Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
heute eine Neue namens Mia Sauter in ihre Arbeit eingewiesen. Es konnte unmöglich dieselbe sein. Zu gern wollte er sich vergewissern, doch er hatte noch zwei Disziplinarvergehen und eine Vorstandsbesprechung vor sich. Die würde bis nach fünf Uhr dauern. Und damit hätte er einen weiteren Tag verschwendet. Er war es nicht gewohnt, kaum voranzukommen. Unvorstellbar, dass er so kurz vor dem Ziel vor einer unüberwindlichen Mauer zu stehen schien.
Morgen würde es anders sein. Das musste es.
Als er Feierabend machte und auf den Flur trat, war es ringsherum still. Die meisten Verwaltungsangestellten gingen pünktlich um fünf nach Hause in dem Wissen, dass ihre Arbeit bis zum nächsten Tag liegen bleiben konnte. Die Vorstandsbesprechung hatte jedoch länger gedauert, weil zwei Profilneurotiker der Meinung gewesen waren, sich über Gott weiß was auslassen zu müssen. Strong hatte sich gleich zu Anfang angewöhnt sich aufmerksam zu geben, ohne wirklich zuzuhören.
Während er zum Ausgang lief, hörte er das Klackern von Pumps. Da hatte jemand genauso lange gearbeitet wie er. Er ging schneller und hoffte halb, auf eine Laborantin zu treffen, obwohl das Geräusch schon verriet, dass es keine von den grauen Mäusen sein konnte. Laborantinnen trugen Schuhe mit flachen, breiten Absätzen oder weichen Kreppsohlen.
Als er um die Ecke bog, bekam er einen gehörigen Schreck und blieb abrupt stehen. Obwohl er sie nur von hinten sah, erkannte er die Frau vor sich. Voriges Jahr hatte er so viel Zeit damit verbracht, ihr auf den Hintern zu starren, dass er ihn überall wiedererkannt hätte. Obendrein trug sie wieder eines ihrer gut geschnittenen Kostüme und hatte ihr schwarzes Haar im Nacken zu einem raffinierten Knoten zusammengesteckt. Die schwarzen Stilettos unterstrichen die Schönheit ihrer Beine und ließen die Waden sexy wirken.
Nach so vielen Monaten sah er sie wieder, und sein Herz machte einen Sprung. Er hatte Mühe, seine Aufregung in den Griff zu bekommen. Dass sie hier war, hatte nichts mit ihm zu tun. Soweit er wusste, arbeitete sie als Consultant und war spezialisiert auf interne Betrugsfälle. Interessant, sie hier anzutreffen. Das hieß, es gab ein Problem in der Firma, für dessen Behebung sie einen Experten engagiert hatten. Noch aufschlussreicher war, dass man ihn nicht eingeweiht hatte, sondern sie als gewöhnliche Angestellte präsentierte. Die Führungsetage konnte natürlich professionelle Hilfe von außen holen, doch das war eigentlich Aufgabe des Personalchefs. Vielleicht war ihm die Angelegenheit verschwiegen worden, weil man ihm nicht traute.
Hatte jemand in höherer Position kalte Füße bekommen? Zwackte einer einen Teil des Gewinns ab, um damit zu verschwinden? Wenn er herausfände, wer der Übeltäter war, könnte das vielleicht sein Ansatzpunkt sein.
Mit Mia Sauter in der Nähe würde sich sein Leben ohne Frage schwieriger gestalten. Schon in Las Vegas hatte er sich zu ihr hingezogen gefühlt, dem Verlangen jedoch nicht nachgegeben, weil er wusste, dass das nicht fair wäre. Er durfte sie nicht an sich heranlassen, denn er könnte ihren Schmerz nicht ertragen, wenn sie begreifen würde, dass er alles war, was sie sich ersehnte, und letztlich doch nur ein Trugbild. Seit Lexies Unfall berührte ihn nicht mehr viel, doch als Mia begriffen hatte, dass sie von ihm an Serrano verraten worden war, hatte ihn ihr Gesichtsausdruck wie ein Messerstich getroffen.
Sie jeden Tag zu sehen, würde eine Qual werden, doch wenn sie sich über den Weg liefen, musste er sie mit unverbindlicher Höflichkeit behandeln. Sie würde ihn nicht erkennen. Niemand tat das.
Aus unerfindlichen Gründen blieb sie stehen, eine Hand auf dem Metallgriff der Tür. Strong erstarrte. Wie es schien, betrachtete sie sein Spiegelbild in der Glasscheibe, dann fuhr sie herum. Mit vor Wut funkelnden Augen kam sie auf ihn zu. Offenbar hatte sie ihn erkannt.
Er stand wie vom Donner gerührt da. So etwas war noch nie passiert. Er hatte sich bereits darauf gefasst gemacht ihr zu begegnen. Sie konnte jedoch nicht damit gerechnet haben ihn hier anzutreffen. Es gab gar keinen Grund dazu. Folglich müsste sie ihn für jemand anderen halten, für einen Mann, den sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Dennoch tippte sie ihm auf die Brust und zog angewidert die Mundwinkel nach unten. »Was machen Sie hier? Ich habe Ihnen doch gesagt, dass es mir nur um Kyra ging. Nichts anderes hätte mich dazu bewegen können, mich mit Ihnen in Verbindung zu
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