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Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)

Titel: Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ava Gray
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der ihn ausfüllte, als wäre sein kompletter Körper ein einziger verfaulender Zahn.
    Reyes legte einen kurzen Stopp bei einem Pfandleiher ein und kaufte ein Messer. In Europa waren solche Waffen etwas leichter zu bekommen als in den USA . Er konnte zwar mit bloßen Händen töten, musste jedoch mit heftiger Gegenwehr rechnen. Und er war kein Selbstmörder; er wollte lebend wieder aus der Sache herauskommen. Sosehr sie ihn auch verletzt haben mochte, den Löffel abgeben wollte er trotzdem nicht. Die Zeit heilte alle Wunden. Ans Alleinsein würde er sich schon gewöhnen. Er musste sich nur erst wieder in seine alten Routinen einfinden. Sich an sein Leben ohne sie erinnern.
    Der Club befand sich an der Donau, eine Bruchbude aus bröckelnden roten Ziegeln. Reyes umrundete ihn einmal. In der angrenzenden Gasse lagen überall leere Bierdosen, zerbrochene Flaschen und alte Spritzen verstreut. Sie war Sinnbild seines Lebens: Er säuberte den Rinnstein.
    Zwei Männer luden eine Fuhre Schnaps aus, als er an ihnen vorbeiging. Sie fragten ihn nicht, was er dort zu suchen habe, also schritt er durch die Hintertür des Gebäudes, als gehörte ihm das Haus. Reyes durchquerte eine schmutzige Küche, in der eine alte Frau Suppe kochte. Der Tanzsaal sah merkwürdig verlassen aus und war von Schatten erfüllt. Im hinteren Teil entdeckte er eine leere Bühne. Später würde sich hier sicher eine nackte Frau an der Stange winden. Im oberen Stockwerk gab es einen mit rotem Samt ausgekleideten Raum, in dem Männer junge Mädchen auf den Boden warfen und sie zum Wimmern brachten, während sie dabei von jemandem gefilmt wurden.
    Dies war die Welt, in der er lebte. Doch noch nie zuvor war sie ihm so fremd und merkwürdig vorgekommen.
    Nur an einem Tisch saßen Gäste. Vier Männer spielten Karten. Nicolao Vadas sah genauso aus wie auf dem Foto in seiner Akte: groß und dünn, eine Narbe auf der linken Wange, Hakennase und volle Lippen, die er ständig mit der Zunge befeuchtete. Er war schon oft verhaftet worden, aber seine Anwälte hauten ihn immer wieder raus. Wie eine Kakerlake kehrte er zurück, doch irgendwann einmal würde jemand fest genug auf ihn treten, um ihn zu zerquetschen.
    »Was wollen Sie hier?«, fuhr Vadas ihn auf Ungarisch an.
    Als Antwort stieß ihm Reyes das gekaufte Messer durch den Kiefer ins Gehirn.
    Seine drei Männer tasteten ungeschickt nach ihren Pistolen, die zwischen den verstreuten Karten und Pokerchips lagen. Reyes hatte komplett abgeschaltet, fühlte sich, als könnten sie ihn erschießen, ohne dass er überhaupt irgendetwas spürte. Blitzschnell packte er den Kerl, der ihm am nächsten stand, bei der Hand und knallte sie auf den Tisch. Im selben Atemzug riss er den Bastard als Schutzschild vor seinen Körper, nahm ihm die Heckler & Koch ab und richtete sie über den Tisch hinweg auf einen der anderen Gorillas, der seine eigene Waffe viel zu langsam zog.
    »Man hat mich nur für seinen Tod bezahlt«, sagte er in schlechtem Ungarisch. »Wollt ihr drei weiterleben?«
    Wie auch immer sie seinen Blick interpretierten, die Männer entschieden sich gegen einen Kampf. Rückwärts und mit hoch erhobenen Händen verließen die ersten beiden den Club. Sie würden schon ein anderes Arschloch finden, für das sie arbeiten konnten, aber solange sie niemand für so schlimm hielt, dass er ihren Tod in Auftrag gab, würde Reyes sie nicht behelligen. Würde er losgehen und jeden töten, der es seiner Meinung nach verdiente, hätte er die Grenze zum Wahnsinn überschritten. Er steckte die HK in seine Tasche.
    Dann ließ er den dritten Gauner los, der sofort vor Hast stolpernd und schlitternd zum Ausgang rannte. Reyes blickte auf Nicolao Vadas herab, der nun nie wieder einem Mädchen wehtun würde. Der Mann stierte mit toten Augen ins Leere. Drückte dieser gebrochene Blick Reue aus? Reyes kramte ein Taschentuch aus der Jacke und wischte den Messergriff ab, ließ die Klinge, die er nicht berührt hatte, jedoch stecken. Vielleicht glich diese Tat ein wenig das aus, was er fast getan hätte, konnte wiedergutmachen, dass beinahe eine unschuldige Frau von ihm umgebracht worden war. Und der Schmerz würde mit der Zeit verblassen.
    Er zückte sein Wegwerfhandy und machte ein Foto, welches er dem Lebensmittelhändler per Kurier senden würde, als Beweis, dass er seinen Auftrag ordnungsgemäß ausgeführt hatte. Niemand hielt ihn auf, als er den Club schließlich wieder verließ. Jemand anderes hätte den Tatort vielleicht

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