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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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reden.«
    »Klar. Der übliche Weg.«
    »Wie alt waren die Kinder?«
    »Vier und sieben.«
    »Seine?«
    »Weiß ich nicht.« Ertekin griff nach oben und vollführte eine Geste, mit der sie die Virtualität aufspaltete. Sie zog ein Datenband herab, einen sanft schimmernden Text, der in die Luft geschrieben war wie die Botschaft eines Engels. Sie rollte es mit zierlichen Bewegungen von Mittel- und Ringfinger herab, während der Zeigefinger die Rolle geöffnet hielt. »Hier. Erste Geburt registriert in der Republik, sieht so aus, als wären sie kurz darauf nach Freeport umgezogen. Zweites Kind ist dort geboren.«
    »Also stammt sie gleichfalls aus der Republik.«
    »Sieht so aus, ja. Halten Sie das für relevant?«
    »Vielleicht.« Carl zögerte im Versuch, das Übrige in Worte zu fassen, die vagen Befürchtungen, die er während der Wiedergabe von Toni Montes’ Tod gehegt hatte. »Da ist noch was. Die Kinder waren der offensichtliche Ansatzpunkt, der Grund, weswegen sie sich von ihm umbringen ließ.«
    Ertekin vollführte eine angewiderte Geste. »Ja, das haben Sie schon gesagt.«
    »Also muss die Frage lauten, warum sie ihm geglaubt hat. Er hätte sie umbringen und dann nach wie vor warten und die restliche Familie töten können. Warum vertraut sie ihm, dass er Wort hält?«
    »Sie meinen, einer Mutter in einer solchen Situation bliebe eine Wahl? Sie meinen…«
    »Ertekin, sie hat die ganze Zeit über eine Wahl getroffen. Denken Sie an die genetischen Spuren unter den Nägeln! Wir reden hier nicht über eine Zivilistin, das ist eine fähige Frau, die eine Reihe sehr kühler, sehr harter Kalkulationen anstellt. Und eine dieser Kalkulationen war die, dem Mann zu vertrauen, der ihr eine Kugel durch den Schädel gejagt hat. Nun, was sagt Ihnen das?«
    Sie verzog das Gesicht. Die Worte kamen widerstrebend heraus.
    »Dass sie ihn kannte.«
    Er nickte. »Ja. Sie kannte ihn gut. Gut genug, um zu wissen, dass sie seinem Wort vertrauen konnte. Nun, wo hat Ihre Vorstadt-Hausfrau, Mutter zweier Kinder, Halbtags-Immobilienmaklerin, eine solche Freundschaft geschlossen?«
    Er ging davon und ließ sich in einer der Hängematten nieder, während sie darüber nachdachte.

 
16
     
     
    Norton erwartete sie, als sie wieder auftauchten.
    Sevgi wurde sich blinzelnd ihrer Umgebung bewusst und sah ihn, wie er sie durch die Glasscheibe der Abdeckung ihrer Liege beobachtete. Es fühlte sich ein wenig an, als betrachte man etwas von unter Wasser. Sie drückte den Knopf zum Öffnen an ihrer Seite und stemmte sich auf die Ellbogen hoch, als die Haube aufklappte.
    »Irgendwelche Fortschritte?« Ihre Stimme klang in den eigenen Ohren stumpf – das Hören wurde durch das beständige Summen der Geräuschdämmung erschwert.
    Norton nickte. »Ja. Von der langsamen Art.«
    »Können wir nach Hause?«
    »Vielleicht heute Abend. Nicholson hat Roth hinzugezogen, und da ist jetzt ein voller diplomatischer Krach im Gange.« Sein Mund kräuselte sich zu einem Grinsen. »Roth verlangt eine vollständig bewaffnete Wagenkolonne als Eskorte zum Miami International sowie Schutz durch Jagdflieger, bis wir den republikanischen Luftraum verlassen haben.« Sevgi hievte sich vom Sofa und richtete sich auf, völlig erledigt von der Zeit in der Virtualität und dem fehlenden k37. Unwillkürlich verspürte sie eine aufflackernde Wärme für Andrea Walker Roth und die aufgebotene Macht von COLINs diplomatischem Arm. Eigentlich mochte sie die Frau nicht, nicht mehr als alle anderen vom Ministerium. Sie wusste, dass Roth genau wie die war, zuerst und vorrangig ein Machtmensch. Aber…
    Aber manchmal, Sev, ist es gut, wenn die großen Bataillone hinter einem stehen.
    »Ja, gut, vermutlich kommt der richtige Druck von Ortiz.« Norton zeigte zur anderen Liege hinüber, wo sich Carl Marsalis gerade aufsetzte. »Nominierung zum Generalsekretär liegt in der Luft und so. Er wird in den kommenden acht Monaten voller freundlicher Gesten gegenüber der UN sein. Mit Glück und etwas Rückenwind könnte er nächstes Jahr Ihr Boss sein, Marsalis.«
    Der schwarze Mann verzog das Gesicht. »Nicht mein Boss. Ich bin Freiberufler, nicht vergessen.«
    »Tatsache bleibt, dass in ihm unsere beste Hoffnung besteht, nicht noch eine weitere Nacht hier unten zu verbringen. In diesem Staat gibt’s viele Subunternehmer von COLIN. Viele sensible Firmenchefs, die nicht wollen, dass die Sache hochgekocht wird. An diesem Hebel wird Ortiz ansetzen, während Roth die Strippen nach Washington

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