Sklavin der Hölle
sind Lina Davies?«
Auf ihrer Stirn zuckte die Haut, das war alles.
»Bitte, wollen Sie mir nicht antworten?«
»Geh...«
»Später...«
»Hau ab!«, bellte sie mir förmlich entgegen. »Ich hasse dich. Ich werde dich töten!« Sie fletschte die Zähne. »Und ich werde dich danach zerreißen.«
»Warum das?«
»Weil ich es so will.«
»Nein, Lina«, sagte ich leise. »Das glaube ich dir nicht. Das kann ich dir einfach nicht glauben. Das bist nicht du, die mir das gesagt hat, verstehst du?«
»Geh weg!«
Ich schüttelte den Kopf. »Das werde ich nicht allein tun. Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Wir beide werden uns einen anderen Ort suchen. Ist das okay?«
Sie hatte den Vorschlag gehört. Ich glaubte auch, dass sie alles verstanden hatte, aber ich erlebte bei ihr keine Reaktion, die mir hätte gefallen können. Nur ihre Augen verengten sich. In der grauen Zwangsjacke bewegten sich ihre Schultern. Warum sie das tat, war mir unklar.
Vielleicht versuchte sie, so etwas wie eine Startposition einzunehmen, um mir an den Kragen zu gehen.
»Was ist los?«, fragte ich.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht haben, verflucht.Ich will dich nicht mit meinen eigenen Augen ansehen müssen. Hast du nicht gehört? Du musst abhauen!«
»Ich werde dich mitnehmen, Lina. Deshalb bin ich hier. Und du solltest nicht versuchen, dich dagegen zu wehren. Du musst mitkommen. Es ist besser für dich.« Ich kannte den Grund auch nicht, weshalb sie sich so verhielt.
Sie blickte mich düster an, und ich sah, dass sich ihre Lippen bewegten und ein lautes Schmatzen erklang, wie die Vorfreude eines Essers. »Nein, ich werde es nicht zulassen. Du bist jemand, der nicht auf meiner Seite steht. Du magst nicht das, was ich liebe, verstehst du? Die Hölle ist für mich wichtig. Ebenso der Teufel. Ich bleibe hier. Ich vertraue ihm...«
»Man kann dem Teufel nicht trauen.«
Plötzlich verzogen sich ihre Lippen, und um den Mund herum erschien ein schon satanisches Grinsen. »Du weißt nichts. Du bist ein Narr. Geh wieder!«
Das tat ich nicht. Ich stellte mich sogar etwas lockerer hin und sprach vom Teufel, denn ich wollte wissen, ob sie ihn gesehen hatte.
»Er ist mir erschienen.«
»Gut und weiter!«
»Er sprach vom großen Sieg!«
Ich winkte ab. »Das hat er immer getan, aber es ist ihm nie gelungen zu gewinnen. Er kann nur Menschen beeinflussen, er kann sie auf seine Seite ziehen.«
Sie schüttelte den Kopf. Ich merkte, dass es mit ihrer Ruhe vorbei war. Auch der Mund stand plötzlich offen. Tief in der Kehle wurden Laute geboren, die mich erschreckten, denn sie hatten kaum etwas Menschliches an sich. Man hätte meinen können, dass ein böses Tier in ihr steckte. Irgendwie traf das auch zu.
Sie stand auf.
Die ruckartige Bewegung zeigte ihre Entschlossenheit. Der böse Blick ließ mich nicht mehr los, und ich stellte mich auf einen Angriff ein, den sie trotz der Zwangsjacke durchziehen würde.
»Setz dich wieder hin!«, befahl ich.
»Nein!«, brüllte sie mich an und rannte los.
Ihr Ziel war ich. Sie brauchte nicht weit zu laufen. Sie wollte mich zu Boden stoßen, um mit den Füßen auf mir herumzutrampeln. Das bildete ich mir nicht ein, das schrie sie mir entgegen, und ihr Gesicht verzerrte sie dabei zu einer Fratze, die nichts Menschliches mehr an sich hatte.
Ich hätte sie ins Leere laufen lassen können. Das genau wollte ich nicht, denn dann wäre sie unter Umständen gegen die Wand gelaufen und hätte sich noch verletzt.
So sprang ich ihr entgegen und drehte mich zur Seite, damit sie gegen meine Schulter prallte.
Lina Davies geriet aus der Richtung. Sie bekam den Aufprall voll mit und wurde zur Seite gewuchtet. Es gab nichts in der Nähe, woran sie sich hätte abfangen können. Erst die Wand sorgte für einen Aufprall, dessen Wucht sich allerdings in Grenzen hielt.
Sie fing an zu schreien. Aus dem linken Augenwinkel nahm ich wahr, dass die Tür geöffnet wurde. Der Klinikchef schaute hinein. Er war nicht mehr allein. Ein bulliger Kerl im weißen Kittel wollte eingreifen und Lina zur Raison bringen.
»Zurück!«, brüllte ich die beiden an. »Das hier ist einzig und allein meine Sache.«
Ob sie sich daran halten würden, sah ich nicht mehr, denn ich musste ihnen den Rücken zudrehen, um mich um Lina Davies kümmern zu können.
Sie hatte sich wieder gefangen und war zur Seite gewichen. Der Aufprall hatte sie nicht gebremst, und sie wollte mich erneut angreifen.
Ich sprang ihr entgegen, packte sie und
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