Skinchanger: Wildes Blut - Winter, P: Skinchanger: Wildes Blut
Gedanken sprach sie nicht aus, und die Alpha in ihr regte sich. Die Ohren des jungen Wolfes legten sich zurück, die Nase glättete sich, als er ihren Duft wahrnahm. Die dumpfen Kampfgeräusche ließen sie beide hochschrecken.
„Draußen steht ein alter, rostiger Truck. Wir sind hier, um euch wegzubringen.“
Jackson sagte, Infizierte würden ihren Verstand abschalten, wenn sie sich verwandelten. Anders als Devin. Sie hoffte, der junge Mensch in dem Fell vor ihr hörte und verstand sie trotzdem.
„Lauf!“
Sie zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen war, und stampfte auf den Boden, als das Tier sich nicht rührte.
„Lauf los. Beeil dich, verdammt.“
Mit eingezogener Rute schlich der Wolf vorwärts. Erst als Devin ihm einige Schritte nachrannte, setzte sich der junge Fellkörper endlich in Bewegung und lief durch das offene Tor. Abermals konzentrierte sie sich, suchte diesen feinen Duft, der ihren Weg zuvor bestimmt hatte.
„Emma?“
Das hier musste der schiere Albtraum für eine Fünfjährige sein, selbst wenn sie das Märchen vom großen bösen Wolf nicht kannte. Da war sie wieder, diese süße, duftende Essenz. Devin folgte ihr. Die Stahltreppe unter ihr quietschte, egal wie sehr sie sich bemühte, kein Geräusch zu verursachen. Ihrer Nase folgend, behielt sie die Konzentration bei. Ihr Bauchgefühl sagte, dass sie auf der richtigen Spur war. Der Hauch der Fährte war schwach. Sie lief an einer Klappe der Heizungsschächte vorüber, verlor den Duft und kehrte zurück. Erst in der Hocke war er deutlicher wahrnehmbar.
„Emma, bist du da drin?“
Sie lauschte genauer hinein, und vernahm ein schwaches, zittriges Atmen.
„Mein Name ist Devin! Ich bin mit Reece hier.“
Leises Scharren auf Betonboden näherte sich, und als Devin sich zu den Lauten umdrehte, sah sie direkt in das geifernde Maul eines braunen, riesigen Monsters. Sie wollte schreien, aber ihre Stimme versagte. Mit aufgerissenen Augen starrte sie in die leuchtenden Pupillen des Wolfes vor ihr.
„Emma, Schätzchen, bleib wo du bist! Komm nicht raus, und beweg dich nicht.“
Versuch nicht einmal, zu atmen, Süße, sonst wird‘s hässlich
. Devin blieb still hocken, zwang sich, von dem Gesicht des Tieres wegzusehen.
„Du bist so was von tot, Devin.“
Die Alpha in ihr wurde unruhig, aber die Angst in ihr verbarrikadierte den Weg hinaus. Der braune Wolf knurrte bedrohlich, schien Freude an ihrer Panik zu haben und stieß vorwärts, bis sie den Atem des Tieres im Gesicht spürte.
„Tja … ich hatte vor, alt, hässlich und faltig in die Grube zu springen. Daraus wird wohl nichts.“
Sie ballte mit dem Mut der Verzweiflung die Fäuste, schloss die Augen und rammte dem Wolf die Hand fest auf die Nase. Er jaulte und wich zurück. Devin stand auf, atmete tief durch und glaubte, dass es ihr Ende sein könnte. Kampflos wollte sie ihr Leben jedoch nicht aushauchen.
„Na komm schon.“
Knurrend kehrte er zurück, ging langsam auf sie zu und senkte seinen großen Kopf. Er war zum Angriff bereit. Ein Schatten bewegte sich hinter ihm, fiel über das Tier her, das erneut aufjaulte. Ein Teenager von etwa fünfzehn Jahren hing an seinem Rücken und stach mit einem Taschenmesser auf ihn ein. Ohne nachzudenken umklammerte Devin den Kopf des Wolfes, hörte, wie die Zähne zuschnappten und ihre Haut ritzten. Sie versuchte, ihn zu Boden zu drücken, während der Junge mit der Klinge auf den Leib des Wolfes einstach. Das Tier blutete aus mehreren Wunden, kämpfte aber mit aller Kraft. Es bekam den Kopf frei, biss in Devins Arm. Sie prallte zurück, und in dem Moment schnappte der Wolf nach der Schulter des Jungen. Knochen knackten. Der Teenager schrie auf, verlor das Messer und wurde von dem Wolf in die Luft gerissen und geschüttelt. Sein Körper glitt leblos zu Boden. Devin bekam eine Stange zu fassen und schwang sie hin und her. Erneut machte sich der Wolf zur Attacke bereit. Das Eisen traf das Tier zwischen den Augen, und sein Schmerzlaut stach Devin mitten ins Herz. Sie hatte Todesangst, die Leiche des Jungen im Blickwinkel und die Gedanken bei der Kleinen im Heizungsschacht. Sie wusste nicht genau, welcher der Gründe es war, der schließlich ihre Knochenstruktur in Wandel versetzte. Die Stange glitt aus ihren Händen, und der Schmerz des Wechsels drang durch sie hindurch. Die Alpha hatte genug gesehen, und der Wolf vor ihr würde nicht aufgeben, bis sie sterbend zu seinen Füßen lag.
Endlich!
Das Wort drang tonlos über Devins Lippen und
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