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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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zusammengekrümmt auf der Seite und hatte die Arme über den Magen verschränkt. Blut perlte auf ihrer Unterlippe, wo sie die Zähne eingegraben hatte, ein rotes Mal in dem aschfarbenen Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, die Wimpern naß von Tränen. Sie wimmerte leise.
    »Wie lange leidet sie schon an diesen Schmerzen?«
    Beim Klang der ruhigen Stimme hob Kadar den Kopf. Auch seine Augen schwammen in Tränen, dennoch konnte er erkennen, welch quälende Angst das Gesicht des Herrschers unbewußt zeichnete.
    »Ich dachte schon, Sie würden nicht kommen, mein Lord«, sagte Kadar. Diese Worte enthielten eine Anklage, die der Eunuche nicht zu verbergen suchte. Es war ihm egal, ob der Herrscher sie heraushörte oder nicht. »Ich habe Sie schon vor Stunden benachrichtigt.«
    »Dieses idiotische Mädchen gab sich keine Mühe, mich zu finden. Es wartete, bis ich in meine Gemächer zurückkehrte. Wie, zum Teufel, konnte der Anschlag passieren?«
    Es war eine dumme Frage, das wußte er, und deshalb rechnete er nicht mit einer Antwort. Gift war das übliche Mittel, eine lästige Rivalin aus dem Weg zu schaffen, und es wurde seit Hunderten von Jahren in Hunderten von Harems im ganzen türkischen Reich benutzt. Warum aber traf es gerade seine Haar?
    »Wir wissen nicht sicher, welches Gift verwendet wurde, aber es ist ein leichtes, unbefugt in der Küche mit dem Essen zu hantieren, da alle Bediensteten dort freien Zutritt haben.«
    »Wo ist Haji Agha? Er hätte mich sofort persönlich informieren müssen.«
    »In der Stadt, mein Lord. Heute ist der Tag, an dem er gewöhnlich die Basare besucht. Er ist noch nicht zurückgekehrt.«
    »Und was hat man für Haar getan?«
    »Sie hat ein Abführmittel bekommen, aber weil wir das Gift und die verabreichte Menge nicht kennen, ist es unmöglich …«
    »Geht es ihr schlechter … oder besser?«
    Kadar zögerte lange, ehe er zugeben mußte: »Schlechter.«
    Derek schloß die Augen. Bei aller Macht, die ihm zur Verfügung stand, fühlte er sich völlig hilflos.
    »Mein Herr?« meldete sich jemand hinter ihm. »Die Ärzte sind am Tor eingetroffen, aber die Wächter verwehren ihnen den Eintritt.«
    »Zur Hölle mit den Wächtern! Ich habe die Ärzte rufen lassen. Hat man das den Türhütern nicht gesagt?«
    »Kein Mann hat je den Harem betreten, mein Lord«, war die zitternd hervorgebrachte Antwort. »Die Wächter werden es nicht glauben, daß Sie etwas Gegenteiliges befohlen haben.«
    Derek wandte sich an den Eunuchen. »Kadar, ich setze Sie an Haji Aghas Stelle ein. Verbinden Sie den Ärzten die Augen, wenn nötig, aber bringen Sie sie schnellstens hier herein. Und ich möchte diesen Raum leer haben«, fügte er ärgerlich hinzu. »Auch die Frauen vor der Tür sollen gehen. Das ist kein Totenbett, um das man sich versammelt.«
    Derek schüttelte den Kopf, als auch Adamma das Zimmer verlassen wollte. Sie trat jedoch zur Seite, als Derek sich auf die Bettkante setzte, und staunte, daß die Männerhand, die Shahars Wange berührte, zitterte.
    »Kannst du mich hören, Haar?«
    »Jamil?« Sie öffnete die Augen nicht. Ihre Stimme war heiser, ihr Hals rauh vom wiederholten Erbrechen. Sie stöhnte und versuchte dann die Klagelaute zu ersticken, indem sie die Lippen zusammenpreßte. Als die Krämpfe sich verringerten, fragte sie: »Muß ich sterben?«
    »Nein, Liebste, das werde ich nicht zulassen.«
    Sie versuchte zu lächeln, doch es geriet ihr zur Grimasse. »Arrogant… wie immer.«
    Er strich ihr die Silberlocken aus den Schläfen. Ihr Haar war feucht, ihr Gesicht von einem dünnen Film kalten Schweißes überzogen. Mit einem Finger tupfte er das Blut von ihren Lippen.
    »Schau mich an, Haar.«
    »Chantelle«, flüsterte sie. »Nennen Sie mich wenigstens einmal Chantelle, ehe ich …«
    »Verdammt, Mädchen, du wirst nicht sterben!«
    Ihre Augen öffneten sich zu Schlitzen und fixierten ihn finster. »Schreien Sie mich nicht so an!«
    »Dann schlag zurück! Wehr dich! Laß deine unendliche Sturheit einem guten Zweck dienen!«
    »Was glauben Sie wohl, was ich tue, Sie Unmensch!«
    Adamma lauschte atemlos und war entsetzt, daß der Herrscher eine Sterbende so quälte. Und dennoch war Farbe in Shahars Wangen zurückgekehrt, und ihre Stimme klang wieder kräftig. Seine provozierende Art hatte erreicht, was sie mit all ihrer liebevollen Fürsorge nicht geschafft hatten.
    Rahine, die sich die ganze Zeit im Hintergrund des Raumes aufgehalten und ihn auch nicht mit den anderen verlassen hatte, war

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