Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
wie zum Beispiel Erpressungsvideos aus persönlichen Fotos erzeugen, die jemand auf seinen Flickr-Account hochgeladen hatte.
Reyes war schon immer bewusst gewesen, dass der Kerl sich niemals für den Friedensnobelpreis qualifizieren würde, hätte jedoch nie gedacht, dass Monroe sich gegen ihn wenden könnte – nicht, nachdem ihm von Reyes in Prag das Leben gerettet worden war. Er hatte geglaubt, sie wären Freunde oder stünden sich wenigstens so nahe, wie es für Männer ihres Gewerbes möglich war. Monroe sah jünger aus, als er war – ein jungenhafter Dreißigjähriger mit hellem Haar und blauen Augen, bei dem es schon ungewöhnlich war, wenn er sich ein Mal in der Woche rasieren musste.
»Mist«, sagte Monroe und erstarrte.
»Hast wohl nicht mit mir gerechnet?«
Monroe schluckte schwer und klammerte sich an seinen Laptop, als könnte er ihn vor dem bewahren, was ihm bevorstand. »Nicht so schnell.«
»Nicht?! Tja, es hat sich rumgesprochen, dass du für mich gearbeitet und mich dann in die Pfanne gehauen hast. Die Leute sind ganz wild darauf, dich hochgehen zu lassen. In meiner Branche können wir es uns nicht erlauben, jemandem zu vertrauen, der sich dann als unzuverlässig erweist.«
»Er hat damit gedroht, mich umzubringen, Mann! Er hat mich in Phoenix aufgespürt, war in meinem Haus und hat mir einen Eispickel ans Auge gehalten. Du kennst Van Zant – das ist ein durchgeknallter Hurensohn.« Unvermittelt schien er innezuhalten und nachzudenken. »Oder er war es zumindest … war ein durchgeknallter Hurensohn. Jedenfalls hatte ich keinerlei Zweifel daran, dass du mit ihm fertigwerden würdest. Es tut mir leid, aber ich lasse mich nicht für dich abmurksen, mein Freund. Es ging nicht nur ums Geld.«
»Aber genommen hast du es trotzdem, oder was?«
Und Kyra wäre fast gestorben, weil du ein elender Schwanzlutscher ohne Rückgrat bist. Weil ich dir vertraut habe! Furchtbare Wut kochte in ihm hoch. Er könnte so viel für sie tun. Würde es für sie tun. Er hatte die Dinge in Ordnung gebracht, auch wenn sie es niemals erfahren würde.
Monroe zog Schutz suchend die Schultern nach oben. »Ja. Ich habe das Geld gebraucht. Es wird immer schwieriger, sich mit dem, was ich tue, den Lebensunterhalt zu verdienen, und die Online-Sicherheit wird auch jeden Tag besser.«
»Freu dich, darüber brauchst du dir nun keine Gedanken mehr zu machen.« Da war sie wieder, diese innere Kälte, kam so plötzlich wie der Nebel an einem Felsstrand und verdrängte diese schreckliche Wut. Es hätte ihn wahrscheinlich auf irgendeine Art berühren müssen, dass er nun auch noch das letzte seiner offenen Probleme aus der Welt schaffen konnte. Zudem hatte er diesen Kerl wirklich einmal gemocht. In diesem Augenblick jedoch schien er gar nichts mehr zu fühlen. Es war, als befände er sich in einem Boot, das immer weiter vom Ufer abtrieb.
Monroe blickte ihn verwirrt an. »Was, über Online-Sicherheit?«
»Nein.« Reyes lächelte. »Über deinen Lebensunterhalt.« Dann nahm er ein Kissen von der Matratze, hielt es vor die Mündung der HK und schoss Monroe in den Kopf.
Er würde sich in nächster Zeit einen neuen Hacker suchen müssen, der an Geheiminformationen kam. Vielleicht konnte ja Apex Monroe ersetzen. Reyes durfte in Zukunft jedoch keine persönliche Bindung mehr aufbauen. Und er würde sich nicht mehr an die betreffende Person wenden, sollte er in Schwierigkeiten geraten. Aber immerhin hatte er in den letzten Monaten eine wertvolle Lektion gelernt: Man konnte sich nur auf sich selbst verlassen. Er würde denselben Fehler nicht noch einmal begehen.
Reyes säuberte die Pistole von möglichen Fingerabdrücken und ließ sie auf Monroes Leiche liegen. Eine Mordwaffe mit sich herumzutragen, war nie eine gute Idee. Dann verließ er das Gebäude auf demselben Weg, den er gekommen war.
»Dort oben gibt’s eine Menge gutes Zeug zu holen«, sagte er im Vorbeigehen auf Ungarisch zu den Obdachlosen.
Monroes Habseligkeiten würden so sicher bald gestohlen sein, darunter auch seine falschen Pässe. Wenn er irgendetwas über Orte wie diesen hier wusste, dann, dass sämtliches Beweismaterial unbrauchbar wäre, noch bevor die Polizei auch nur informiert worden war.
Wie durch ein Wunder stand sein Motorrad noch dort, wo er es zurückgelassen hatte. Er ließ es an und entfernte sich von dem, was ihn als Letztes noch mit dem Schlamassel, den er angerichtet hatte, verband. Nun gab es nichts mehr zu tun.
Ehe er das Motorrad zurückbrachte,
Weitere Kostenlose Bücher