Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
sichtlich. Im Scheinwerferlicht eines sich nähernden SUV leuchteten seine Augen hellgrau. Foster blieb angespannt, bis der Wagen um die Ecke bog, um vor einem anderen Haus zu parken. Mia sah dem Fahrzeug ebenso nervös nach. Sobald die roten Rücklichter außer Sicht waren, wandte sie sich Foster wieder zu. Er schaute sie an, als könnte sie beißen.
Nun, es war eine Idee gewesen, etwas, das sie sich vor ein paar Tagen überlegt hatte, bevor er unmissverständlich seine Abneigung gezeigt hatte. Sie war vielleicht keine Femme fatale, aber auf eine Berührung von ihr hatte noch kein Mann so reagiert wie er, geradezu als würde sie ihn mit etwas kontaminieren, was sich nie wieder abwaschen ließe. Im Allgemeinen reagierten die Männer eher recht gleichgültig.
Foster traf offenbar eine Entscheidung. »Fahren wir ein Stück.«
»Sagt das nicht die Mafia zu Leuten, kurz bevor die dann verschwinden?«, scherzte sie.
Ohne zu antworten, ging er ihr voran zu seinem Wagen. Er strahlte eine Härte aus, die gewöhnliche Angestellte normalerweise nicht besaßen. Sie konnte ihn sich auf der Brücke eines Schiffs vorstellen oder als Offizier, aber nicht dabei, wie er im Silver Lady Kasino seinen täglichen Pflichten nachging. Als sie ihn zum ersten Mal dort gesehen hatte, war ihr überraschenderweise ein Schauder der Erregung durch den Körper gegangen. In seinem dunklen Anzug hatte er eine elegante Erscheinung abgegeben, doch es war auch seine Gewaltbereitschaft zu spüren gewesen. Sie gehörte nicht zu den Frauen, die einen Blick auf einen Mann warfen und ihn schon begehrten, erst recht nicht jetzt, da sie ihre verschwundene Freundin aufspüren musste.
Mia stieg ohne Eile in den Nissan. Vermutlich wusste Foster, was zu tun war. Er besaß mehr Informationen über Kyra, als er zugab; darauf hätte sie ihr Leben verwettet. Da sie sich bereits so weit vorgewagt hatte, würde sie ihm nun vertrauen müssen.
Er setzte sich nicht sofort zu ihr ins Auto, sondern rief noch jemanden an. Da er sich dabei abwandte und leise redete, konnte sie nicht hören, worum es bei dem Gespräch ging. Das machte sie ein bisschen unruhig. Was wusste sie schon über ihn? Dann stieg er ein und ließ den Motor an.
Das Radio ging an, gerade lief ein Lied aus den Achtzigern. Mia wusste nicht, wohin er fuhr, und er teilte es ihr auch nicht mit. Sie musterte sein Profil, bewunderte die klare, kräftige Kinnlinie. Ihr gefielen seine Augen. Meistens wirkten sie kalt wie zwei Bergseen und strahlten auch in kritischen Situationen Ruhe aus. Er war kein gut aussehender Mann, seine Erscheinung hatte dafür aber etwas Besseres: Er wirkte, als könnte er mit allem fertig werden. Darüber war sie im Augenblick froh.
»Ich wünschte, Sie wären nicht in die Sache reingeraten«, sagte er, als sie schon zehn Minuten unterwegs waren.
Sie hatten inzwischen einen Außenbezirk der Stadt erreicht, und ihre Nervosität stieg. Aber vielleicht fuhr er zu einem Freund, den er gebeten hatte, sie für eine Nacht bei sich unterzubringen. Offenbar konnte Foster sie nicht mit in seine Wohnung nehmen. Vielleicht wurde er ebenfalls überwacht.
»Ich auch. Wohin fahren wir?«
Statt zu antworten, bog er in die Einfahrt eines gewöhnlichen Einfamilienhauses. Die Fenster waren dunkel, und niemand kam an die Tür. Erneut stieg Angst in ihr auf.
»Es tut mir leid.« Das Bedauern in seinen sturmgrauen Augen verwirrte sie. »Aber ich kann nichts anderes tun.« Er neigte sich zu ihr, wie um ihre Wange zu berühren, zog die Hand aber im letzten Moment zurück. »Übrigens wollte ich den Kuss. Mehr, als Sie ahnen.«
Ihre Wangen brannten. Dieses Bekenntnis verwirrte sie so sehr, dass kostbare Sekunden vergingen, ehe sie auf die wichtige Mitteilung reagierte. »Was soll das heißen, Sie können nichts anderes tun?«
»Sie werden Ihnen nicht wehtun. Bleiben Sie nur ruhig und tun Sie, was man Ihnen sagt, dann wird alles gut.«
»Wer denn?«, hakte sie mit schriller Stimme nach.
Doch er wandte sich ab, die Hände entschlossen um das Lenkrad geklammert. Was immer jetzt käme, Foster würde ihr nicht helfen.
Da riss jemand die Beifahrertür auf, und sie wurde von einem Maskierten aus dem Wagen gezogen.
1
Virginia – heute
»Wenn ich richtig verstanden habe, stammt Ihr Vater aus dem Iran«, sagte der Mann, der mit ihr das Vorstellungsgespräch führte, in vorsichtigem Ton. »Und Sie haben dort noch Verwandte, darunter Ihren Großvater und mehrere Cousins?«
Er hatte hellgraue Haare und
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