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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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mir widerfahren, zum Teufel!«
    Der Aufschrei entriss sich ihm, trieb davon in den gewaltigen Kuppelraum. Sie fragte sich, ob die Leute der Spurensicherung von RimSich ihn gehört hatten. Seine Hände lagen auf ihren Schultern, die Finger hatten sich fest bis in die Haut gegraben, sein Kopf war dicht vor ihrem, sein Blick hatte sich in ihre Augen gebohrt. Seitdem sie gebumst hatten, waren sie einander nicht mehr so nahe gewesen, und etwas tief Vergrabenes, irgendeine Subroutine in ihren Genen nahm die Nähe auf und schickte die alten, verwirrenden Signale auf die Reise.
    Es war der Teil ihrer selbst, den sie am meisten verabscheute.
    Sie hielt seinem Blick stand. Hob die Kippe und stach ihm das brennende Ende in den Handrücken.
    Etwas explodierte in seinen Augen und sickerte fast ebenso rasch heraus. Ruckartig löste er die Finger. Wich, von ihrem Blick gestoßen, ein Stück nach dem anderen zurück.
    »Lass deine verdammten Finger von mir!«, zischte sie.
    »Du glaubst…«
    Seine Stimme war heiser. Er hielt inne, schluckte und setzte erneut an.
    »Du glaubst, ich könne mit jemandem aus den Schwarzlabors kein Mitgefühl haben, mit irgendeinem fleischgewordenen genetischen Experiment? Ich bin ein verdammtes Experiment! Ich bin in einer kontrollierten Umgebung aufgewachsen, wurde geprägt und durchgecheckt von Männern in verdammten Anzügen. Ich verlor…«
    Erneut hielt er inne. Diesmal wandte er den Blick von ihr ab. Ein leichtes Stirnrunzeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte sie, er werde weinen, und etwas kitzelte sie voller Mitgefühl am Grund ihrer Kehle.
    »Arschloch«, sagte er leise.
    Sie wartete ab und musste ihn schließlich drängen. »Was?«
    Marsalis sah sie an, und die Wut in seinen Augen war wie weggespült. Seine Stimme blieb leise.
    »Bambaren«, erwiderte er. »Verdammter Manco Bambaren!«
    »Was ist mit ihm?«
    »Er hat mich verarscht, damals in Sacsayhuaman. Er hat geglaubt, sie hätten mir Marisol – meine Ersatzmutter – weggenommen, als ich vierzehn war. Aber das war bei den ›Gesetzeshütern‹. In Osprey haben sie das mit elf gemacht. Verschiedene psychologische Theorien.«
    »Und?«
    »Und daher war er zu nahe am Detail. Es war nicht nur das Alter, es war das andere Zeug. Er sprach von Männern in Uniformen, Unterweisung in einem Wohnwagen. Ospreys Manager trugen alle Anzüge. Und wir hatten nie irgendwelche Wohnwagen, der ganze Ort war eine zweckmäßig errichtete, dauerhafte Einrichtung.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat er darüber gelesen. Berichte gesehen.«
    »So hat sich das nicht angehört, Sevgi. Es hörte sich nach persönlicher Erfahrung an. Als wäre er darin verstrickt gewesen.« Er seufzte. »Ich weiß. Dreizehner-Paranoia, nicht?«
    Sie zögerte. »Ist ziemlich dünn.«
    »Yeah.« Er wandte den Blick von ihr ab. Mühte sich mit irgendetwas ab, sie sah, wie er die Lippen fest zusammenpresste. Erneut sah er sie an. »Tut mir leid, dass ich dich so angepackt habe. Hatte geglaubt, ich hätte diesen Scheiß weggepackt.«
    »Schon okay. Tu’s bloß nicht noch mal, nie wieder.«
    Er nahm ihr die Kippe ab, ganz sanft. Sie war bis auf den Stummel heruntergebrannt und kokelte ungleichmäßig um die Stelle herum, die sie ihm auf die Hand gedrückt hatte. Er entlockte ihr noch etwas mehr Rauch, inhalierte tief.
    »Was also jetzt?«, fragte er mit angespannter Stimme, weil er den Rauch unten behalten wollte.
    Sie verzog das Gesicht. »Nachwehen, wie gesagt. Wir werden noch Monate lang die Details untersuchen, aber man wird dem Fall die Priorität entziehen. Jemand wird irgendwo wieder herausbekommen, wie man eine gewisse größere unlizensierte Marstech loswird, und werden uns darauf stürzen. Merrin zu den Akten legen, für einen Regentag.«
    »Ja. Wie ich mir gedacht habe.«
    »Sieh mal, lass los, Carl.« Aus einem Impuls heraus nahm sie seine Hand, dieselbe Hand, die sie angesengt hatte. »Lass einfach los und verschwinde! Du kannst nach Hause gehen. Wir kümmern uns um die Sache mit der familia, und wer weiß, vielleicht kommen wir ja sogar irgendwo damit hin.«
    »Wenn du ohne mich da runter gehst, wirst du bloß um die Ecke gebracht werden.« Aber er lächelte bei diesen Worten. »Du hast gesehen, was beim letzten Mal passiert ist.«
    Sie erwiderte das Lächeln. »Na ja, vielleicht packen wir den Stier nicht mehr ganz so direkt bei den Hörnern.«
    Er schnaubte. Hielt fragend die erlöschende Kippe hoch. Sie schüttelte den

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