Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
wodurch er eine Viertelstunde zu spät zu seiner Verabredung mit Mia kam. Sie schaute leicht verärgert aus, war jedoch wie immer perfekt gekleidet. Diesmal trug sie ein streng geschnittenes, azurblaues Kostüm aus Shantungseide.
Edelsteinfarben standen ihr gut, dachte er, als er sich dem Tisch näherte. Es gefiel ihm, wenn sie die Haare lang trug; es machte ihre markanten Gesichtszüge weicher. Einige schwarze Strähnen streiften ihre Wangen. Vor ihr stand eine Tasse Kaffee, Essen hatte sie jedoch noch nicht bestellt. Mia reichte ihm die Speisekarte, aber Foster wusste schon, was er wollte.
»Wie können Sie bloß zu solchen Zeiten arbeiten?«, fragte sie. »Das ist unmenschlich.«
»Man tut, was nötig ist. Hatten Sie schon Gelegenheit, darüber nachzudenken, wo sich Kyra aufhalten könnte? Die Zeit arbeitet gegen uns.« Natürlich war ihm dies ziemlich egal. Er wollte Mia nur hinhalten, damit sie nicht bemerkte, dass sie festgehalten wurde und er ihr in keiner Weise helfen wollte.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie frustriert. »Sie hat nicht viele Freunde.«
»Natürlich nicht«, entgegnete Foster.
»Was soll das heißen?«
Er hielt ihrem scharfen Blick stand. »Sie reist halt viel herum.«
»Das ist wahr.« Mia entspannte sich wieder ein wenig.
Als schließlich die Kellnerin kam, um die Bestellung aufzunehmen, wählte Foster das große Frühstück: Pfannkuchen, Spiegeleier, Bratkartoffeln, Speck sowie Würstchen. Da er wusste, dass er nicht danach aussah, als würde er dies alles schaffen, vermied er es für gewöhnlich, mit anderen Leuten essen zu gehen. Zu häufig gab es Bemerkungen über das Missverhältnis zwischen seiner mageren Erscheinung und seinem Appetit. Mia indes bestellte sich Obst mit Joghurt.
Die Schlampe zu informieren, war eine äußerst schlechte Idee gewesen. Jetzt ertappte er sich ständig selbst dabei, dass er beobachtete, wie sich Mias volle Lippen um den Löffel schmiegten. Es kostete ihn sehr viel Selbstbeherrschung, um nicht entsprechend darauf zu reagieren, aber er brachte seinen Körper unter Kontrolle. Für einen Augenblick hatte er geglaubt, jeden Moment durchschaut zu werden. Er hatte bereits geplant, Lexie und Beulah verlegen zu lassen, unter anderen Namen und in einen anderen Staat. Inzwischen aber war er sich nicht mehr sicher, was Serrano wusste, wenn er überhaupt etwas wusste. Für einen Ganoven besaß der Mann sehr viel Bauernschläue. Derzeit blieb Foster also nichts anderes übrig, als den Kurs zu halten und nicht die Nerven zu verlieren.
»Sie haben also keine Idee, wohin sie gefahren sein könnte.«
»Seit ihr Vater tot ist, hat sie eigentlich niemanden mehr.« Mia schlang die schmalen Finger um den Kaffeebecher. Das cremefarbene Geschirr bildete einen sinnlichen Kontrast zu ihrer dunklen Haut. »Sie ist einsamer als jeder andere Mensch, den ich kenne.«
Unerklärlicherweise verspürte er den Drang, sie zu trösten. »Sie hat ja Sie.«
Mia schüttelte den Kopf. »Nicht so richtig. Ich reise ebenfalls viel. Es ist schwierig, Kontakt zu halten. Zurzeit habe ich nicht mal einen festen Wohnsitz.«
»Und wie kommt das?« Es war eine Frage, die sie für eine Weile beschäftigen würde, sodass er sich nun über sein Frühstück hermachte. Beim Verlassen des Büros hatte er das Gefühl gehabt, seine Muskulatur würde sich gleich selbst verzehren. Hunger war gar kein Ausdruck dafür.
»Ich bin Consultant«, erklärte sie. »Wenn ich eine Firma inspiziere, sehe ich mir zu Beginn eines Auftrags als Erstes an, wie die Angestellten ihre Zeit im Netz verbringen. Danach gebe ich Empfehlungen, die sich günstig auf die Produktivität auswirken.«
Foster grinste. »Sie entfernen also Solitär von sämtlichen Firmencomputern und beschränken den Internetzugang?«
Sie lächelte verständnisvoll. »In etwa, ja. So einfach ist es meistens jedoch nicht.«
»Nichts ist einfach.«
Für eine Weile aßen sie schweigend, er voll konzentriert, sie geistesabwesend. Dann sagte Mia plötzlich: »Das ist nicht alles, was ich tue.«
Foster blickte nicht auf und fragte nicht nach. »Das dachte ich mir. Hören Sie, ich bin an Ihren Geheimnissen nicht interessiert. Ich möchte Ihnen nur helfen, Kyra zu finden.«
»Es gibt nur einen Menschen, zu dem sie gehen würde«, entgegnete Mia daraufhin. »Und der bin ich. Aber ich war außer Landes.« Sie hielt kurz inne, als würde ihr gerade etwas Entscheidendes klar. Dann wich alle Farbe aus ihrem Gesicht und ihre Augen weiteten
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