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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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mit Ihnen, di Palma? Haben Sie keinen Stift zur Hand? Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen sich verpissen. Soll ich es buchstabieren?«
    »Ich gebe Ihnen nachdrücklich den Rat, sich dieser Attitüde zu enthalten.«
    »Ja? Na schön, und ich gebe Ihnen nachdrücklich den Rat, sich einen ätzenden Sodaeinlauf zu besorgen. Sehen wir mal, wer von uns beiden die Anweisung am besten befolgt, hm?«
    Er unterbrach die Verbindung. Saß da und starrte das Telefon eine Weile lang an.
    Da planen wir also, unser Suborbticket aus der eigenen Tasche zu bezahlen, nicht wahr? Und uns nach einem neuen Job umzusehen, wenn wir zurück sind?
    So weit wird’s nicht kommen. Sie brauchen mich dringender als di Palmas Zahnpastalächeln.
    Sie brauchen dich nicht dringender als einen Vertragsbruch. Was es sein wird, wenn du diesen Hörer wieder aufhebst und Sevgi Ertekin anrufst. Du hast gehört, was der Mann gesagt hat. Jede weiteren professionellen Kontakte.
    Der Hörer lag in seiner Hand.
    Kehr einfach heim, Carl! Du hast ihnen ihr Monster gegeben, hast eine weitere Kerbe auf deinem Gewehr eingeschnitzt, gleich neben Gray. Dreizehner-Liquidator, oberstes Kaliber. Nimm das einfach so hin und reite darauf heim, benutze es womöglich gar für einen Bluff, um den Preis in die Höhe zu treiben, wenn du zurück bist.
    Das Telefon.
    Komm schon, lass sie in Ruhe! Du hast ihr sowieso schon nicht gerade einen Gefallen erwiesen, ab du diese Sache weitergetrieben hast. Soll sie doch gehen, wie sie es möchte.
    Vielleicht möchte sie in Wirklichkeit gar nicht gehen.
    Oh, wie sehr alpha-männlich von dir! Was kommt als Nächstes, die Gründung einer Tribute-Band für Angry Young? Menschen sollten ihr eigenes Leben fuhren, Carl.
    Er schloss die Finger fester um den glatten Kunststoff des Hörers. Legte ihn sich an den Kopf. Ihn schmerzte es am ganzen Leib, ging ihm jäh auf, ein Dutzend verschiedene kleine, stechende Reminiszenzen an den Kampf mit Merrin.
    Merrin ist erledigt, Carl. Alles vorbei.
    Da ist immer noch Norton. Der lügnerische Arsch hat versucht, dich in New York umbringen zu lassen, vielleicht auch unten in Peru.
    Das kannst du nicht wissen.
    Er ist immer noch in ihrer Nähe. Stellt sie ungeschickte Fragen, könnte er auf dieselbe Weise bei ihr zuschlagen, wie er es bei dir versucht hat.
    Du weißt nicht, ob er das getan hat. Und außerdem scharwenzelt er ein wenig zu blauäugig um Sevgi Ertekin herum, um ihr so etwas zustoßen zu lassen, und das weißt du.
    Er grunzte. Senkte den Hörer und starrte ihn erneut an.
    Gib’s auf, Carl. Du suchst bloß nach Ausreden, um dich wieder in etwas hineinziehen zu lassen, mit dem du ursprünglich überhaupt nichts zu tun haben wolltest. Gib’s einfach auf und geh nach Hause.
    Er verzog das Gesicht. Wählte aus dem Gedächtnis heraus.
     
    Sevgi nahm den Anruf auf ihrem Weg durch einen scheinbar endlosen Konsumtempel entgegen. Die Menschenmenge des späten Nachmittags drängte sich in den Einkaufszeilen und den offenen Geschäften zusammen und verkrüppelte ihren Schritt zu einem bloßen Humpeln. Immer wieder musste sie langsamer werden und rasch zur Seite ausweichen, um an erschöpften Familien oder Scharen dahintrödelnder, prächtig ausstaffierter Jugendlicher vorbeizukommen. Sie musste sich an Aufzügen anstellen, die langsam, zum leichteren Überblick, ihre Bahnen auf und ab durch die strahlend hellen Einkaufskathedralen voller Waren zogen. Sie musste sich mit der Schulter einen Weg durch anschwellende Mengen von Schnäppchenjägern unter Holoschildern bahnen, die aus vollem Hals schrien: Reduziert! Reduziert! Reduziert auf…
    Den ganzen Tag über war es immer dasselbe gewesen, überall, wohin sie auf den oberen Ebenen der Bulgakov’s Cat auch gegangen war. Die Versuchung, die Marke und die Waffe hervorzuholen, um sich freie Bahn zu verschaffen, zwickte spürbar in der Magengrube.
    »Ja, Ertekin.«
    »Kontrolle Alcatraz hier. Ich habe einen handvermittelten Anruf für Sie. Wollen Sie ihn entgegennehmen?«
    »Handvermittelt?« Sie runzelte die Stirn. »Handvermittelt von wo?«
    »New York anscheinend. Ein Detective Williamson?«
    Sie wühlte in ihrem Gedächtnis – sah wieder den großen schwarzen Mann mit den harten Knochen inmitten von Uniformen und Absperrungen und den verhüllten Leichen draußen vor ihrer Wohnung vor sich. Marsalis, der auf den Stufen zum Vordereingang saß, sich das alles anschaute wie ein Tourist, als hätten die toten Männer nicht das Geringste mit ihm zu tun. Frische

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