Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
dafür sorgen, dass du dich besser fühlst, ich soll dir sagen, dass das Feld bereit ist und du deinen urbanen Manhattan-Zug bei dieser Frau machen kannst? Ist nicht. Aber wenn du dir wirklich um ihre professionelle Herangehensweise an die Sache Sorgen machst – dann ließe ich das an deiner Stelle bleiben.«
    Schweigend saßen sie einige Augenblicke da. Für Norton fühlte es sich wie eine Niederlage an, Jeff das letzte Wort überlassen zu haben.
    »Nun, was ist dann mit diesem Hinweis auf Istanbul? Ich meine, das hat im Ernst nicht viel mit unserer gegenwärtigen Untersuchung zu tun, das ist völlig abwegig. Die Europäer haben weitere Dreizehner in der Türkei interniert, die vielleicht eine Verbindung zu einem peruanischen Gangster haben könnten, der vielleicht Verbindungen zu den Leuten haben könnte, die vielleicht unseren abtrünnigen Dreizehner vom Mars zurückverfrachtet haben könnten. Ich meine, soll ich da etwa Vertrauen haben? Ist ziemlich dünn.«
    Jeff starrte aus dem Fenster.
    »Vielleicht«, erwiderte er abwesend. »Dreizehner denken nicht so wie wir, sie haben eine gänzlich andersartige synaptische Polung. Einigen von ihnen, dem extremeren Ende, kleben wir frisch und munter das Etikett paranoide oder soziopathische Tendenzen auf. Aber es kommt oftmals von einer völlig unterschiedlichen Sichtweise der Dinge. Zuallererst deswegen engagiert UNGLA Knaben wie Marsalis. In gewisser Hinsicht habe ich dir vorgeschlagen, ihn aus Florida herauszuholen und anzuheuern. Verschafft dir Zugriff auf andere Sichtweisen.« Ein jäher, harter Blick. »Du hast doch keinem gesagt, dass der Vorschlag von mir kam, oder?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ja? Nicht mal dieser Ex-Polizistin, der du so sehr an die Wäsche willst?«
    »Ich habe es versprochen, Jeff. Ich halte meine Versprechen.«
    »Ja, schon gut.« Einen Moment lang drückte sein Bruder Daumen und Zeigefinger auf die fest geschlossenen Lider. »Entschuldigung, Entschuldigung, ich habe überreagiert. Ich hätte nicht so heftig mit dir sein dürfen, nur, ich bin momentan gestresst bis zum Geht-nicht-Mehr. Dieser Job ist manchmal ein politischer Drahtseilakt vom Feinsten. Wenn jemandem zu Ohren kommt, dass der Direktor von Human Cost Foundation einem COLIN-Angestellten unter der Hand Ratschläge erteilt, die mit genetischer Erweiterung zu tun haben, kann ich mir einen neuen Job suchen. Dann wird uns dieser ganze Rim-China-Mars- Superverschwörungs-Scheiß wieder voll ins Gesicht springen, und wir würden wahrscheinlich von einem Tag auf den anderen den Großteil unserer Gelder verlieren. Schon schlimm genug, dass wir Flüchtlinge aus Schwarzlabors aufnehmen und ihnen die Rim-Staatsbürgerschaft geben. Dass wir auch noch dafür sorgen, genetische Varianten aus dem Gefängnis freizubekommen, wäre der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.«
    »Ja, wie ich gesagt habe: Beruhige dich. Niemand weiß davon.« Norton spürte eine ungewohnte Enge in der Kehle, als er seinen Bruder ansah. »Ich weiß das alles zu schätzen, Jeff. Vielleicht kommt es manchmal nicht so raus, aber es stimmt.«
    »Ich weiß.« Jeff grinste ihn an. »Habe sowieso immer schon auf dich aufgepasst, seit du mir bis zum Knie gereicht hast. Dafür sind große Brüder da, nicht wahr? ’n ganzer Haufen genetischer Prädisposition.«
    Norton schüttelte den Kopf. »Du arbeitest schon zu lange auf diesem Gebiet, Jeff. Warum sagst du nicht einfach ›Ich habe mich gekümmert‹?«
    »Das habe ich gerade getan, glaube ich. Grundlegend für die Sorge um deine Geschwister sind die Gene. Ich habe nicht bei Human Cost anfangen müssen, um das zu wissen.«
    Ein Bild von Megan erblühte hell in seiner Vorstellung. Lange, gebräunte Gliedmaßen und ein sommersprossiges Lächeln, Sonne und Haare in den Augen. Die Erinnerung bahnte sich gewaltsam ihren Weg herein, schien seine Sehfähigkeit zu mindern. Es fühlte sich an, als ob das V-Format und sein Bruder auf einmal in eine schweigende Ferne heruntergedreht worden seien. Seine Stimme tönte ihm vage in den eigenen Ohren.
    »Ja, und was ist mit Geschwisterrivalität? Woher stammt die?«
    Sein Bruder zuckte mit den Schultern. »Auch von den Genen. Grundlegend, das ist das ganze Zeug. Extras einmal beiseite, ist alles, was wir sind, auf dem gleichen Fels der einen oder anderen genetischen Prädisposition errichtet.«
    »Und so rechtfertigst du also Nuying.«
    Jeffs Miene spannte sich an. »Ich glaube, das Gespräch haben wir bereits geführt, und

Weitere Kostenlose Bücher