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Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition)

Titel: Skiria: Am Berg der Drachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fran Rubin
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den Nacken und spie eine lodernde Feuerwalze aus seinem Maul. Volltreffer. Ramin hatte gut gezielt. Die Flammen erfassten augenblicklich die Federn des Phyraton, der sich während eines Herzschlages in einen fliegenden Feuerball verwandelte. Brennend an der Decke taumelnd, brüllte er seine Qual bis weit in die Drachenwege hinein. Rauchschwaden durchzogen die Höhle und verbreiteten einen stechenden Geruch.
    Einige Male zuckte das Wesen noch auf, bevor es wie ein Stein zu Boden fiel. Das klägliche Wimmern verstummte nur langsam, während die Flammen über dem Geschöpf zusammen schlugen. Skiria beobachtete das makabre Schauspiel entsetzt und bemerkte zunächst überhaupt nicht, dass ihr Befinden sich stetig verbesserte. Erst, als das Feuer nur noch müde über dem leblosen Bündel züngelte, begriff sie und weinte schließlich vor Erleichterung. Ramin hatte nun bereits zum zweiten Mal ihr Leben gerettet.
    Von dem Ungeheuer blieb nicht mehr zurück als ein verkohlter Klumpen.
     
    Gegen Abend erreichten sie endlich Hojomors Höhle.
    Bei dem Onkel handelte es sich um einen stattlichen Drachen, der seinen Neffen um gut vier Ellen überragte. Als sie seine Behausung betraten, vertilgte er gerade ein Reh, das blutüberströmt vor ihm lag.
    Seine alten, braunen Drachenaugen strahlten Zufriedenheit aus, als er selbstvergessen die Eingeweide des Tiers schlabberte, die mit einem schlüpfrigen Geräusch in seinem riesigen Maul verschwanden. Hojomor widmete sich gerade dem Herz, das irgendwie am Fleisch fest hing und so seinem Reißen widerstand, als ihn ein Geräusch auffahren ließ. Nur selten verirrten sich Reisende in sein Quartier, abgesehen von seiner Schwester Ramira, die ihm jedoch erst vor kurzem einen Besuch abgestattet hatte.
    „Onkel Hojomor!“, rief Ramin freudig. In diesem Augenblick löste sich das Herz des Rehs und hüpfte mit einem Schwung in Hojomors Kehle. Der betagte Drache verschluckte sich fürchterlich. Rauchend und spuckend versuchte er, das Stück Fleisch, das ihn im hintersten Winkel seines Rachens kitzelte, in die richtigen Bahnen zu lenken. Ängstlich wich Skiria einen Schritt zurück. Falls das Ungetüm Feuer spie, wollte sie ihm lieber nicht im Weg sein. Doch plötzlich schien das Fleisch in die richtige Röhre zu gleiten, was Hojomor zu einem langgezogenen Rülpser veranlasste, der die Felswände erzittern ließ wie ein Erdbeben. Voller Entsetzen fühlte Skiria den Erdboden unter sich schwanken und rannte einen Augenblick später los, um sich in Sicherheit zu bringen.
    „Ramin!“, erkannte Hojomor seinen Neffen, der Skiria für einen Moment vergaß. Die beiden Drachen stellten sich einander gegenüber auf und begannen, mit ihren Pranken zu stampfen, um sich gebührend zu begrüßen.
    „Wen hast du da mitgebracht?“, erkundigte sich Hojomor anschließend gespannt.
    „Skiria“, antwortete Ramin, während er besorgt nach seiner Freundin Ausschau hielt. Hinter einem nahe gelegenen Felsbrocken lugten Strähnen ihres hellen Haares hervor.
    „Sie ist eine Freundin und ein wenig scheu gegenüber Drachen.“
    „Das wird sich gewiss bald geben“, vermutete Hojomor verständnisvoll. „Vor einem betagten, gebrechlichen Drachen wie mir braucht sie sich nicht zu fürchten. Aber nun sag’, was führt euch zu mir?“
    „Wir sind auf der Suche nach meiner Mutter“, sprudelte Ramin hervor. „Ich will sie davon abhalten, Menschenleben zu zerstören. Skirias Vater kam durch einen Drachenangriff um. Es ist an der Zeit, diesen sinnlosen Opfern ein Ende zu bereiten. Anschließend reisen wir zur Drachenkönigin und versuchen, sie zum Einlenken zu bringen.“
    „Mutig, mutig, junger Drache!“, polterte der Onkel beeindruckt. „Das imponiert mir! Ramira war tatsächlich vor zwei Tagen für eine Nacht hier. Wenn ihr euch beeilt, könnt ihr sie noch einholen.“
    Hojomor hatte sich immer gegen die Drachenopfer gestellt, jedoch fehlte ihm stets das letzte Quäntchen Mut, um sich mit der Königin anzulegen. Hojomor ließ sich von seinem Neffen erklären, wie er plante, die Drachenkönigin durch Skirias Hilfe zu überzeugen.
    In der Zwischenzeit saß Skiria zitternd in ihrem Versteck und versuchte, sich zu beruhigen. Der Anblick des ausgewachsenen Drachens hätte sogar einem gestandenen Drachenjäger Angst eingejagt, zumal es sich um ein außergewöhnlich großes Exemplar handelte. Doch sie konnte sich nicht für immer vor ihm verbergen. Aufmunternd rief Ramin ihr zu: „Nun komm schon, Skiria! Er ist nicht

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