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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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sich wieder setzte – eine kleine Elfe mit skelettartigen Fingern.
    »Ich freue mich sehr, dass er Ihnen schmeckt .« Sie zwinkerte mir über den Tassenrand zu. »Dieser Single Estate Assam ist im Moment mein Lieblingstee. Die meisten jungen Leute bevorzugen ja Kaffee .« Sie schnitt eine Grimasse. »Tee wird heutzutage nicht genug geschätzt .«
    »Ich bin Teetrinkerin. Zu Hause habe ich auch einen sehr guten Assam, und einen Single Estate aus Kenia, Millma-Plantagentee. Ich bringe Ihnen gern ein paar Blätter rüber, wenn Sie möchten .«
    »Das klingt verlockend. Ja, bitte « , sagte sie und reichte mir ein Tablett mit hauchdünnen Gurkensandwiches und Crackern mit Frischkäse, geräuchertem Lachs und obendrauf etwas sauer Eingelegtem. Vielleicht Kapern. Ich aß zwei und ließ mir eine zweite Tasse einschenken, bevor ich nach dem Troll fragte. Ich dachte sogar daran, seinen richtigen Namen zu benutzen.
    Miz A. seufzte. »Tom lebt, ist aber schwach. Er liegt oben und schläft, der Gute. Das war recht knapp, fürchte ich. Und die arme kleine Katie wäre todunglücklich gewesen, wenn sie ihn verloren hätte. Sie sind nun schon seit über siebzig Jahren zusammen .«
    Bei der »armen kleinen Katie « und den »siebzig Jahren « hätte ich um ein Haar meinen Tee verschüttet. Mich rettete eine der Ladies, die in diesem Moment in einem moosgrünen Seidenmorgenmantel und pinkfarbenen Plüschpantoffeln hereinkam. Es war Tia, das Mädchen mit der Milchkaffeehaut, den braungrünen Augen und dem krausen blonden Haar. »Morgen, Miz A. Gibt’s Kaffee ?« , fragte sie, die Augen halb geschlossen.
    Miz A. sah mich an, als wollte sie sagen: Sehen Sie? Kaffee, kein Tee. Eine Schande. »Kaffee steht in der Küche .«
    Kurz darauf gesellte sich Tia zu uns an den Tisch und stürzte in Sekundenschnelle einen halben Becher brühend heißen Kaffee hinunter. »Ahhh. Gott, bin ich kaputt. Ich brauche Ferien .« Sie riss die Augen weit auf, gähnte und sagte: »Vielleicht Rio. Vielleicht kann Carlos mich mitnehmen .«
    Die Art, wie sie es sagte, zeigte mir, dass Tia ein unschuldiges Gemüt hatte, auch wenn sie hier bei Katies Ladies arbeitete – was wohl daran lag, dass sie nicht die hellste Birne im Leuchter war. Sie sah mich an und schien nun erst richtig wach zu werden. »Sie sind doch die Vampirkillerin. Bringen Sie Carlos nicht um, ja ?«
    »Hmm « , machte ich, weil ich nicht wusste, was ich darauf antworten sollte.
    »Carlos ist kein Rogue « , sagte Miz A. gelassen. »Ihm wird nichts geschehen. Hast du einen schönen Abend verbracht, meine Liebe ?«
    Tia griff nach einem Gurkensandwich. »Carlos ist ein Traum. Mr Leo und Miss Katie sagen, ich könnte bald eine Blutdienerin werden, wenn sie das richtige Angebot bekommen .«
    »Angebot ?« , fragte ich rasch und hörte selbst, wie schneidend mein Ton wurde.
    Miz A. tätschelte meine Hand. »Ich erkläre es Ihnen. Tia « , sagte sie zu dem Mädchen, »geh und nimm deinen Kaffee mit nach oben, ja? Miss Jane und ich möchten unter vier Augen sprechen .«
    »Oh .« Tia nickte weise, und ihre Locken hüpften. »Geschäfte. Schon verstanden .« Sie raffte eine Handvoll Sandwiches zusammen und ging. Das Mädchen schwebte mit ihren großen Plüschpantoffeln über den Holzboden wie eine Tänzerin. An der Tür drehte sie sich noch einmal um und sagte: »Danke, dass Sie Carlos nicht töten « , und war fort, bevor mir eine passende Erwiderung einfiel.
    »Angebot ?« , wiederholte ich. »Die Sklaverei wurde doch schon vor sehr langer Zeit abgeschafft .«
    Miz A. nickte. Sie schenkte mir Tee nach und sagte: »Es scheint, als wüssten Tias Eltern das nicht. Sie haben ihre zwölf Jahre alte Tochter aus dem Kofferraum ihres Wagens heraus verkauft .« Ich zog scharf die Luft ein, und Miz A. nickte. Ihr faltiges Gesicht sah grimmig aus, als sie mir noch einen Lachscracker auf den Teller legte. »Meine Katie erfuhr von der … misslichen Lage des Mädchens. Sie hat dem ein Ende bereitet, aber für eine normale Entwicklung war es bereits zu spät. Sie war emotional stark geschädigt. Katie hat viel Zeit und Geld investiert, um Tia zu therapieren und den richtigen Beschützer für sie zu finden .« Miz A. sah zu mir hoch, und ihre dunklen Augen blitzten plötzlich zornig. »Sie kann nicht allein leben, und sie ist sexuell zu aktiv und gleichzeitig zu verletzlich, als dass man sie einfach auf die Straße schicken könnte. Dort würde sie nur missbraucht und obdachlos und mittellos enden. Ein Ehemann

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