«, sagte sie, als ich meine Einwände vorbrachte und sie abwimmeln wollte. Normalerweise gab sie auf, wenn ich ihr absagte, doch dieses Mal bedrängte sie mich
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