Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
stoppte er an einer Tankstelle, um den Tank aufzufüllen. Es kostete nicht viel, da er recht klein war. Dann ließ er sich den Schlüssel für die Toilette geben und wusch sich dort die Hände, schrubbte sie akribisch, weil längerer Kontakt mit Wasser und Seife Schmauchspuren entfernte. Reyes ging immer wohlüberlegt vor. Er wusste, was er tun musste, um zu überleben. Und nun musste er einfach wieder zu seiner alten Form finden.
Es war vorbei. Alles. Einfach vorbei. Er würde sie nie wiedersehen. Er würde sie nicht suchen. Denn das hatte sie sich verbeten, und er konnte ihr anscheinend keinen größeren Gefallen tun, als sie in Ruhe zu lassen. Er hatte immer schon geahnt, dass es so enden würde, ganz egal, wie schön es gewesen war. Reyes wollte nicht um etwas trauern, das ihm ohnehin nie gehört hatte.
Es war an der Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen, sein Leben weiterzuführen. Zeit, das zu tun, was er am besten konnte. Zeit zu vergessen, dass es jemals eine Frau gegeben hatte, die mit ihm zusammen gewesen war, weil sie es wollte.
Alles, was er besaß, war Zeit, die wie Ödland vor ihm lag.
30
Eine Woche war nun vergangen, seit sie Las Vergas hinter sich gelassen hatten.
Und Kyra war in ein dunkles Loch gefallen, kaum dass sie ihre Freundin in Sicherheit gewähnt hatte. Mias Erzählungen zufolge waren sie einen kompletten Tag lang in einem Hotel abseits des Strips untergetaucht und hatten sich dort versteckt gehalten. Kyra selbst konnte sich nicht daran erinnern. Seither war Mia äußerst launisch und wortkarg ihr gegenüber, was ihrer Freundin gar nicht ähnlich sah. Indem sich Kyra auf die Probleme ihrer Freundin konzentrierte, lenkte sie sich von ihren eigenen Schwierigkeiten ab. Doch sie wollte sie nicht unnötig drängen. Als sie aus dem von Serrano angemieteten Haus gekommen waren, hatte sie Mia, trotz der verhältnismäßig warmen Luft, zitternd im Freien vorgefunden.
Ungeachtet ihrer eigenen Schmerzen hatte Kyra ihre Freundin daraufhin an die Hand genommen und sie zum Marquis geführt. Sie wollte auf keinen Fall zu lange in der Gegend bleiben, da die Nachbarn jederzeit die Polizei rufen konnten. Mia hatte es gerade noch geschafft, sie darum zu bitten, ihre Sachen abzuholen, ehe sie ohnmächtig geworden war. Kyra hatte keine andere Wahl gehabt, als die Zähne zusammenzubeißen, auch wenn die Kopfschmerzen furchtbar gewesen waren. Sie hatte ihre Schaltkreise überlastet, und dagegen halfen nur Medikamente und Ruhe.
Die nächsten paar Tage änderte sich praktisch nichts. Schweigend saßen sie im Auto nebeneinander und befassten sich jede für sich mit ihrem eigenen Kummer.
In Colorado ließ Kyra den Marquis weiß lackieren, für den Fall, dass noch jemand nach ihr suchte. Zudem tauschte sie die Nummernschilder aus, was so lange gut gehen durfte, wie sie sich ans Tempolimit hielt und die Polizei nicht auf sich aufmerksam machte. Mia drückte sich gegen die Tür, den Kopf an die Fensterscheibe gelehnt. Kyra hatte sie noch nie so gesehen: so schwach und so verängstigt.
Was zum Teufel war nur passiert? Bei jedem Versuch, es herauszufinden, prallte sie gegen eine Wand des Schweigens. Ihre Freundin war noch nicht dazu bereit, sich ihr zu öffnen, und das musste Kyra akzeptieren.
In einer Raststätte, an der sie für eine Toilettenpause hielten, nahm Kyra die Broschüre eines wunderschönen Hotels mit, das sich Ch â teau am See nannte. Es verhieß entspannte Ruhe inmitten schöner Landschaft, prächtige Gärten, einen Wellnessbereich, Massageanwendungen und Tennisplätze – kurzum: puren Luxus. Sich hier eine Auszeit zu nehmen, klang geradezu verlockend.
Als sie zum Marquis zurückliefen, reichte Kyra ihrer Freundin den Flyer: »Was hältst du davon?«
Mia überflog den Text, während sie auf dem Beifahrersitz Platz nahm. »Das könnte ich gut gebrauchen.«
Dabei benötigten sie weniger einen Urlaub als einen Zufluchtsort, wo sie sich sprichwörtlich die Wunden lecken konnten. Zwar wusste Kyra nicht genau, was zwischen Mia und Foster vorgefallen war, doch sie las ihrer Freundin an den Augen ab, wie sehr es sie mitgenommen haben musste. Mann, und ihr selbst ging es mehr oder weniger genauso. Sie fühlte sich wie vom Auto überfahren und liegen gelassen.
Kyra fuhr weiter. Der Marquis reagierte wie ein alter Freund, der die Berührung ihrer Hände genoss. Sie konzentrierte sich auf ihre Atmung und versuchte sich immer wieder einzureden, keine Schmerzen zu haben. Sie hätte alles dafür gegeben,
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