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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Tinte.
Sondern...
    Der Fratzenschneider zog die Zunge
zwischen die Zähne zurück und begann zu grinsen. Der Blick richtete sich auf
das Fläschchen. Jetzt hob er es an den Mund und drückte ein schlapplippiges
Bussi auf das Glas. Dann versenkte er das Fläschchen wieder in die Tasche.
    Hm! dachte Tim. Wo die Liebe hinfällt.
Der eine liebt seine Freundin — wie ich — , der andere mag Tiere — ich auch — ,
Idole werden geliebt, zum Beispiel dackelbeinige Fußballspieler, Rock-Sänger
mit Ringen in der Nase und Fernseh-Stars in Arztserien. Der Fratzenschneider
liebt offenbar dieses Fläschchen.
    Jetzt griff er in die Brusttasche des
Jacketts. Was dann geschah, riß Tim fast von der Sitzbank.
    Der Typ zog eine wiesenhonig-gelbe,
aufklappbare Karte hervor, braune Schrift auf handgeschöpftem Papier. Meterweit
lesbar das Wort EURO-MUSEUM.
    Es handelte sich um die schriftliche
Einladung zu den Festlichkeiten, die heute dort stattfanden.
    Auch die TKKG-Freunde hatten —
insgesamt vier — Einladungen in ihren Taschen, und deshalb befanden sich Tim,
Gaby, Klößchen und Karl jetzt auf dem Weg zum Euro-Museum — ebenso wie der
Fratzenschneider.
    Ich schnall ab, dachte Tim. Mein
Wildschwein mampft Müsli. Im Euro-Museum versammeln sich die Gemälde-Fans. Wir
sind eingeladen — dank der von Färbers, besonders dank Caroline. Man freut sich
auf Pampelmusensaft und Butterbrote, oder was die da anbieten. Und das Auge
will Kunst schmausen. Aber dieser Gesichts-Akrobat wird dabeisein. Haben sie
den als Clown engagiert — für ‘ne komische Nummer?
    Der Fratzenschneider studierte seine
Einladung mit aufgerissenen Augen.
    Tim erhob sich, schnürte zur Tür, hielt
sich an einer Haltestange fest und sah dem Mann über die Schulter.
    Die Einladungen ergingen namentlich,
und Tim konnte lesen, daß es sich um ,Herrn Otto Plegel’ handelte.
    Gaby, Karl und Klößchen blickten her.
Tims Blick lenkte ihre Aufmerksamkeit zur Einladungskarte. Karl und Klößchen
machten Na-und?-Mienen, Gaby schob die Brauen unter ihren winterlangen
Goldpony, und die Veilchenaugen sagten: Denkst du, wir sind die einzigen? Es
kommen 400 Gäste. Der ist eben auch dabei. Was stört dich daran?
    Tim ging zu seinem Platz zurück, bevor
den irgendein Schnösel belegte. Dabei wurde dem TKKG-Häuptling bewußt, wie
ungewöhnlich Karl und Klößchen aussahen. Sie trugen Bundfaltenhosen unter den
Daunenmänteln, keine Turnschuhe, sondern geputzte Halbe, Jacken statt Sweatshirt
und enorm weiße Hemden, wobei Klößchen sich sogar zu einem kakaofarbenen
Querbinder, einer sogenannten Fliege, verstiegen hatte.
    Tim war ähnlich gewandet, trug
allerdings keine Fliege.
    Niemand sollte der TKKG-Bande
nachsagen, sie sei nicht bereit, der Kunst Opfer zu bringen.
    „Er heißt Otto Plegel“, sagte Tim durch
die Zähne. „Und er hat einen Sprung in der Schüssel. Ihr habt nicht gesehen,
wie er sich aufführt. Die rechte Manteltasche enthält ein stark verkorktes
Fläschchen. Das koste er wie seine Dulzinea. Mit der Soße im Fläschchen hat er
was vor. Was? Für mich liegt’s auf der Hand, denn wir fünf fahren zum
Euro-Museum, wo die Prachtschinken rumhängen. Das Fläschchen, es enthält
Schwefelsäure, und dieser Bekloppte ist ein Attentäter. Der will Gemälde vernichten.“

2. Rempelei und Schwefelsäure
     
    Die U-Bahn hielt. Eine
Lautsprecher-Stimme, die von den gekachelten Untergeschoß-Wänden widerhallte,
erklärte, dies sei der Flickhuber-Platz, Ecke Podawretzki-Straße. Der Zugführer
hatte sehr hart gebremst, einige der Stehenden schwankten wie lange Gräser.
Plegel sprang sofort auf die Füße, zerrte sein Jackett glatt, schloß den Mantel
und ließ sein Grinsen fallen, als werde es nicht mehr gebraucht. Als einer der
ersten stürmte Plegel hinaus.
    Tim war zwei Schritte hinter ihm.
    Gaby, Karl und Klößchen schlossen auf.
    Plegel nahm die Rolltreppe, und die
TKKG-Bande überholte links auf den Steinstufen. Lediglich Klößchen, der noch
während der Fahrt eine 200-Gramm-Tafel Schokolade verputzt hatte, hing
hinterher. Gleichzeitig mit Plegel kam er in der Oberwelt an.
    Hier herrschte der Winter. Es war 14.38
Uhr an einem grauen Tag im Februar — mit Schneetreiben und angesagtem
Nachtfrost. In Geschäften und Kaufhäusern brannten die Lichter. Alle Autos
fuhren mit eingeschalteten Scheinwerfern.
    Das Euro-Museum, kein Jahr alt, gehört
zu den neueren Highlights (Glanzpunkten) der Stadt. Es enthält eine
kleine Abteilung über Völkerkunde, eine noch

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