Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
so lange, bis ich zustimmte.
Als wir beim Klubhaus ankamen, sah Beth auf ihr Handy. »Eine SMS von Max. Er ist schon da und wartet an der Bar auf uns.« Sie beugte sich vor und küsste ihren Vater auf die Wange. »Tschüs, bis später.« Sie sah gut aus heute Abend – sie trug die neuen Kontaktlinsen und hatte ihre Haare so frisiert, dass sie sich schön lockten.
Die Veranda vor dem Klubhaus war schon voller Leute. Jungs reichten Flaschen herum, die sie nach dem Trinken in den Blumentöpfen versteckten. Die Mädchen verglichen ihre Outfits. Ein paar von ihnen kannte ich aus der Schule.
Wir gingen an einem Pärchen vorbei, das auf einer Bank neben der Tür saß. Das Mädchen erregte meine Aufmerksamkeit, weil es das kürzeste und engste weiße Kleid trug, das ich jemals gesehen hatte. Dazu hohe weiße Plateauschuhe mit Bändern, die sich überkreuzten und bis hinauf zu ihren Knien wanden. Der Junge, mit dem sie da saß, hatte den Arm um sie gelegt und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Ihre Hand ruhte besitzergreifend auf seinem Bein. Sie war hübsch, aber mit etwas weniger Schmuck und Selbstbräuner wäre sie noch hübscher gewesen. So sah sie billig aus.
Ich stockte, als ich in das Gesicht des Jungen schaute.
Ryan?
Es war ein paar Wochen her, seit ich ihn das letzte Mal getroffen hatte. Er kam mir irgendwie verändert vor. Vielleicht waren es die schicken Klamotten – eine schwarze Hose und ein enges schwarzes Hemd mit feinen weißen Nadelstreifen. Aber auch sein Gesicht wirkte anders, während er mit dem Mädchen sprach. Es hatte einen härteren Ausdruck, der ihn älter erscheinen ließ und … auch ein bisschen Angst einflößend.
Er blickte auf, als er hörte, wie mein Absatz über den Boden schrammte. Seine Augen weiteten sich und er lächelte. »Hi«, sagte er lautlos. Das Mädchen blickte mich finster an, bis sie mein Gesicht besser sehen konnte. Dann entspannte sie sich.
Nein, ich bin keine Bedrohung für dich, was?
»Kennst du ihn?«, flüsterte Beth.
»Ich bin ihm ein paarmal begegnet. Wieso?«
»Ist er nett?«
»Ja, warum?« Sie konnte mich doch nicht ernsthaft verkuppeln wollen?
»Weil das Mädchen, mit dem er da sitzt, eine Schlampe erster Güte ist. Sie hat mit der halben Stadt geschlafen. Sie heißt Sadie. Meine Cousine hat es mir erzählt. Sie ist die beste Freundin von Sadies kleiner Schwester. Du solltest ihn warnen.«
»
So
gut kenne ich ihn auch wieder nicht.«
Toller Vorschlag, Beth. Ich konnte es mir lebhaft vorstellen: »Ich denke, ich sollte dir sagen, dass deine Freundin eine Schlampe ist. Natürlich ganz ohne Hintergedanken.« Er würde mir bestimmt jedes Wort glauben.
»Oh, schau mal, da hinten ist Max!« Beth deutete auf einen Jungen an der Bar.
Bevor er uns entdeckt hatte, blieb mir genügend Zeit, ihn genauer zu mustern. Ich war positiv überrascht. In meinem Kopf hatte ich ein Schreckensbild entworfen, das ihn wie eine Mischung zwischen einem Gnom und Lee West aus dem Jahrgang über uns (er hatte so viele Pickel, dass sein Gesicht glatt ein Punktebild abgeben könnte) aussehen ließ. Aber Max war weitgehend pickelfrei und er war weder besonders hässlich noch besonders attraktiv. Er sah aus wie jeder andere durchschnittlich hübsche Junge. Ich atmete auf – ich musste Beth nicht anlügen. »Der in dem blauen Hemd? Er sieht doch viel besser aus, als du gesagt hast.«
Beth glühte. »Komm, ich stell dich vor.«
Max’ Gesicht hellte sich auf, als er Beth entdeckte. Er schlang seinen Arm um sie und küsste sie auf die Wange. Eifersucht durchzuckte mich. Was hätte ich dafür gegeben, dass ein Junge mich so ansah! Beth machte uns bekannt: Max, sein älterer Bruder und zwei andere Jungs, mit denen sie befreundet waren. Alle waren vorgewarnt, das merkte ich daran, wie ihre Blicke über mein Gesicht glitten und auf sichererem Terrain hängen blieben, und an der Mühe, die sie sich gaben, um mich nicht anzustarren.
Max kaufte mir eine Cola. Sein Bruder und die beiden anderen Jungs redeten über Rugby. Beth und Max unterhielten sich über die historischen Rollenspiele und versuchten, mich durch gelegentliche Kommentare einzubeziehen. »Du hättest sein Gesicht sehen sollen, Jenna, es war so witzig!« Sie wollten einfach nur nett sein. Jeder konnte sehen, dass die beiden sich nur füreinander interessierten, und ich verstand weder, worüber sie sprachen, noch konnte ich mich dafür begeistern. Ich stand da, lächelte abwesend, drehte das Colaglas in meinen Fingern und wünschte,
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