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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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nein?«
    »Was ist mit dem dritten Mann – dem die Flucht gelang?«
    »Er – kam zurück nach Toron.«
    »Er muß doch sehr viele Abenteuer durchgestanden haben. Was geschah mit ihm, Petra? Los, erzähl.«
    »Wenn du es genau wissen willst«, sagte Petra, »er erlebte kaum etwas Aufregendes. Er kam sehr schnell hierher. Paß auf! Nachdem die Sträflinge das von Scheinwerfern erhellte Gebiet überquert hatten, verkrochen sie sich im Dschungel. Sie wurden voneinander getrennt. Der Schwarzhaarige verirrte sich und marschierte in der falschen Richtung dahin, bis der Dschungel hinter ihm lag und er eine Felsebene erreichte. Als es heller wurde, erkannte er plötzlich, daß er auf die Strahlungsbarriere zuwanderte, denn am Horizont erhoben sich wie ein schwarzes Gerippe die verlassenen Ruinen der toten Stadt Telphar.«
    »Hätte die Strahlung ihn nicht töten müssen?«
    »Genau diese Frage stellte er sich. Er war der Stadt so nahe, daß er eigentlich nicht mehr am Leben sein durfte. Er war müde. Zum Glück hatte er genug zu essen mitgenommen, so daß er keinen Hunger spürte. Und er war eindeutig am Leben. So beschloß er, einfach in die Stadt zu gehen. Aber nach den ersten Schritten hörte er plötzlich etwas.«
    Am Telefon herrschte Schweigen.
    Nachdem Let ihr eine Pause zugestanden hatte, fragte er: »Was war es? Was hörte er?«
    »Wenn du es je vernimmst, wirst du es wissen«, sagte Petra.
    »Los, Petra, was war es?«
    »Ich meine es ganz ernst«, sagte Petra. »Das ist alles, was ich von der Geschichte weiß. Und auch du brauchst nicht mehr zu erfahren. Vielleicht kann ich sie zu Ende erzählen, wenn ich heute abend von dem Fest zurückkehre.«
    »Bitte, Petra …«
    »Schluß jetzt.«
    Er überlegte. »Petra, ist dieses Abenteuer, das ich erleben soll, der Krieg? Schärfst du mir deshalb ein, daß ich nichts vergessen soll?«
    »Ich wollte, es wäre so einfach, Let. Sagen wir, der Krieg gehört auch dazu.«
    »Oh.«
    »Versprich mir nur, daß du die Geschichte und meine Worte nicht vergessen wirst.«
    »Ich verspreche es«, meinte Let nachdenklich.
    Jon ging eine lange Wendeltreppe hinunter, nickte dem Posten zu, betrat den Schloßgarten, blinzelte in die Sonne und schritt durch das Tor. Der Weg hinaus war leichter als der Weg hinein.
     

 
3.
     
    Der Höllenkessel schwelte am Rand der Stadt. Dreizehn Gassen mit alten Steinhäusern bildeten seinen Kern; viele davon waren Ruinen, die überbaut und von neuem zerfallen waren. Sie gehörten zu den ältesten Bauten von Toron. Sie erstreckten sich vom Wasser bis zum Rand der verschachtelten Mietshäuser, in denen die Angestellten und Beamten von Toron lebten, und es wimmelte in ihnen von Menschen. Bretter- und Wellblechbuden drängten sich in jede freie Nische. Das Metall rostete; die Bretter verzogen sich. Am Wasser selbst befanden sich das provisorische Gefängnis, das Einwanderungsbüro und der Fährdienst zu den Aquarien und Hydroponikanlagen, die drei Meilen weiter draußen im Meer errichtet waren.
    Eine Stunde zuvor hatte am Dock ein häßliches, schmutzstarrendes Schiff angelegt. Aber die Passagiere durften erst jetzt an Land, und das auch erst, wenn die vielen Beamten, die an provisorischen Holztischen saßen, ihre Papiere geprüft hatten. Eine hüfthohe Bretterwand trennte die Passagiere von den Menschen am Kai. Die Passagiere waren ungeduldig.
    Einige trugen Bündel. Andere hatten nichts. Sie standen herum oder wanderten ziellos umher. Der Lärm auf der Kaistraße war ohrenbetäubend. Straßenhändler kreischten, Karren quietschten, Menschen stritten. Einige Passagiere betrachteten über den Zaun hinweg das Elendsviertel. Die meisten jedoch wandten sich ab. Als sie sich an den Beamten vorbei auf die Docks schoben, mischte sich eine Frau mit einem großen braunroten Muttermal an der Wange unter die Neuankömmlinge. Sie hielt eine Schachtel mit Krimskrams hoch. Die Frau war etwa fünfzig und in ein verwaschenes graues Kleid gehüllt. Ihr Kopftuch hatte die gleiche Farbe.
    »Schuhriemen, ein Paar kräftige, reißfeste Schuhriemen!« rief sie einem jungen Mann zu, der sie verwirrt und zugleich verlegen anlächelte.
    »Ich – ich habe kein Geld«, stammelte er.
    Rara warf einen Blick auf seine Füße. »Na, offensichtlich hast du auch keine Schuhe. Viel Glück in der Neuen Welt, auf der Insel der ungeahnten Möglichkeiten.« Sie schob sich an ihm vorbei und ging auf ein Paar zu. Der Mann trug Hacke, Rechen und Spaten, die Frau ein Baby. Rara kramte in ihrer

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