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Sklaverei

Sklaverei

Titel: Sklaverei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Cacho
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der sogenannten Schattenwirtschaft an, die zwar keine Steuern entrichtet, sich aber mit den Hütern der staatlichen Ordnung arrangieren muss, um ihren Geschäften nachgehen zu können. Dieser Pakt zwischen der staatlichen Macht und dem organisierten Verbrechen betrifft vor allem den Handel mit Waffen, Drogen und Menschen. Die Aktivitäten dieser kriminellen Organisationen bestehen in erster Linie aus Raub, Betrug und dem illegalen Handel mit Waren, Dienstleistungen und Menschen.
    Im 21 . Jahrhundert lässt sich ein gewaltiger Aufschwung und eine Professionalisierung des organisierten Verbrechens beobachten. Unter Ausnutzung der Spielregeln der kapitalistischen Marktwirtschaft hat sich die Mafia neue Wege eröffnet, um in beispiellosem Umfang Waren und Dienstleistungen zwischen Ländern und Kontinenten zu verschieben. Die Mafiosi machen ihre Geschäfte mit der Gewalt und mit dem Schutz vor Gewalt. Zweck ihrer Unternehmungen sind Geld, Lust und Macht.
    Der Menschenhandel [1] , der in 175 Ländern der Erde dokumentiert ist, legt die Schwächen des globalisierten Kapitalismus genauso bloß wie die Ungleichheiten, die durch die wirtschaftlichen Spielregeln der Mächtigen entstehen. Vor allem aber zeigt er eindrucksvoll, inwieweit sich die menschliche Grausamkeit inzwischen in der Kultur festgesetzt hat und als normal angesehen wird. Jedes Jahr werden weltweit rund 1 , 4  Millionen Menschen, überwiegend Frauen und Mädchen, in die Sexsklaverei gezwungen. Sie werden gekauft, verkauft und weiterverkauft wie Rohstoffe der Industrie, wie Trophäen, wie Opfergaben oder wie gesellschaftlicher Müll.
     
    Während meiner fünfjährigen Recherche habe ich die Operationen der kleinen und großen internationalen Verbrechersyndikate verfolgt und Zeugnisse von Überlebenden der kommerziellen sexuellen Ausbeutung gesammelt. Auf meinen Reisen bin ich auch Männern, Frauen und Kindern begegnet, die Opfer der Arbeitssklaverei oder der Zwangsheirat geworden waren. Dieses Buch beschäftigt sich jedoch ausschließlich mit der modernen Sexsklaverei. Die hochentwickelte internationale Sexbranche hat einen Markt geschaffen, auf dem schon bald mehr Sklaven verkauft werden als zur Zeit des afrikanischen Sklavenhandels vom 16 . bis ins 19 . Jahrhundert.
    Es gibt kein Verbrechernetzwerk, das kein Geschäft mit dem Sex machen würde. Alle verschleppen, verkaufen, vermieten, verleihen, vergewaltigen, quälen und ermorden sie Frauen und Kinder – die japanischen Yakuza genauso wie die chinesischen Triaden, die russische, die italienische und die albanische Mafia oder die lateinamerikanischen Drogenkartelle. Die wirtschaftliche und politische Macht verlangt nach sexueller Befriedigung. Nach den Regeln des Machismo sind Frauen keine Menschen, sondern Objekte, und selbst die in den Verbrecherorganisationen tätigen Frauen halten sich an die Gesetze der Misogynie und der Verachtung ihres eigenen Geschlechts.
    In der kriminellen Psyche gehen Eros und Tanatos Hand in Hand. Die Macht, Feinde zu foltern, zu töten oder zu köpfen, verlangt nach einem Ausgleich. Das ist einer der Gründe, weshalb die Bosse der großen Kartelle Frauen jeden Alters kaufen, verkaufen, misshandeln und ermorden. Sie fördern verschiedenste Formen der Prostitution und schaffen immer neue Märkte für das Geschäft mit der Lust. Der Zugang zu sexueller Befriedigung stiftet den Zusammenhalt zwischen Gruppen von Unternehmern und Militärs. Auch deshalb ist das Geschäft mit dem Sex neben dem Waffen- und Drogenhandel das einträglichste der Welt. Ob Mädchen, Jugendliche oder erwachsene Frauen – das Alter spielt keine Rolle, Hauptsache, sie lassen sich von ihren Besitzern kontrollieren, benutzen und unterwerfen.
    In diesem Buch beschäftige ich mich auch mit der Einstellung, die Männer zu Frauen und zur Sexualität haben. In den Aussagen der männlichen Akteure begegnen wir einem Phänomen, das gelegentlich als »Bumerang des Feminismus« bezeichnet wird: Immer mehr Männer suchen sich immer jüngere Frauen beziehungsweise Frauen aus Ländern, in denen das weibliche Geschlecht nach wie vor unterdrückt wird. Wir begegnen aber auch Frauen auf dem Straßenstrich und Frauen, die sich selbst als »freie Prostituierte« bezeichnen und das Sexgewerbe als eine normale Form des Broterwerbs in einer kapitalistischen und ausbeuterischen Welt betrachten. Auch auf dieses Thema werde ich in diesem Buch eingehen, um die weltweite Diskussion um Sexsklaverei und Prostitution in ihrer ganzen

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