Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter

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würde sie vermutlich irgendwann verlassen. Ein Vampirmeister wird für sie sorgen, so lange sie lebt, und sie gut beschützen. Dazu muss nur das richtige Arrangement getroffen werden .«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich dazu sagen sollte, also aß ich mein köstliches kleines Sandwich und sagte nichts. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit dankte ich Miz A. für den Tee und die Häppchen, sprang über die Mauer und ließ Mischa an. Ich hatte das dringende Bedürfnis, mir die Vamp-Spinnweben aus dem Hirn pusten zu lassen. Was sollte man zu solch einer verqueren Logik sagen, die doch auf Pragmatismus und Mitgefühl beruhte? Mich schauderte es, wenn ich nur daran dachte.
    Witternd fuhr ich durch das French Quarter und fand viele Orte, die stark von Vamps frequentiert wurden, aber keine frische Spur von dem Rogue – nun ja, »frisch « war auch kaum das richtige Wort, »faulig « traf es eher – , obwohl ich die gleiche Route wie gestern Abend nahm. Den Weg zurück zum Lake Catouatchie zu finden – ein Sumpfgebiet voller Moskitos, das Beast nicht auf der Straße betreten hatte, sondern querfeldein, als sie der Fährte des kranken Vampirs gefolgt war – war keine leichte Übung. Aber schließlich fand ich seine Spur und folgte ihr, bis ich in einer mit Muschelsplitt bedeckten Sackgasse mitten im Nichts landete.
    Am Ende der Straße fuhr ich langsamer, hielt an und stellte einen Fuß ab. Unter mir schnurrte der Motor vor sich hin wie ein zufriedener Tiger. Das Haus war klein, wahrscheinlich in den Fünfzigern erbaut: ein mit grauen Asbestschindeln bedecktes Häuschen von vielleicht hundertzehn Quadratmeten Grundfläche. Auf der Rückseite war die geschlossene Veranda, die ich, wie ich mich dunkel erinnerte, gestern gesehen hatte. Alles war gut gepflegt. Die dunkelgrauen Tür- und Fenstereinfassungen waren frisch gestrichen, das Dach war neu, und der in der Mittagshitze liegende Garten duftete nach Kräutern.
    Dieses Haus hatte etwas an sich, das mich in meiner menschlichen Gestalt unwiderstehlich anzog. Ferne Erinnerungen, Dinge in einem Nebel aus Rauch, Angst und Blut. Und das Geräusch von zeremoniellen Trommeln. Die Macht des Volkes. Tsalagi . Cherokee, wie der weiße Mann uns nannte. Mich überlief ein kalter Schauder. Tsalagi war Cherokee. Ich erinnerte mich.
    Hinten im Garten war eine Schwitzhütte. Ein Stammesältester lebte hier. Und der Rogue hatte hier gejagt. Ganz in der Nähe. Zu nah. Hatte er den Mann im Visier gehabt? Oder war der Älteste eine Frau? Ich schauderte trotz der Hitze, und in den Schweißtropfen auf meiner Haut mischte sich Hoffnung mit Angst.
    Ohne recht zu wissen, was ich als Nächstes tun sollte, stellte ich den Motor aus und klappte den Ständer aus. Legte den Helm auf den Sitz. Ging die muschelsplittbedeckte Einfahrt hoch. Die Muscheln knirschten unter meinen Füßen. In Carolina bedeckte man unbefestigte Straßen und Einfahrten mit Kies, und für den Straßenbelag wurden die Steine mit Asphalt gemischt. Hier im Delta gab es nicht viel Kies, hier nutzte man das, was da war. Muscheln. Solche belanglosen Dinge dachte ich, während ich die Einfahrt zum Haus eines Stammesältesten entlangging. Erst als ich die Stufen zur Veranda hinaufstieg, bemerkte ich, dass das Haus auf steinernen Stelzen stand, für den Fall einer Sturmflut. Ich drückte den Klingelknopf. Drinnen ertönte eine Glocke.
    Ich stand in der Hitze. Wartete. Schwitzte. Fliegen und Bienen umsummten mich. Der schwache Duft von Salbei und Rosmarin lag in der Luft. Und niemand rührte sich. Ich kam mir auf einmal dumm vor.
    Im Weggehen drückte ich noch einmal auf die Klingel und erschrak, als die Tür sich plötzlich öffnete. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber sicher nicht diese schlanke, schwarzhaarige Frau in Jeans und Seidentop. Sie sagte nichts. Sah mich nur an. Mein inneres Zittern verstärkte sich. Die Zeit machte so eine komische Schaukelbewegung, bei der der Boden zu schwanken scheint.
    » Gi yv ha « , sagte sie und hielt mir die Tür auf.
    Komm rein … ja, das hatte sie gesagt. Komm rein . Und ich hatte sie verstanden.

8
    Eine Kriegerin
    IchsaßamTisch,undsielächeltemichan,alssiemireinehalbgefroreneColahinhielt.DiealtmodischeFlaschewarmitEisbedeckt,undamDeckelsammeltensichEiskristalle.DieFrauwardünnundmuskulös,abernichtsojung,wieichaufdenerstenBlickgedachthatte.VielleichtMittefünfzig,vielleichtälter.DochinihremschwarzenHaarwarkeineeinzigegraueSträhne.IhreAugenwarenvollerLeben,Lachenund –