Sklaven des Himmels
Tier! Du wirst sterben. Aber nicht hier und nicht jetzt. Und nicht schnell! Denn gerade das möchtest du ... Du wirst auf recht interessante Weise sterben – ganz langsam und schmerzhaft. Du wirst dein Ende in der Parkzone finden. Die Tiere des Waldes werden dich bei lebendigem Leib fressen. Sollten sie versuchen, dich schnell zu töten, werden wir das zu verhindern wissen. Eine Auvibiene wird dir überallhin folgen. Sie wird dich beobachten und deine Qualen übertragen, damit ich und andere uns daran ergötzen können.«
»Häuptling.« Berry grinste. »Ich sehe, daß du große Angst hast. Du bist ein bejammernswerter Kerl, für den das Wort Mann zu gut ist. Denk daran, daß es Zeugen gibt für alles, was wir uns hier sagten, und daß mein Tod dir deine Ängste nicht nehmen wird.«
Ehe der Kontroller etwas darauf erwidern konnte, meldete ein Roboter: »Herr, der Programmer bittet um eine sofortige Unterredung.«
»Der Programmer?« Regis Le Gwyn verspürte Unbehagen. Gerade hatte er sich noch in rosigen Farben ausgemalt, welche Qualen Berry sterben würde, und jetzt meldete man ihm den Programmer, der kaum je die Fabzone verließ. Er war so verblüfft darüber, daß er nicht einmal auf den Gedanken kam, die beiden miteinander in Verbindung zu bringen. Diese Unterlassungssünde änderte den Lauf der Geschichte.
»Jawohl, Lord, der Programmer«, bestätigte der Roboter.
Es war natürlich unmöglich, die gebetene Unterredung zu verweigern oder auch nur zu verschieben. Dazu hätte ein mutigerer Mann gehört als Regis Le Gwyn. Nominell hatte der Kontroller die absolute Macht in Himmel VII. Aber Le Gwyn wußte nur zu gut, wo sie wirklich lag. Nämlich nicht in den Händen des Kontrollers, sondern in denen des Mannes, dem die Teknos unterstanden, der die Computer programmierte und damit die Roboter und der für die gesamten Lebenserhaltungssysteme von Himmel VII verantwortlich war.
Le Gwyn hatte Bors Zangwin, den Programmer, erst zweimal persönlich gesehen – bei den Schachturnieren, die den Höhepunkt der Öffentlichen Spiele darstellten. Beide Male hatte Zangwin ihn in allen zehn Partien geschlagen, obgleich er, Regis Le Gwyn, der anerkannte Großmeister der Ristos war. Einige der Ristos behaupteten, der Programmer habe sich von den Computern helfen lassen. Aber obwohl eine sofortige, von Zangwin gestattete, ja sogar begrüßte Untersuchung eingeleitet wurde, fanden sich weder an der Person des Programmers noch am Schachtisch oder sonstwo in näherer Umgebung Mikrosender. Le Gwyn war froh, daß die nächsten Spiele erst in sieben Jahren stattfinden würden. Wenn er eine dritte Niederlage erlitt, wären die politischen Folgen nicht auszudenken.
»Bitte den Programmer herein«, befahl er dem Roboter mit gezwungen ruhiger Stimme.
Bors Zangwin erwies dem Kontroller die übliche Ehrerbietung, aber er wirkte dabei durchaus nicht untertänig. »Ein langes Leben, Regis Le Gwyn. Wie gütig von dir, mich zu empfangen.«
Der Kontroller benetzte die Lippen. »Ein langes Leben, Bors Zangwin. Es ist mir eine Freude, dich zu empfangen. Welchem Umstand verdanke ich deinen unerwarteten Besuch?«
Berry betrachtete den Programmer. Seine Kleidung war ganz anders als die der Ristos. Statt deren farbigen Kilts, Tuniken und engen Beinhüllen, die Tala Strumpfhose genannt hatte, trug er eine dunkle Kutte, die bis zum Boden reichte. Und statt der gewöhnlich langen Lockenpracht der Ristos war sein Haar kurz geschnitten. Und im Gegensatz zu Le Gwyn, dem es schwerfiel, sich zu beherrschen, schien ihm der Programmer ein Mann von kühlem Verstand, der seine Gefühle unter Kontrolle hatte. Wenn das stimmte, mochte er sehr gefährlich sein, gefährlicher als Le Gwyn.
Aber auch der Programmer musterte Berry heimlich, während er mit dem Kontroller sprach. »Ich komme mit einer Entschuldigung und auch, um einen Gefallen zu erbitten.« Er lächelte. »Ich hoffe, du nimmst erstere entgegen und gewährst mir das zweite.«
Regis Le Gwyn fühlte sich sofort ein wenig wohler. Die Stimme des Programmers klang höflich, ja fast ein wenig servil. Das bedeutete ganz sicher, daß er irgendwie Schwierigkeiten hatte.
»Mein lieber Zangwin«, sagte er. »Ich kann mir gar nicht vorstellen, daß es Umstände gibt, die deine persönliche Entschuldigung erfordern. Was den Gefallen anbelangt, nun, wenn es in meiner Macht steht, ihn dir zu gewähren, ohne dabei die Gesetze zu verletzen, so ist er bereits gewährt. Möchtest du, daß wir unsere Unterhaltung
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