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Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Titel: Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jarratt
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irgendwas die Schuld geben können, dann werden sie das tun.« Sie starrte auf die Stelle in meinem Gesicht, wo ihre Hand einen brennend roten Abdruck hinterlassen hatte. »Geh in dein Zimmer! Geh einfach!«
    Sie hatte mich noch nie geschlagen. Und als sie mich das letzte Mal in mein Zimmer geschickt hatte, war ich neun gewesen. Ich stand auf und ging. Manchmal war eine Diskussion angebracht und manchmal nicht.
    Das war alles bescheuert. Vielleicht war jemand betrunken in den Kanal gefallen. Oder hatte sich das Leben genommen. Mum war paranoid, wahrscheinlich gehörte das zu ihrer Krankheit. Doch dann dachte ich wieder an den Blick, mit dem der Polizist mein Gesicht gemustert hatte …
    Wenn ich nicht die ganze Nacht auf dem Boot gewesen war, hatte ich kein Alibi. Jennas Eltern durften nicht herausfinden, wo sie die Nacht verbracht hatte …
    Ich setzte mich aufs Bett und schickte ihr eine SMS.
    »Wir müssen reden. Ruf mich an, wenn du kannst.«
    Ich wartete, doch es kam keine Antwort. Entweder schlief sie oder sie war nicht allein. Ich legte mich hin, schaute auf das Display, wartete weiter und versuchte, das Unbehagen, das mich plötzlich überkam, nicht zu beachten.

31_Jenna
    »Eine Leiche?« Meine Beine gaben nach und ich suchte an einem Stuhl nach Halt.
    »Ja.« Mum sah runter auf ihre Hände. »Steven Carlisle.«
    Ich wurde fast ohnmächtig vor Erleichterung. Nicht Ryan. Nicht Ryans Mum.
    Dann traf es mich wie ein Schlag. Steven. »Wie … ist er …«
    »Ted hat gesagt, dass sein Schädel eingeschlagen war«, erwiderte sie schwach. »Sie glauben, es war Mord.«
    Mein erster Gedanke war:
Gut so!
    Der zweite war:
So was darf ich nicht denken.
Gefolgt von:
Doch jetzt ist endlich alles vorbei.
Der Kreislauf war durchbrochen. Ich musste Steven nie mehr begegnen. Musste ihn nie mehr meiden oder ihn zusammen mit einem anderen Mädchen sehen, mit dem er demonstrierte, wie egal ihm war, was er meiner besten Freundin angetan hatte. Dad konnte seine dämliche Aktionsgruppe auflösen und wir konnten zu einer Art Normalität zurückkehren. Vielleicht würden mir die Narben auch nicht mehr so viel ausmachen, weil es sich anfühlte, als ob sich letztendlich doch die Gerechtigkeit durchgesetzt hatte.
    Ich wusste, ich sollte irgendein Bedauern, irgendeine Art von Mitleid für ihn empfinden. Doch im Moment spürte ich bloß Erleichterung. Als ich von Mum zu Dad schaute, kapierte ich langsam, dass sie anders fühlten. Sie waren nicht traurig, dass ein weiteres Leben ausgelöscht worden war, sie hatten auch kein Mitleid mit seinen Eltern oder so. Sie hatten Angst.
    Dad knetete seine Finger zwischen den Handflächen. »Wahrscheinlich kommt später die Polizei vorbei. Die wollen bestimmt mit uns reden.« Er hörte sich an, als müsste er sich anstrengen, damit seine Stimme nicht kippte.
    Ich tappte wie durch einen Nebel auf etwas zu, das ich nicht richtig sehen konnte. Irgendetwas Gefährliches lauerte da draußen. »Warum?«
    Mum nahm meine Hand. »Bevor er nach Hause gekommen ist, war dein Dad noch kurz bei David Morris. Als er wieder rauskam, war das Auto mit Viehdung beschmiert. Die Windschutzscheibe, die Fenster, sogar der Auspuff war damit vollgestopft.«
    Ich sah, wie Dads Fingerknöchel weiß wurden und hervortraten, meine Nackenhaare stellten sich auf. Viehmist … David Morris … Charlottes Vater wohnte auf der anderen Seite des Dorfes, und wenn Dad dort war, hatte es fast immer etwas mit der Aktionsgruppe zu tun. Und das wusste auch Steven Carlisle …
    »Es war Kuhdung. Vielleicht vom Feld neben Davids Haus. David und dein Vater haben das abgewaschen, bevor er nach Hause gefahren ist. Er hat noch mal im Dorf angehalten, um die neuesten Newsletter in den Briefkasten zu werfen, und da saß Steven mit ein paar anderen. Als Dad vorbeiging, hat Steven gemuht, und seine Freunde haben gelacht und mitgemacht. Es war offensichtlich, dass er das Auto so zugerichtet hat. Sie hatten Streit und Dad drohte ihm mit der Polizei. Steven hat ihm ins Gesicht gespuckt und dein Vater hat die Beherrschung verloren und ihn zu Boden gestoßen.«
    »Ich habe ihn kaum berührt. Er war betrunken. Er ist vom Bordstein auf die Straße gefallen«, sagte Dad.
    Ich drehte mich zu ihm. »Du glaubst doch nicht, dass du ihn umgebracht hast? Dass er sich den Kopf angeschlagen hat, als du ihn gestoßen hast?« Ich hörte mich diese Worte sagen, und in mir drin schrie es, dass das nicht wahr sein konnte. Dad konnte nicht … niemals … nicht mal Steven.

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