Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
du weißt, dass du es kannst.«
Die Doppeldeutigkeit ihrer Worte wurde ihm erst bewusst, als er sie in einem Lehnsessel abgesetzt hatte und bereits auf dem Weg in die Küche war. »Frau, bitte.«
»Ich leg’s drauf an.« Flirtete sie gerade tatsächlich mit ihm? Kyra kostete seinen gespielt gequälten Gesichtsausdruck aus, als er mit einigen Töpfen klapperte.
»Ganz bestimmt«, sagte er leise.
Zu ihrer Überraschung spürte Kyra, wie Wärme sie durchströmte. Trotz der vielen Schwierigkeiten, vor denen sie beide standen, fühlte sie sich recht ausgelassen. Hatte es sie als Teenager nie so wirklich erwischen wollen, war sie nun bis über beide Ohren verknallt. Seine bloße Anwesenheit löste das Gefühl in ihr aus, als würde sie vor Glück gleich platzen, und alles nur, weil er sie anlächelte.
Mann, mich hat’s echt erwischt.
Während er kochte, betrachtete sie seine blauschwarz glänzenden, schulterlangen Haare. Zusammen mit seinen markanten Gesichtszügen ließen sie ihn irgendwie wild aussehen, was in krassem Kontrast zu der Hausarbeit stand, die er gerade verrichtete. Kyra verinnerlichte diesen Anblick. Es war nicht bloß sein Aussehen oder die Art, wie er sie anfasste. Nein, seine Wirkung ging tiefer. Bevor sie sich getroffen hatten, war ihr nie bewusst gewesen, wie sehr es ihr fehlte, jemanden an ihrer Seite zu wissen, der keine Fragen stellte, ihr vertraute.
Zehn Minuten später brachte er ihr einen Teller. Sie starrte verblüfft auf gebackenen Käsetoast, Schokolinsen und Kartoffelchips – zum Herunterspülen gab es dazu eine ultrasüße Cola. Die Menüzusammenstellung zeigte Kyra mehr als alles andere, dass er sie wirklich verstanden hatte. Für sich selbst hatte er eine gesündere Auswahl getroffen: Obst statt Chips und Süßigkeiten.
»Zufrieden?«, fragte er, nachdem sie vom Toast abgebissen hatte.
In gewisser Hinsicht war ihr klar, dass er nicht nur das Essen meinte. »Wunderbar.«
Sie aßen in einvernehmlichem Schweigen. Kyra war ungewohnt schüchtern, traute sich kaum, ihm in die Augen zu sehen. Ihr war zu wichtig, was er von ihr dachte. Stattdessen ließ sie ihren Blick durch das Wohnzimmer schweifen, in dem nahezu alles braun kariert zu sein schien. Auch hier hing nicht ein Bild an der Wand. Zudem gab es keine Staubränder, die angezeigt hätten, dass es jemals Wanddekoration gegeben hatte.
»Hier lebt niemand«, stellte sie fest. »Das ist ein reines Versteck.«
Rey bestritt diese Aussage nicht, sondern aß ruhig weiter. Da er sich offenbar nicht mit ihr unterhalten wollte, tat sie es ihm nach und futterte jede einzelne Schokolinse. Als sie schließlich alles aufgegessen hatte, fühlte sie sich schon wesentlich besser, reckte sich und beugte sich hinunter, um ihren Verband zu kontrollieren.
»Er sollte noch in Ordnung sein«, sagte Rey. »Ich habe ihn gerade erst gewechselt, während du geschlafen hast.«
Er hatte recht. Also ließ Kyra die Finger von der Mullbinde, die eh nur einen winzigen roten Fleck aufwies. Zudem schien die Wunde nicht zu nässen. »Keine roten Streifen, keine Schwellung. Gute Arbeit. Man könnte meinen, du würdest jeden Tag Schusswunden verarzten, Doc.«
»Die wenigen, bei denen es so war, haben mir gereicht. Wir können von Glück sagen, dass er dich nur am Bein getroffen hat. Hätte er dich am Rumpf erwischt, wäre ich kein Risiko eingegangen.«
»Und ich säße jetzt im Gefängnis«, schloss sie mit düsterem Tonfall.
Ihr Vater hatte ihr mehr als ein Mal erklärt, was passieren würde, wenn sie der Polizei in die Hände fiele. Zuerst würden sie einige medizinische Tests machen, dann weitere Untersuchungen durchführen. Danach verschwände sie in einer staatlich geführten Einrichtung und wäre nie wieder ihr eigener Herr. Ihr Blick wurde hart. Nur über meine Leiche!
Zu ihrer Überraschung sah sie, wie er den Kopf schüttelte. »Nein. Ich hätte dich irgendwie da rausgeholt, nachdem du ärztlich versorgt worden wärst.«
Das klang wie ein Versprechen, hatte etwas von Verbindlichkeit. Kyra wusste nicht, ob sie begeistert oder geschockt sein sollte. »Und hättest die Kaution verfallen lassen?«
»So weit wäre es gar nicht erst gekommen.« Rey wollte das Thema nicht weiter ausführen.
»Und wie lange willst du hierbleiben?«
Er lächelte. »Das wirst du schon noch sehen.«
Wie sich schließlich herausstellte, verbrachten sie auch die nächsten drei Tage in der Hütte. Kyra hatte so etwas noch nie erlebt. Es kam ihr in vielerlei Hinsicht so vor,
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