Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
war sie noch nicht wieder im Urlaub gewesen, vielleicht würde sie also ein bisschen ausspannen, bevor sie wieder einen Auftrag annähme.
Doch eins nach dem anderen.
Sie parkte, stieg aus dem Focus und nahm das Firmengebäude in Augenschein – eine Reihe miteinander verbundener Einzelbauten mit glänzenden Aluminiumfassaden, die in dem Waldgebiet deplatziert wirkten, zumal das Gelände von einem Elektrozaun umgeben war. Wieder sagte sie sich, dass sie das nichts anging, obwohl ihre Alarmglocken schrillten.
Mit klackernden Absätzen überquerte sie den Parkplatz. Der Eingang war unbewacht, aber Kameras zeichneten jede ihrer Bewegungen auf. Wenn sie jetzt nach rechts oder links abschwenkte, würde sie jemand aufgreifen, daran hatte sie keinen Zweifel. Also hielt Mia sich an die Anweisung des Wachmanns und ging den Korridor entlang, bis sie in einen Bürotrakt gelangte.
Hinter dem Empfangstresen saß eine gut frisierte Frau mittleren Alters. Der Raum war elegant in Rotbraun und Grau gehalten, an den Wänden hingen abstrakte Gemälde, die Mia nicht mochte. Sie erinnerten zu sehr an Blutspritzer.
»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte die Empfangsdame.
»Mein Name ist Mia Sauter. Ich muss mir einen Mitarbeiterausweis ausstellen lassen.«
»Ja, richtig. Ich bin Glenna Waters. Thomas Strong ist der Personalchef. Er hat heute leider keine Zeit. Aber keine Sorge, den Ausweis kann ich Ihnen ausstellen.«
»Danke.«
Mia lächelte dankbar und folgte der Frau hinter eine beige Trennwand, wo sie sich vor einen schwarzen Vorhang stellte und fotografiert wurde. Glenna benutzte mehrere Geräte, bis sie ihr nach fünfzehn Minuten einen frisch laminierten und mit Magnetstreifen versehenen Mitarbeiterausweis präsentierte.
»Bitte sehr. Sie sollten ihn permanent tragen.« Sie deutete auf ihren eigenen. »Ich kann Ihnen ein Umhängeband oder einen Clip dafür geben. Was ist Ihnen lieber?«
»Der Clip.«
Glenna befestigte den Clip und reichte ihr den fertigen Ausweis. »Sie gehören zur IT-Abteilung. Die ist neben der Buchhaltung am Ende des Gangs. Ich gebe Ihnen einen Lageplan mit, damit Sie sich zurechtfinden. Manchmal verläuft man sich, aber solange Sie im Verwaltungstrakt bleiben, ist alles in Ordnung.«
»Es gibt hier auch Labors?«, wollte Mia wissen und war von sich selbst überrascht. Das betraf nicht ihren Auftrag und ging sie darum nichts an. Glenna würde es hoffentlich nur als beiläufige Frage auffassen.
Die Empfangsdame nickte. »Ja, Ma’am. Die liegen hinter den Sicherheitstüren im Ostflügel.«
»Sind die verbotenen Bereiche deutlich gekennzeichnet?« Sie versuchte zu lächeln. »Ich möchte Sie nicht versehentlich betreten, während ich die Cafeteria suche.«
»Mit Ihrem Ausweis würden Sie nicht durch die Sicherheitstüren kommen, keine Sorge.«
»Das beruhigt mich. Ich habe noch nie in so einem Unternehmen gearbeitet.«
Glenna nickte. »Das ging den meisten von uns so. Sie werden aber feststellen, dass Sie es gut getroffen haben. Die Firma kümmert sich um ihre Angestellten. Es gibt tolle Vergünstigungen und einen Pensionsplan. Ich gebe Ihnen einen Termin bei Mr Strong, dann können Sie wegen der Übertragung Ihres Rentenkontos mit ihm sprechen.«
Mia besaß allerdings keines. Ihr Vermögen hatte sie in verschiedenen Wertpapieren angelegt.
»Das wird nicht nötig sein«, sagte sie. »Ich musste mir das Geld vor Kurzem auszahlen lassen, weil es einen Krankheitsfall in der Familie gab.«
Glenna schaute sie mitfühlend an. »Das tut mir leid für Sie.«
Mia winkte zum Dank und verließ die Personalabteilung mit dem Mitarbeiterausweis am Revers ihrer Kostümjacke. Mithilfe des Lageplans war es nicht weiter schwer, sich zurechtzufinden, und so stellte sie sich kurz darauf in der IT vor, bereit, mit ihrer Arbeit zu beginnen. Dieser Aspekt des Jobs machte ihr am meisten Spaß: die Jagd nach Indizien, wenn sie eine Spur verfolgte und vorhandene Muster analysierte. Darin war sie gut, auch wenn niemand ahnte, warum.
Wer könnte einem Dieb besser das Handwerk legen als ein Dieb?
Im Lauf der Jahre hatte er so oft einen neuen Namen angenommen, dass er seinen eigenen fast nicht mehr wusste. Seit drei Monaten war er nun Thomas Strong. Er hatte die Identität Addison Foster in dem Moment, als er Las Vegas verließ, wie eine Schlangenhaut abgeworfen. Ihm war immer klar gewesen, dass seine letzte Aufgabe Geduld erfordern würde, doch in letzter Zeit mangelte es ihm merklich daran. Trotz seiner perfekten
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