Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
zur Fifth Avenue und mir über diese Art von Humor mal Klarheit verschaffen.«
    »Du hast schon richtig verstanden.«
    Jäh wurde er ernst. »Sieh mal, ich bin bloß neugierig, das ist alles. Beide Burschen haben einige ziemlich substanzielle engineerte genetische Eigenschaften gemeinsam.«
    »Ja, und? Deine Eltern haben ein wenig ähnliches genetisches Material in dich und deinen Bruder eingefügt, damals am Beginn des Projekts Norton. Macht das euch beide gleich?«
    Norton verzog das Gesicht. »Kaum.«
    »Warum also die Annahme, dass Ethan und Marsalis, nur weil sie einige grundlegende genetische Eigenschaften gemeinsam haben, einander ähnlich in ihrer Art von Mann sein sollten? Du kannst sie nicht gleichsetzen, nur weil sie beide von der Variante Dreizehn sind, auch kannst du sie nicht gleichsetzen, weil, weil, ich weiß nicht, sie beide schwarz sind.«
    »Oh, nun komm schon, Sev! Sei doch mal ernst. Wir reden von einer substanziellen genetischen Tendenz, nicht von der Hautfarbe.«
    »Ich bin ernst.«
    »Nein, bist du nicht. Du schlägst wild um dich, und du weißt das. Es ist keine gute Analogie.«
    »Vielleicht nicht für dich, Tom. Aber spaziere mal zum Tor da raus und sieh nach, gegen was für eine Denkungsart du stößt! Es sind dieselben automatischen Vorurteile, völlig von vorgestern, wie du sie überall in Jesusland antriffst.«
    Norton warf ihr einen schmerzerfüllten Blick zu. Sein Tonfall lag an der Grenze zum Bedauern. »Jetzt lässt du deiner Union-Bigotterie freien Lauf.«
    »Meinst du?« Sie hatte nicht so wütend sein wollen, aber die Wut kochte in ihr hoch, und sie fand keinen Weg, sie zu unterdrücken. Ihre Stimme war vom zunehmenden Pulsschlag angespannt. »Weißt du, Ethan hat einmal seiner eigentlichen Mutter, die das Quellmaterial zur Verfügung gestellt hat, nachgespürt. Es stellte sich heraus, dass sie jetzt zu diesen umwerfenden Akademikerinnen oben in Seattle gehört, aber sie stammte ursprünglich von hier.«
    »Aus Florida?«
    »Nein, nicht aus Florida.« Sevgi wedelte gereizt mit der Hand. »Louisiana, Mississippi, irgendwo da. Jesusland, je nachdem, wie man es betrachtet. Sie ist im Süden der USA aufgewachsen, vor der Sezession.«
    Norton zuckte die Schultern. »Was ich so höre, ist das ziemlich üblich. Damals haben sie die meisten Eispenderinnen aus dem Armutsgürtel geholt. Billiges Rohmaterial, frische Eier für schnelle Kohle, stimmt’s?«
    »Ja, nun, sie hatte mehr Glück. Sie ließ eine Klinik an der Westküste ernten und erhielt im Austausch dafür genügend Knete, dass sie sich aufmachen und in Seattle studieren konnte. Der springende Punkt ist der, dass ich mit Ethan zusammen zu ihr gefahren bin.« Sevgi wusste, dass sie ins Leere starrte, aber sie konnte sich einfach nicht dazu überwinden, damit aufzuhören. Es war der letzte Ausflug, den sie zusammen unternommen hatten. »Du würdest nicht glauben, was sie uns erzählt hat, welchen Scheiß sie durchzumachen hatte, einfach nur wegen der Farbe ihrer verfluchten Haut. Und das liegt gerade mal eine einzige Generation zurück.«
    »Du sprichst von Jesusland, Sev.«
    »Oh, und wer lässt jetzt in der Union die Puppen tanzen?«
    »Schön.« Zum ersten Mal schärfte Ärger Nortons Stimme. »Sieh mal, Sev, du möchtest nicht darüber reden, ist schon gut. Aber entscheid dich mal! Ich versuche bloß, einen Schlüssel zu unserem neu gefundenen Freund zu finden.«
    Einen Moment lang hielt Sevgi seinem Blick stand, dann sah sie beiseite. Sie seufzte. »Nein, versuchst du nicht, Tom. Das ist es nicht.«
    »Nein? Bist du jetzt Telepath?«
    Sie lächelte erschöpft. »Brauche ich nicht zu sein. Ich bin daran gewöhnt. Von früher, als ich mit Ethan zusammen war. Es geht nicht um Marsalis. Es geht um mich.«
    »He, ein Telepath und noch dazu bescheiden.« Aber sie sah, wie er bei diesen Worten in sich zusammensackte. Sie zuckte mit den Achseln.
    »Wie du willst, Tom. Vielleicht hast du es noch nicht entdeckt, vielleicht willst du es einfach nicht sehen. Aber wofür du wirklich einen Schlüssel zu finden suchst, ist für Marsalis und mich. Wie ich auf ihn reagieren werde, wie ich auf ihn reagiere.«
    Norton starrte sie einen langen Augenblick an. Lange genug, dass sie glaubte, er werde sich abwenden. Dann zuckte er selbst mit den Achseln.
    »Okay«, sagte er ruhig. »Also, wie reagierst du denn auf ihn, Sev?«
     
    Norton hatte völlig recht mit der Heimfahrt, wenn schon mit sonst nichts. Sie brauchten den Rest des Tages, um die

Weitere Kostenlose Bücher