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Sklaven der Flamme

Sklaven der Flamme

Titel: Sklaven der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R. Delany
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Schachtel. »Ein schönes Bild unserer Majestät, König Uske, handgemalt anläßlich seines Geburtstags, mit echtem Metallrahmen. Kein Kosmopolit und Patriot kann ohne dieses Bild leben.«
    Die Frau mit dem Baby beugte sich vor und betrachtete das handgroße Bild. Es zeigte einen blonden jungen Mann mit einer Krone auf dem Kopf. »Ist das wirklich der König?«
    »Natürlich«, erklärte die Händlerin mit dem Muttermal. »Er hat persönlich dafür Modell gesessen. Sieh dir das edle Gesicht an. Es wäre eine echte Inspiration für deinen Kleinen, wenn er heranwächst.«
    »Was kostet es?« fragte die Frau.
    Ihr Mann runzelte die Stirn.
    »Für ein handgemaltes Bild ist es sehr billig«, sagte Rara. »Ein halber Unit, praktisch geschenkt.«
    »Es ist hübsch«, sagte die Frau und bemerkte erst jetzt die ernste Miene ihres Mannes. Sie senkte den Blick und schüttelte den Kopf.
    Plötzlich kramte der Mann einen halben Unit hervor und drückte ihn Rara in die Hand. »Hier.« Er nahm das Bild und reichte es seiner Frau. Während sie es betrachtete, nickte er. »Es ist hübsch«, sagte er. »Ja, wirklich.«
    »Viel Glück hier in der Neuen Welt«, rief Rara ihnen nach. »Willkommen auf der Insel der ungeahnten Möglichkeiten.«
    Sie drehte sich um, holte den nächsten Gegenstand aus der Schachtel, betrachtete ihn kurz und sagte zu dem Mann, der ihr jetzt gegenüberstand: »Na, du könntest eine Rolle Zwirn gut gebrauchen.« Sie deutete auf ein Loch in seinem Ärmel. »Da.« Weiter oben schob sich eine braune Schulter durch das Hemd. »Und da.«
    »Ich könnte auch eine Nadel gebrauchen«, erwiderte er. »Und ein neues Hemd. Und einen Sack Gold.« Plötzlich spuckte er aus. »Aber mit dem, was ich in den Taschen habe, werde ich weder das eine noch das andere bekommen.«
    »Aber eine einzige Rolle festen, schönen Zwirn …«
    Plötzlich gab ihr jemand von hinten einen Stoß. »Schon gut. Weitergehen. Hier können Sie nicht schachern.«
    »Und ob ich kann.« Rara wirbelte herum. »Ich habe meinen Berechtigungsschein. Moment, gleich können Sie ihn sehen …«
    »Niemand darf vor dem Einwanderungsgebäude etwas verkaufen. Los, gehen Sie schon.«
    »Viel Glück in der Neuen Welt!« rief sie über die Schulter, als der Beamte sie weiterdrängte. »Willkommen im Land der ungeahnten Möglichkeiten.«
    Plötzlich entstand Bewegung hinter dem Tor. Jemand hatte Schwierigkeiten mit seinen Papieren. Dann löste sich ein dunkelhaariger, barfüßiger Junge aus der Reihe der Wartenden, rannte zum hölzernen Zaun und sprang mit einem Satz darüber. Während der Junge weiterlief, kippte das Gatter um.
    Einen Moment lang zögerten sie hinter dem Tor. Dann brach die Stauung, und sie strömten heran. Die Beamten am Tisch sprangen auf, gestikulierten und brüllten. Dann stiegen sie auf ihre Bänke und brüllten noch lauter. Der Beamte, der die Händlerin weggeschoben hatte, wurde von der Woge erfaßt.
    Rara klemmte sich die Schachtel unter den Arm und hastete zur Straßenecke. Dann ließ sie sich von dem Strom noch zwei Gassen weiter treiben.
    »Rara?«
    Sie blieb stehen und sah sich um. »Oh, da bist du ja«, sagte sie und trat zu einem jungen Mädchen, das ebenfalls eine Schachtel mit Kleinkram in der Hand hielt.
    »Rara, was ist denn geschehen?«
    Die Frau mit dem Muttermal lachte. »Du siehst hier den Beginn einer Umwandlung. Furcht, Hunger, noch etwas mehr Furcht, keine Arbeit, noch mehr Furcht – und jeder dieser armen Teufel wird ein Bürger des Höllenkessels. Wieviel hast du verkauft?«
    »Ein paar Kleinigkeiten – für höchstens zwei Units insgesamt«, erwiderte das Mädchen. Sie war etwa sechzehn Jahre alt, hatte schneeweißes Haar, blaue Augen und eine tief gebräunte Haut. Irgendwie erinnerte sie mit ihrer hellen Mähne an ein exotisches Tier. »Weshalb laufen sie durch die Gassen?«
    »Ein Junge hat eine Panik ausgelöst. Das Gatter gab nach, und die übrigen folgten ihm.« Eine zweite Welle von Einwanderern drängte um die Ecke.
    »Willkommen in der Neuen Welt, auf der Insel der ungeahnten Möglichkeiten!« rief Rara. Dann lachte sie auf.
    »Wohin wollen die alle?« fragte das Mädchen Alter.
    »In die Löcher des Bodens, in die Ritzen der Straße. Wenn sie Glück haben, nimmt man sie bei der Armee. Aber selbst die schluckt nicht alle. Die Frauen, die Kinder …?« Sie zuckte mit den Schultern.
    In diesem Moment hörten sie ein Stück entfernt die Stimme eines Jungen. »He!«
    Sie drehten sich um.
    »Aber das ist doch der

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