Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Küchenzeile des Zimmers. Sie war nicht darauf aus gewesen, zehn Dollar extra für eine Kochnische zu zahlen, aber die Hotelangestellte hatte behauptet, nur die Minisuiten würden über eine Verbindungstür verfügen. Und vielleicht stimmte das sogar. Solche Zimmer waren vermutlich prima für Familien auf Urlaub.
»Ich mache erstklassiges Hähnchen-Piccata oder auch Lachs mit roter Pfeffersoße, Angussteak mit Gorgonzolasalat – «
»Donnerwetter, das ist ja richtiges Essen.« Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. »Wenn wir zum Supermarkt gingen, anstatt zu bestellen, würdest du dann für uns kochen? Ich kann auch helfen«, bot sie an, damit er sie nicht falsch verstand. »Ich krieg es bestimmt hin, Zeug klein zu schneiden.« Das hatte sie noch nie versucht. In ihrem Leben kam man auf zweierlei Weise an Essen: indem man es sich bringen ließ oder selbst abholte.
Ehe Rey antwortete, ging er in der Küche gucken, was es an Töpfen und Pfannen gab. Sie bestand aus zwei Herdplatten, Spüle, Mikrowelle und einem Minibackofen. Es gab auch einen winzigen Kühlschrank.
»Lässt sich machen«, sagte er schließlich. »Hähnchen-Piccata wäre das Einfachste. Dafür braucht man keine raffinierten Küchengeräte.«
Kyra grinste breit vor Vorfreude auf ihre erste eigenhändig zubereitete Mahlzeit seit … sie konnte sich nicht entsinnen. Ihr Dad war kein großer Koch gewesen. Sie selbst hatte es nie gelernt. Es schien auch witzlos zu sein, wenn man nur herumzog und keine Küche längere Zeit nutzte. In Vegas hatte sie sich eine Wohnung gemietet, aber nie Lebensmittel besorgt. Sie war von Anfang an von Serrano in Restaurants ausgeführt worden.
»Also lass uns einkaufen fahren.«
Er grinste zurück. »Jetzt haben sämtliche Männer der Welt eine Gänsehaut gekriegt, ohne zu wissen, warum.«
»Sehr komisch. Komm schon.« Sie griff nach ihrer Tasche und dem Zimmerschlüssel, nahm dann seine Hand und zog ihn zur Tür.
Wie seltsam es war, sich einfach so anzufassen. Sie hatte es ganz gedankenlos getan. Rey war vielleicht der einzige Mensch auf der Welt, mit dem das ging. Mit ihm konnte sie balgen, kitzeln, schmusen, alles, was sie wollte, ohne dass es mit ihrer Arbeit zu tun hatte. Die Berührung mit ihm löste keinen Kollaps in ihrem Gehirn aus, der zu schmerzhaften Nebenwirkungen führte. Als ihre Begabung zum Vorschein gekommen war, hatte sie sich nicht einmal mehr von ihrem Vater umarmen lassen; erst jetzt war ihr klar geworden, wie sehr sie das immer vermisst hatte.
Rey lief unbeschwert neben ihr her zur Treppe. Er glaubte, sie würde nicht bemerken, dass er den Parkplatz mit Argusaugen beobachtete, doch sie hatte seine Wachsamkeit wegen des Motorradfahrers nicht vergessen. Und den Kerl selbst auch nicht. Es war gut möglich, dass Serrano jemanden auf sie angesetzt hatte. Sie wusste zwar nicht, wie Mr Kawasaki sie gefunden haben mochte, aber einem Kampf mit ihm sah sie gelassen entgegen. Sie brauchte ihn nur kurz zu berühren, dann konnte sie seine Fähigkeiten gegen ihn selbst richten. Das hatte sie unzählige Male getan.
»Lass mich nur eben Maria fragen, wo es einen Supermarkt gibt«, sagte Rey, als sie die Stufen hinuntergingen.
Er verschwand in Richtung der Rezeption und durch die Glasscheibe sah Kyra ihn mit der Hotelangestellten reden. Die lehnte sich auf den Tresen, ihre Körpersprache zeigte deutlich, dass sie für jede Einladung offen war. Kyra erfasste eine Wut, die sie erschreckte. Sie wollte am liebsten in das Gebäude stürmen, die Kleine anfauchen und Rey von ihr wegzerren.
Sie schüttelte den Kopf, um das Bild zu verscheuchen. »Ist ja komisch.«
»Was denn?«, fragte Rey, der in dem Moment wieder herauskam.
»Ach, nichts.«
»Wenn eine Frau ›nichts‹ sagt, meint sie ›alles‹.«
»Ich bin mürrisch, wenn ich Hunger habe.« Lieber ließe sie sich vierteilen, als zuzugeben, dass sie gerade einen Eifersuchtsanfall gehabt hatte. Dieses Gefühl passte überhaupt nicht zu ihr.
»Dann lass uns Futter besorgen.«
Was sie dann taten, kam ihr völlig surreal vor. Rey fuhr zu einem teuren kleinen Supermarkt namens Whole Foods und suchte dort die Zutaten mit größter Sorgfalt aus. Teilweise hatte sie den Eindruck, ihn überhaupt nicht zu kennen, besonders als er fünf Minuten lang den Spargel untersuchte. Sie selbst hatte noch nie rohen Spargel gesehen.
»Biologischer Anbau«, las sie laut. »Du kaufst also das gesunde Zeug.«
»Wann immer es geht. Und wenn es vernünftig erscheint.«
Eine
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