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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Oktoberluft, und die nie versiegenden Geräusche einer Stadt, in der das Leben weiterging. New York erschien jäh so weit entfernt wie der Mars, und die Schießerei war Teil ihrer fernen Vergangenheit.
    »Ja, ich nehme ihn an.«
    Williamson kam durch, an- und abschwellend. »Ms Ertekin?«
    »Am Apparat.« Ein wenig atemlos von ihrem Weg durch eine Buchhandlung mit gnädig wenig herumstöbernden Kunden.
    »Komme ich ungelegen?«
    »Nicht ungelegener als sonst. Was kann ich für Sie tun, Detective?«
    »Die Frage ist eher, was ich für Sie tun kann, Ms Ertekin. Wir haben einige Informationen, die Ihnen vielleicht gefallen.« Er zögerte einen Moment. »Ich bin Larry Kasabian über den Weg gelaufen. Er spricht sehr hochachtungsvoll von Ihnen.«
    In Gedanken kehrte sie zurück zu den vom Nebel gedämpften Geräuschen des Grabungsroboters der IA, zu dem Feld in der Morgendämmerung und dem jähen Gestank der Leichen. Kasabian an ihrer Seite, barsch und schweigsam, ein gelegentlich herüberhuschender Blick unter zusammengezogenen Brauen. Einmal hatte er ihr grimmig zugenickt, ein kaum wahrnehmbares Amalgam aus Solidarität und Erschöpfung, aber er hatte kein einziges Wort gesprochen. Es war damals seit Wochen zur Angewohnheit geworden – alle passten auf, was sie sagten. IA war überall zu finden, befugt, elektronisch von irgendwoher Lauschangriffe zu unternehmen.
    »Das ist sehr nett von Larry.« Sie wehrte träge die schnatternden Käufer ab, die inmitten von Herrenbekleidung stöberten, kam halb hüpfend vor ihnen zum Stehen und duckte sich um sie herum. »Und nett von Ihnen, mich anzurufen. Was haben Sie also?«
    »Was ich habe, Ms Ertekin, ist Ihr dritter Schütze auf Joaquin Ortiz.«
    Sie wäre fast wieder stehen geblieben, diesmal einfach so. »Ist er lebendig?«
    »Er ist quicklebendig. Er hat ein Loch in der Schulter, ansonsten geht es ihm aber gut. Ist in einer Bar drüben in Brooklyn in eine Schlägerei verwickelt worden, hat den Laden auseinandergenommen, und es stellt sich heraus, dass der Laden voller dienstfreier Polizisten steckt.« Williamson kicherte. »Können Sie an so viel Glück glauben?«
    »Dann also kein Einheimischer?«
    »Nein, er kommt aus der Republik, aus dem Westen. Dirk Shindel. Bleiberecht in der Union, er hat dort irgendwo oben in Maine einen Großvater, aber kein offizielles Bürgerrecht. Wir können ihn mit genetischen Spuren nicht in die Enge treiben, aber er hat es sowieso zugegeben.«
    »Wie ist Ihnen das gelungen?«
    »Wir haben ihn ziemlich in die Mangel genommen«, erwiderte Williamson beiläufig. »Haben eines der Psychoteams von der Mordkommission drauf angesetzt. Die Sache ist die, dass unser Junge Dirk bis zum Kragen voller Hormonhämmer und Straßensyn steckte, als die Sache in Brooklyn den Bach runterging. Sie wissen, was so ein Cocktail mit einem anstellt. Er redet wie ein Wasserfall.«
    Entlang ihrer Nerven spürte Sevgi das untergründige Pochen ihrer eigenen, entschieden Nicht-Straßen-Syn-Dosis. Sie brachte pflichtschuldig ein Kichern zustande. »Ja, hab das früher schon erlebt. Was sagte er also wegen Ortiz?«
    »Sagte ’ne ganze Menge, ich kann’s Ihnen rüberspielen, wenn Sie möchten. Läuft darauf hinaus, dass er von irgendeinem Knaben aus Houston angeheuert wurde, den er nie zu Gesicht bekommen hat, Freund von einem der anderen beiden aus der Mannschaft, ’ne ziemliche Stange Geld, was man bei einem Schlag gegen Ortiz auch erwarten würde, was aber nicht erklärt, warum so kleine Leuchten angeheuert wurden. Shindel sagt, er habe früher, in der Republik, Burschen ’ne Abreibung verpasst, aber das Psychoteam glaubt, da lügt er. Sie gehen davon aus, dass er bestenfalls vielleicht Fahrer oder Helfershelfer war.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Ja. Leory Atkins. Das ist der Bursche, den Ihr, äh, erweiterter Freund mit der Maschinenpistole umgemäht hat. Hat ein Vorstrafenregister in der Republik, aber bloß wegen Sprühen und Abhauen. Der Polizist vom Houston PD, mit dem ich gesprochen habe, hat gesagt, dass Atkins vielleicht im Lauf der letzten paar Jahre etwas aufgestockt haben könnte, zur Arbeit den Staat verlassen hat. Nichts, wofür sie ihm was anhängen können, alles bloß Gerüchteküche, und es ging um angebliche Yaroshanko-Links von irgendeinem Miet-N-Dschinn aus Houston an der Westküste. Dasselbe gilt für den anderen Burschen, äh, Fabiano, Angel Fabiano. Einwohner von Houston, ein paar Verbindungen zu Banden da unten. Hat seit der Kindheit

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