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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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geben, die tumb hinter ihm hertrotteten wie Gänsekinder hinter ihrer Mutter, aber wohl nicht einmal in der Lage waren, einen Dachs zu erlegen. Zu allem Überfluss begegnete ihnen während all der Zeit, in der sie zu dritt auf die Jagd gingen, nicht ein einziger Drache. Als hielte sich ein Spion im Wald versteckt, der die Bestien rechtzeitig vor den Jägern warnte, bevor sie ihr Revier betraten. Manche Höhlen, an denen sie vorüberzogen, schienen viel zu klein, um einen Drachen zu beherbergen, andere wirkten verlassen.
    Dabei hatte sich Rabanus bereits ausführlich ausgemalt, wie er die Zähne der erlegten Biester auf Umienas Märkten begeisterten Händlern anbieten würde, die solch gefragte Raritäten nur allzu gern in ihren Besitz brachten. Doch er sehnte sich nicht nur nach dem geschäftigen Markttreiben der Stadt. Genauso vermisste er die abendlichen Gelage in den Wirtshäusern, den Genuss starken Gebräus und die prall gefüllten Ausschnitte hübscher Schankmädchen. Stattdessen zogen die Tage ereignislos vorüber. Der ausbleibende Jagderfolg, karge Kost und der Anblick des Mannweibes Agata verdarben ihm mächtig die Stimmung.
    „Kannst du nicht einmal deinen Mund halten?“, brüllte er seine Kameradin an, die demonstrativ noch lauter sang. Karol, der die beiden mittlerweile eingeholt hatte, gesellte sich heftig atmend zu ihnen. Missmutig registrierte Rabanus den Jungen, dessen fettiges, braunes Haar verschwitzt am Kopf klebte.
    „Du wirst noch alle Drachen verscheuchen mit deinem Gekeuche“, warf er ihm vor.
    Karol bemühte sich vergeblich, ruhiger zu atmen, um nicht weiter ausgeschimpft zu werden, gewahrte jedoch mit Schreck, dass der Anführer drohend auf ihn zukam. Mit finsterer Miene schnüffelte Rabanus an dem verschlissenen, braunen Wams des Knaben, das einen strengen Geruch ausströmte.
    „Widerlich, wie du stinkst. Kein Wunder, dass sich auf hundert Schritt keine Beute blicken lässt.“
    Karols Augen begannen feucht zu glänzen. Die Worte des großen Mannes verletzten ihn zutiefst. Schließlich gehörte er genauso zu den Drachentötern wie Agata und die anderen. Niemand wollte seinen Mut anerkennen, den er aufbringen musste, um überhaupt seine Heimat zu verlassen und den Jägern zu folgen. Warum nahm ihn Rabanus nie ernst?
    Er beschloss, dies nicht mehr länger untätig hinzunehmen und sich endlich den ihm gebührenden Respekt zu verschaffen. Seine feisten Hände erhoben sich geballt in Drohgebärden gegen den amüsiert grinsenden Rabanus. Gleich der erste Versuch, seine Faust in das Gesicht des Widersachers zu platzieren, scheiterte kläglich. Lauthals lachend hielt sich Rabanus mit einem Arm seinen Angreifer, der wutentbrannt ins Leere boxte, vom Leib. Als befände er sich inmitten eines Bienenschwarms, schlug der Dicke voller Zorn um sich. Doch das hinderte seinen Gegner nicht daran, ihm mit seiner Linken einen kraftvollen Schlag unterhalb des rechten Auges zu verpassen.
    Die Wucht des Aufpralls ließ Karols Kopf nach hinten wegknicken, bevor seine Hände an das schmerzende Jochbein griffen. Wie betrunken torkelte Karol umher, wimmerte kläglich und stürzte schließlich zu Boden. Sein Zusammenbruch entfachte jedoch keineswegs Rabanus’ Mitleid. Schonungslos fiel er über den Knaben her, drückte dessen Arme zu Boden und hielt sie mit seinen Knien fest.
    „Du wagst es, mich anzugreifen?“, höhnte er. „Ganz schön mutig, Fettgesicht! Das wirst du büßen!“
    Karols weinerliches Gebaren veranlasste Rabanus zu einem widerlichen Grinsen.
    „Los, bitte mich um Entschuldigung! Sag: Ich bin ein unwürdiger, fetter Trottel! Sag es, jetzt! Sonst werde ich dafür sorgen, dass du nur noch auf Knien vor mir kriechst!“
    Unter Karols Armen breiteten sich Schwitzflecken aus. Tränen glitzerten in seinen Augen.
    „Lass mich bitte los!“, flehte er. „Meine Arme tun weh!“
    „Seine Arme tun weh! Und jetzt flennt er gleich, sieh sich das einer an!“
    Agata schien sich wenig für die Auseinandersetzung der beiden zu interessieren. Stattdessen horchte sie angestrengt in den Wald hinein.
    „Seid doch ruhig!“, mahnte sie ungewohnt leise. „Hört ihr denn nicht?“
    „Was?“, fragte Rabanus ungehalten und stieß Karol verächtlich zur Seite, der sich sogleich von ihm wegrollte, um umständlich aufzustehen. Kräftig klopfend befreite er seine Hose von Erdkrumen.
    „Still!“, fuhr ihn Agata an. Beleidigt verzog sich Karols Gesicht. Immer hatten seine Begleiter etwas an ihm auszusetzen und

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