Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
Wieso hat Steven es auf dich abgesehen?«, fragte er, als ob er mich gar nicht gehört hätte.
»Er wurde wegen leichtsinnigen Fahrverhaltens unter Drogen- und Alkoholeinfluss angeklagt. Sein Dad hat einen sehr guten Anwalt angeheuert und Steven hat nur eine Bewährungsstrafe bekommen. Die Leute im Dorf waren richtig wütend. Mein Dad hat eine Aktionsgruppe gegründet, die relativ schnell viel Zulauf erhalten hat. Leute aus Whitmere und anderen Dörfern sind jetzt auch dabei.«
»Und was ist mit dir passiert?«
»Mit mir? Krankenhaus, Hauttransplantationen, Operationen, Therapie. Um den Heilungsprozess zu fördern, musste ich nach der letzten Transplantation sechs Monate lang eine Kompressionsmaske tragen.« Ich stellte die Füße auf die Bank und legte die Arme um meine Beine. »Eigentlich soll ich weiter zur Therapie gehen, aber nicht mal die besten Seelenklempner der Welt können das wieder in Ordnung bringen. Sie sagen immer: ›Jenna, du musst lernen, damit zu leben.‹ Aber das geht nicht. Ich kann es nicht! Und ich bin verdammt wütend. So unglaublich wütend, und muss trotzdem so tun, als wäre nichts, weil alle wollen, dass es mir besser geht. Aber es ist nicht ihr Gesicht, oder?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, ist es nicht.« Und seine Augen ruhten auf meinem Gesicht, als ob er genau verstand, was ich meinte.
18_Ryan
Jenna atmete so schnell wie nach einem Dauerlauf. Und sie sah aus, als wären ihr die Worte und die Energie ausgegangen – kleiner und blasser als vor ein paar Minuten. Sie hatte sich auf der Bank zusammengekauert. Ich hätte sie gerne umarmt, aber ich wusste nicht, ob sie es zulassen würde.
Ach, Scheiß drauf! Ich kann doch nicht einfach nur so rumsitzen.
Ich legte beide Arme um Jenna und zog sie fast bis auf meinen Schoß. Sie war extrem angespannt.
»Was tust du da?«, quiekte sie.
»Ich umarme dich, verdammt noch mal, weil du das jetzt nötig hast. Was glaubst du denn?«
Sie schlug mir gegen die Brust und lachte halbherzig. »Ich weiß nicht. Du hast bestimmt was Besseres zu tun, als hier mit mir zu sitzen.«
»Einen Moment, ich denk kurz drüber nach … äh … äh … nein. Mir fällt nichts ein.«
»Glaube ich dir nicht.«
»Hey, schließlich begegne ich nicht jeden Tag jemandem, der mich in die Pferdescheiße befördert hat.«
Das brachte sie zum Lachen. Erst nur ein bisschen, aber dann richtig. »Ich versteh dich nicht«, sagte sie.
»Dann bist du in guter Gesellschaft. Ich verstehe mich selbst nicht.« Himmel noch mal, das stimmte sogar! Wie hatte sie mich dazu gebracht, das zu sagen? Dann fiel mir etwas ein. »Deine Freundin hat doch behauptet, du würdest nie mit jemandem reden?« Sie hörte auf zu lächeln. »Mit mir hast du geredet. Oder etwa nicht?«
Sie verzog das Gesicht. »Mmh.«
»Wenn du so guckst, kräuselt sich deine Nase. Wie bei einem Kaninchen.« Ich grinste. »Oder wie bei einem Schwein.«
Sofort ließ sie es bleiben. »Das Schwein bist du … Du liebe Zeit! Beth! Ich wollte sie noch mal anrufen wegen später.« Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem Handy.
»Willst du mit ihr nach Hause fahren oder sollen deine Eltern dich abholen?«
»Ich weiß nicht.« Sie klopfte mit ihren Fingern auf dem Handy herum. »Ich habe keine Lust, Beth zu sehen, weil sie wieder so … mitfühlend sein wird.« Sie sagte das voller Verachtung. »Aber Dad … ach, ich hab keine Ahnung.«
Ich leerte den Inhalt meiner Taschen auf den Tisch. »Für ein Taxi reicht es nicht mehr.«
»Hier gibt es sowieso keine.«
»Ich würde dich ja nach Hause begleiten, aber es ist so weit. Mit diesen Absätzen schaffst du doch gerade mal ein paar Hundert Meter.«
»Du würdest mich zu Fuß nach Hause bringen?«
»Natürlich.« So ein verrücktes Mädchen, als ob ich das nicht tun würde! »He, kannst du Fahrrad fahren?«
»Klar, warum fragst du?«
»Weil ich eine Idee habe. Ich bringe dich mit meinem Rad nach Hause. Ruf deine Freundin an und erklär es ihr.«
Ich verstand, warum sie ihrem Vater nichts erzählen mochte. Ich wollte genauso wenig, dass Mum erfuhr, dass ich von irgendeinem Typen aus der Stadt verdroschen worden war.
Sie wählte eine Nummer. »Beth, ich bin’s noch mal. Hör zu, bitte entschuldige mich bei deinem Vater. Ich kann mit jemandem aus Strenton mitfahren. Okay, ich ruf dich an, wenn ich zu Hause bin, damit du weißt, dass alles in Ordnung ist … Nein, ich bin nicht in zweifelhafter Gesellschaft.« Ich grinste und sie schlug nach mir und versuchte,
Weitere Kostenlose Bücher