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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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halben Stunde
Freiübungen, um sich zu erwärmen: Handstand, Karate-Tritte, Spagat-Sprünge.
    Caroline sah ihm zu. Aber selbst, als
er ihr den betrunkenen Kung-Fu-Stil vormachte, der ja wirklich erheiternd wirkt
— bei aller artistischen Gewandtheit — , selbst dann war dem Mädchen kein
Lächeln zu entlocken.
    Sie hat seelisch total abgeschnallt,
dachte Tim. Schwermütig von Hause aus — und jetzt diesen Psycho-Streß: Das hält
sie nicht aus.
    Der TKKG-Häuptling hatte sich warm
geturnt und saß auf seiner Pritsche.
    „Hast du eigentlich schon daran
gedacht, Willi, wie das jetzt mit deiner Wette ist?“
    „Mit welcher... Ach so, du meinst, weil
ich hier kleingeschnitten in einem kannibalischen Eintopf landen soll, bin ich
als Jung-Penner nicht mehr in der Szene. Das bedeutet aber nicht, daß ich verloren
habe. Bei höherer Gewalt ist man immer entschuldigt. Und diese Entführung ist
zumindest gewaltsam. Ob höher — das wird sich noch rausstellen.“
    Caroline schlang fröstelnd die Arme um
sich.
    „Ob es hier eine Toilette gibt?“

    Tim hatte schon seit einer Weile den
gleichen Gedanken.
    Klößchen befand sich bereits im Zustand
akuter Not.
    Tim ging zur Tür.
    Sie erzitterte unter einem
Drachenstampftritt, den kein lebender Mensch ausgehalten hätte. Etwas
bröckliger Putz fiel von der Decke. Aber das Ende der Wächtlings-Burg war noch
nicht eingeläutet. Renovierungen ( Instandsetzungen ) während der letzten
100 Jahre hatten das Mauerwerk verstärkt.
    „Hallo!“ brüllte Tim. „Ist da wer,
Kruzitürken! Wir müssen mal austreten, und Hunger haben wir auch.“
    Nichts geschah. Keine Antwort. Kein
Geräusch vor der Kerkertür.
    „Trübe Aussichten“, sagte Tim. „Wir...“
    Seine Rede stockte, weil er in diesem
Moment den Wagen hörte. Ein kräftiger Motor — ein Diesel, vermutlich — quälte
sich den Berg herauf, näherte sich der Zugbrücken-Einfahrt. Sofort hing Tim im
Klimmzug an den Gitterstäben.
    Was der Blick erspähte, teilte der
TKKG-Häuptling seinen Mit-Gefangenen mit.
    „Es ist ein dunkler Kastenwagen...
altes Modell... nur am Führerhaus sind Fenster — hinten nicht. Die Scheiben
spiegeln... kann nicht sehen, wer drin sitzt... Er fährt über die Brücke vor
der Zugbrücke... und... jetzt hält er. Aha! Die Zugbrücke hat man wohl seit dem
späten Mittelalter nicht mehr hochgeleiert. Aber in der Einfahrt des Torhauses
— unter dem Gußerker, auch Pechnase genannt — ist sicherlich noch eine stabile
Pforte, die Unbefugten den Zutritt verwehrt. Jemand steigt aus. Der
Beifahrer... Er... Leute, mich hackt die Trottellumme (Seeschwalben-Art). Das ist doch Achim Taschke, unser flinker, heimtückischer, wieseliger Penner.
Jetzt sehe ich auch Kröse. Er chauffiert. Begreifst du, Willi? Den beiden haben
wir es zu verdanken, daß wir hier sind. Ich wette, mit dem Rolls-Verschnitt
dort unten haben sie uns hergekarrt. Taschke latscht in die Toreinfahrt. Ich
kann ihn nicht mehr sehen. Sicherlich schließt er auf. Jetzt kommt er zurück.
So — und der Wagen rollt weiter. Ende der Vorstellung.“
    Tim ließ sich herab.
    Klößchen saß auf seiner Pritsche.
„Kröse, Taschke und Petra Dalmig — glaubst du, die machen gemeinsame Sache?“
    „Es sieht sehr nach einer allgemeinen
Verschwörung aus.“ Tim horchte an der Tür.
    Weit entfernt waren Geräusche.
    Zeit verging. Dann schien es ihm, als
näherten sich Schritte. „Pst!“ Tim sprang zu seiner Pritsche. „Wir stellen uns
schlafend, tun so, als hätte uns die Betäubung noch im Griff. Die beiden werden
vorsichtig sein, weil sie wissen, wie ich hinlange. Aber Bewußtlose sind nicht
gefährlich.“
    „Wird sich zeigen“, knurrte Klößchen
und zog die Bratpfanne unter seinen Mantel, den er als Decke benutzte.
    Auch Tim hatte seine beiden
Sommermäntel abgelegt.
    Jeder streckte sich auf seine Pritsche.
Aller Augen waren geschlossen. Aber sechs Ohren horchten.
    Tatsächlich — draußen dröhnten schwere
Stiefel auf dem Steinboden. Dann schlug eine Faust an der Tür.
    „Heh, ihr da drin“, drang Kröses dumpfe
Stimme herein, „schon munter?“
    Niemand antwortete.
    Kröse pochte zum zweiten Mal. „Schlaft
ihr noch?“
    Schließ auf, dachte Tim, komm rein!
Schließ auf, komm rein! Schließ auf...
    Ein Riegel klirrte. Vorsichtig wurde
die Tür geöffnet.
    Tim spähte durch die Wimpern.
    Kröse zögerte, dann trat er über die
Schwelle.
    Für ihn war das ein Schritt zuviel.
    Tim schnellte auf ihn zu wie ein
Geschoß aus Muskeln und

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