Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
verschwinden würden, hätten sie immerhin den Sonnenschein. Sie zögerte kurz, bevor sie fortfuhr: »Ich bin zu einer Menge Geld gekommen, das ich außer Landes schaffen muss. Und ich hatte gehofft, du könntest mir vielleicht dabei helfen.«
Mia runzelte die Stirn, sodass sich ihre dunklen Brauen zusammenzogen. »Dir ist klar, dass ich darauf spezialisiert bin, Leute zu erwischen, die so etwas versuchen, oder?«
»Bedeutet das, dass du mir nicht helfen kannst?«
Eine explosive Stille trat ein. Kyra machte große Augen und versuchte, süß und flehend zugleich auszusehen. Besonders gut klappte das jedoch nicht.
»Du weißt sehr gut, dass ich das kann«, murmelte Mia. »Lass uns diesen Urlaub machen, danach reden wir weiter. Und ich werde in der Zwischenzeit darüber nachdenken.«
»Okay.« Kyra kannte ihre Freundin mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass Mia sich nur noch entschiedener sträuben würde, sollte sie nun auf diesem Punkt herumreiten. Und ein Vielleicht war fast so gut wie ein Ja.
Sie blieben fast eine Woche lang in Missouri und setzten ihre Reise in Richtung Florida fort. Aus irgendeinem Grund wollte Mia Disney World besuchen, und weil dies Kyras Sinn für das Absurde ansprach, erklärte sie sich damit einverstanden.
Gerade hast du ein paar Typen getötet, den Mord an deinem Vater gerächt, dir das Herz brechen lassen und drei Millionen Dollar geklaut. Und was stellst du als Nächstes an? Du fährst nach Disney World.
Und das taten sie schließlich auch.
In Davenport mietete Mia für ein paar Wochen eine Zweizimmerwohnung mit großem Balkon und tropischem Dekor an. Die Pflanzen waren künstlich, und die Bodenfliesen bestanden aus kühlem Marmorimitat. Alles in allem besaß das Apartment keine Seele und erinnerte dadurch an Reyes’ Loft.
Nach der ersten Woche, die durch die vielen Touristenattraktionen vor Ort wie im Flug verging, verbrachten sie viel Zeit in der Sonne und plauderten über ihr Leben. Kyra kaufte sich einen Bikini und Sonnenmilch mit hohem Lichtschutzfaktor. Während Mia göttlich braun wurde, bekam ihre Freundin nur unzählige neue Sommersprossen.
Die Zeit verging mal langsam, mal schnell. Manchmal verstrichen mehrere Tage, an denen sie kaum an ihn dachte. Manchmal wachte sie in zerwühlten, schweißnassen Laken auf und sehnte sich nach jemandem, der nicht da war.
Sie versuchte die Erinnerung zu verdrängen, wie sie auf dem Rücksitz des Marquis in seinen Armen gelegen hatte, sie wollte sich nicht seine raue Stimme und die geflüsterten Bekenntnisse ins Gedächtnis zurückrufen, die ihr das Gefühl gegeben hatten, sie wäre der einzige Mensch, dem er vertraute. Und sie wollte nicht daran denken müssen, dass sie letzten Endes doch nur ein Auftrag für ihn gewesen war.
Vor allem nicht, da er ihr so viel mehr bedeutet hatte.
Kyra konnte die Wahrheit nicht länger verleugnen. Sie besaß zwar keine persönlichen Erfahrungen, auf die sie hätte zurückgreifen können, aber ihr schien, dass ihre vorsichtige Einschätzung »Ich verliebe mich gerade in dich« ihrem eigentlichen Empfinden nicht ganz gerecht wurde. In Wirklichkeit war sie ihm verfallen, wie ein loser Ziegelstein abgestürzt und noch immer nicht am Boden der Realität aufgeschlagen.
Hätte es eine Pille gegeben, durch die sie ihn vergessen könnte, sie hätte sie genommen.
Doch so etwas gab es leider nicht, und sie musste die Zähne zusammenbeißen und weitermachen.
Sie hatten einen Monat lang in der angemieteten Wohnung gelebt, als Mia eines Tages vom Swimmingpool hereinkam und fröhlicher und resoluter als in den vergangenen Wochen aussah. Wie es schien, fand sie langsam wieder zu sich. Für sie war das gut, nicht jedoch für Kyra, die schon ahnte, was nun folgen würde. Ihre Freundin hatte das Versteckspiel satt und wollte in ihr altes Leben zurückkehren.
Kyra konnte das gut verstehen, es leuchtete ein. Dennoch musste sie sich zusammennehmen.
»Mir ist ein Auftrag angeboten worden«, sagte Mia ohne Umschweife.
»Und du willst ihn annehmen.«
»Er ist lukrativ.«
»Das ist okay«, versicherte Kyra ihr. »Geh ruhig. Ich komm schon klar. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Ich werde mich in Zukunft von Ärger fernhalten.«
Mia ließ sich langsam auf das weiße Korbsofa sinken. »Ich will dich nicht allein lassen. Du bist … noch nicht wieder in Ordnung.«
»Aber sicher bin ich das.«
Mia berührte sie am Arm. Offenbar wollte sie an diesem Tag noch nicht mit der Arbeit beginnen. Sie wusste seit
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