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Sklavin des Herzens

Sklavin des Herzens

Titel: Sklavin des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ebenfalls betroffen, aber aus einem anderen Grund. Sie hatte nie ein ähnliches Benehmen bei Jamil erlebt. Sie wußte, daß er dieses Mädchen gern hatte, aber es war nicht seine Art, vor allen Leuten seine Gefühle zu zeigen. Selbst als Sheelah bei der zweiten Niederkunft in Schwierigkeiten war, hatte er seine Besorgnis verborgen.
    Er war verändert. Hatte Haar das bewirkt, oder war der Streß all dieser gefährlichen Monate daran schuld? Was auch immer es war, sie hätte sich nicht so bemühen sollen, ihm aus dem Weg zu gehen, seit er wegen Jamilas Kauf mit ihr gestritten hatte. Es schien, als kenne sie ihren eigenen Sohn nicht mehr.

38

    Derek bemerkte sie schließlich, als er sich wegen der Ankunft der Arzte umdrehte, aber er erkannte sie nicht. Er wunderte sich nur, wer sie war, nachdem sie seinem Befehl an alle hinauszugehen nicht Folge geleistet hatte. Dann sah er ihr in die Augen, die so smaragdgrün wie die seinen waren, und wußte Bescheid. Und die Erkenntnis warf ihn fast um.
    Er hatte sich das Gehirn zermartert, wie er sie sehen könnte, ohne daß sie es merkte, doch es war leicht, ihn zu beobachten, und ziemlich schwierig, einen heimlichen Blick auf die Haremsfrauen zu werfen. Er hatte vorgehabt, Rahine zu sich zu rufen, aber Omar hatte ihm abgeraten, mit dem Argument, sie als seine Mutter könnte den Rollentausch am ehesten durchschauen. Dabei hatte er mit Jamil ausgemacht, daß nicht einmal Rahine von dem Personenwechsel wissen durfte. Das bedeutete, daß Derek nicht mit seiner Mutter sprechen konnte, bis Jamil sicher zurückgekehrt war. Doch da stand sie nun, nur wenige Meter entfernt, natürlich verändert, älter, reserviert, nicht die ungestüme junge Frau, an die er sich erinnerte, aber, Gott, immer noch schön, noch königlich in ihrer Haltung, noch fähig, mit diesen Augen in die Seele zu sehen. Sicher prüfte sie seine jetzt, zweifellos erstaunt, weil er sie so anstarrte. Was hatte Jamil über sie gesagt? Nicht viel, weil nicht erwartet worden war, daß Derek sie treffen würde.
    Er hätte sich abwenden und sie ignorieren sollen. Er konnte es nicht. Er ging zu ihr hin und sehnte sich danach, sie zu umarmen, doch er wußte genau, daß Jamil das keinesfalls tun würde. Dabei hatte er sie im Moment so nötig, die einzige Person, von der er Trost empfangen konnte. Wenn sie ihm sagte, Haar würde wieder gesund werden, würde er ihr glauben. Sie war seine Mutter. Am liebsten hätte er geweint …
    »Bist du dir sicher, daß du Haar diesen Männern zeigen möchtest?«
    Derek riß sich zusammen und sah die beiden Ärzte mit den Augenbinden dastehen. Plötzlich stießen ihn die Traditionen des Harems ab, die es keinem Mann, auch nicht einem verzweifelt benötigten Arzt, gestatteten, die Frauen eines anderen Mannes anzuschauen.
    »Es ist mir verdammt egal, wer sie sieht, wenn sie nur gesund wird.«
    »Das verstehen sie, Jamil«, sagte Rahine sanft. »Aber es wäre klug, wenn du in den Nebenraum gingst. In deiner Gegenwart sind sie zu nervös.«
    Er nickte und folgte ihr, weil er wußte, daß sie recht hatte. Außerdem wollte er ihr Fragen stellen, die Haar nicht hören sollte.
    »Du kennst die Haremsfrauen noch besser als ich. Wer von ihnen könnte Haar töten wollen?«
    Rahine folgte ihm zögernd zu dem Fenster, das vor dem Marmorhof lag. Er war nun leer. Die Sonne verwandelte die Gischt des Springbrunnens in diamantene Tropfen. Jamil hatte sie, Rahine, schon so lange nicht mehr angesprochen. Sie freute sich, daß er es jetzt tat, und war zugleich traurig, weil sie ihm nicht helfen konnte. Und er war offensichtlich erschüttert über den Vorfall, sonst hätte er sich nicht so untypisch verhalten.
    »Deine Frauen sind in ihrer Eifersucht nicht so bösartig, wie sie sein könnten, Jamil. Ich weiß es wirklich nicht, wer für den Anschlag in Frage kommen könnte. Noura ist die gehässigste, aber das weißt du ja. Wenn sie jemanden vergiften würde, wäre es Sheelah. Es gelüstet sie nach der Position der ersten Kadine, nicht nach deinem Bett.«
    »Wer sonst noch?«
    »Mara verlor ihre Position, als Haar in den Rosa Hof kam, aber ich glaube nicht, daß sie töten würde, um zurückzukehren. Sie weiß, daß sie einem besonderen Zweck dient, den keine außer ihr erfüllen kann.«
    »Wer sonst noch?« wiederholte er.
    »Hast du an deine eigenen Feinde gedacht?«
    Er sah sie kurz von der Seite an. »Ich vermute, du meinst meinen Hauptfeind?«
    »Ja. Es ist außerhalb des Palastes kein Geheimnis, daß du von

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