Sklavin der Hölle
aus?«
»Gefunden wurden bisher keine. Was nichts besagen muss. Die andere Seite wird immer raffinierter.«
»Und ist Ihnen der Besitzer bekannt?«
»Ist er. Moment.« Es gab für mich keine lange Wartezeit, da meldete sich der Kollege zurück. »Der Mann heißt Ben Davies.«
»Ach«, sagte ich nur.
»Ja. Kennen Sie ihn?«
Ich musste lachen. »Wir werden ihn kennen lernen, denke ich.«
»Gut. Und geben Sie Bescheid, sollten sie etwas finden, was nicht koscher ist.«
»Sie können sich darauf verlassen.« Noch ein knappes Dankeschön, dann legte ich auf.
Suko schnipste mit dem Finger und lachte. »Das war doch was, John. Ben Davies!«
»Genau. Und Lina hat das Wort Bruder auf die Streichholzschachtel geschrieben.«
»Hört sich fast wie im Roman an.«
Ich nickte. »Dann sollten wir das Buch mal aufblättern...«
***
Soho hatte uns geschluckt!
Vom Yard Building liegt dieser Stadtteil nicht weit entfernt. Praktisch geteilt durch den St. James’s Park, durch den wir fahren mussten, um zum Ziel zu gelangen.
In Soho war viel abgerissen, neu gebaut und renoviert worden. Da kam einiges zusammen. Viele meinen, dass der düstere Charme dahin wäre, doch wer wollte, der konnte noch genug altes Soho finden und seinen Erinnerungen nachgehen.
Wir suchten uns einen Parkplatz. Von dort brauchten wir nicht weit zu gehen, um die Bar zu erreichen, die in der Beak Street lag. Sie wurden von zwei Häusern flankiert, in denen man russisch und türkisch essen konnte.
Es war noch nicht dunkel geworden, aber der Nachmittag wollte sich verabschieden. Er mochte wohl den kalten Wind nicht, der Schneegeruch vor sich hertrieb. Dementsprechend wenig war in den Straßen los. Da blieben selbst die Harten im Haus, und wer sich auf die Straße traute, hatte sich vermummt, um sich gegen die Kälte zu schützen.
D-Bar!
Sie war nicht zu übersehen, weil über dem Eingang ein türkisfarbenes großes D leuchtete. Fenster gab es zwar, aber die waren klein, und dahinter war nichts zu erkennen.
Suko drückte die Tür auf.
Wärme schwappte uns entgegen. Die Luft roch etwas abgestanden, und da war es schon gut, dass wir ein wenig Frische mit hineinbrachten. Manche Lokalitäten waren so dunkel, dass man sich kaum zurechtfand. Das war hier anders. Es gab genügend Licht, auch wenn es farbig war. Rot, grün, gelb, blau, die Helligkeit teilte sich in verschiedene Farben auf und reichte aus.
Cocktail-Bars sind in. Das merkten wir auch hier. Man konnte auch von Retro sprechen, denn wer hier war und sich zugleich in den Fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts auskannte, der fühlte sich sofort in diese Zeit hineinversetzt.
Es gab die berühmten Nierentische, die von schmalen Cocktailsesseln umstanden wurden. Dort saß man dann auf einer Haut aus künstlichem Leder und schlürfte die bunten Getränke, die es oft in sich hatten und auch an der Bar eingenommen werden konnten, wo zweiarmige Lampen mit tulpenförmigen Schirmen ihr Licht abgaben.
Unter dem kalten Wetter hatte auch der Besuch der Bar zu leiden. Es gab nicht viele Menschen, die sich zu ihr hingezogen fühlten. Man konnte schon von einsamen Gestalten sprechen, die sich an der Bar verteilten. Die Tische waren überhaupt nicht besetzt.
Wir wurden angeglotzt, als wir uns umsahen.
In der Nähe saßen vier Männer. Es waren Typen, die man in jeder Großstadt findet. Asphaltgeier, die keiner Arbeit nachgingen, die man als geregelt ansehen konnte, aber trotzdem immer Geld hatten.
Uns machte man nicht an, behielt uns allerdings im Blick. Hinter der Bar bediente ein Mann in roter Jacke. Darunter trug er ein weißes Hemd. Er hatte sich mit den Gästen unterhalten. Als wir unsere Plätze eingenommen hatten, schlenderte er näher.
Ob er eine gewisse Ähnlichkeit mit Lina Davies aufwies, konnten wir nicht sagen. Er war schlank, dunkelhaarig und besaß ein scharf geschnittenes Gesicht mit dunklen Augen.
»Was kann ich euch anbieten? Wir haben Cocktails in einer großen Bandbreite. Vom einfachen bis zum Zombie und...«
»Im Moment nicht«, sagte ich.
»Was dann?«
»Vielleicht zwei Wasser«, meldete sich Suko.
Der Mann hob für einen Moment die Brauen. Dann fing er an zu lächeln, als wäre ihm soeben eingefallen, wer wir waren. Es konnte durchaus sein, dass er einen Blick für Polizisten hatte.
Wir bekamen das Wasser, lehnten das Eis ab, und ich stellte die entscheidende Frage, während ich mein Glas voll goss. »Sind Sie Ben Davies?«
Er schwieg. Mit dem Fingernagel kratzte er an
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