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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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taten.
    Wie ein Echo zuckten seine Mundwinkel nach oben.
    Der Wind über den Steinen von Sacsayhuaman. Sevgi lehnte an dem Jeep in seinem Rücken, das enge Gefühl des Schutzes, der Sicherheit.
    Die Straße nach Arequipa, ihr Gesicht in dem sanften Schimmer vom Armaturenbrett.
    San Francisco und Bulgakov’s Cat, der vormorgendliche Ausblick aus dem Steuerbordliegeplatz. Nicht angeben, Marsalis. Steht dir nicht.
    Sevgi tot.
    Das Lächeln fiel von seinem Gesicht. Er starrte die schlafende Frau an.
    Greta Jurgens gehört Onbekend?
    Anscheinend ja. Ein seltsames Pärchen, nicht wahr? Dann hingegen haben sie zumindest gemeinsam, dass sie beide Objekte des hormonellen Hasses sind, für den die übrige Menschheit offenbar stets ein Ziel braucht.
    Das Netz wallte ein wenig in seiner Magengrube hoch, vielleicht eine Nachwirkung des Feuergefechts, vielleicht etwas anderes. Er dachte an Sevgis Augen, wie sie sich im Krankenhaus schlossen. Er starrte Jurgens wie ein Problem an, das er zu lösen hatte.
    Lebe mit dem, was du getan hast, und versuche in Zukunft, nur so zu handeln, dass du damit glücklich leben kannst. Das ist das ganze Spiel, mehr ist da nicht.
    Er streckte die linke Hand aus. Schob das Schaumgewebe ein wenig dichter über den Leib der Winterschläferin, zog es dort hinauf, wo eine blasse Schulter entblößt war.
    Dann kehrte er eilig zur Tür zurück und schaltete das helle weiße LCLS ab, weil etwas mit seiner Sehfähigkeit geschah, das sich anfühlte wie Blindheit. Einen Augenblick lang stand er in dem warmen orangefarbenen Schein und schaute sich nervös um, als ob jemand dicht neben ihm stünde, anschließend schlüpfte er lautlos hinaus und schloss die Tür hinter sich.
    Er ging die Galerie entlang, prüfte Türen, bis er eine abgedunkelte, fensterlose Kammer entdeckte, darin ein flüchtiger Geruch nach dem Bad einer Frau. Er trat hinein, berührte den Schalter, und weiteres strahlend weißes Licht explodierte in dem pastellfarben gekachelten Raum. Sein eigenes Gesicht sah ihn wie auf einem Verbrecherfoto aus einem kreisrunden Spiegel in der Wand an – von Schweiß durchzogene weiße Schminke, die schmolz, und darunter trat das Schwarz wieder hervor, die Augen, umgeben von dem Zeug, waren wie dunkles Wasser auf dem Grund zweier blasser psychedelischer Brunnen. Scheiße, kein Wunder, dass die Knaben an der Brücke ausgeflippt sind! Vermutlich war er Carmen Ren für die Inspiration etwas schuldig.
    Wo sie sich jetzt auch immer aufhalten mochte.
    Er überlegte kurz, ob es Ren wohl schaffen würde, ob sie den Wiederkäuern und der Agentur einen Schritt voraus bleiben würde wie zuvor. Er überlegte, ob das Kind, das in ihr wuchs, unbehelligt seinen Weg hinaus in die Welt fände und was dann wohl geschähe. Was Ren zu tun hätte, um es zu beschützen.
    Er erinnerte sich an den gleichmütigen Blick, daran, wie sie ihn zurückgestoßen hatte, mit lediglich einem Blick und ihrer Haltung, dem Geruch von Überlebensfähigkeit, der ihr entströmt war, als sie ihm auf dem Turm gegenübergestanden hatte. Kein schlechtes Blatt für ein Kartenspiel. Vielleicht waren ihre Chancen besser als beim Großteil ihrer männlichen Gegenstücke.
    Am meisten war er jedoch froh darüber, dass nicht er derjenige wäre, der ausgeschickt würde, sie zu erledigen.
    In einer Schublade neben dem Waschbecken fand er Kapseln, die er wiedererkannte – Kodein, kombiniert mit einem aufgepeppten Koffeinkick. Das würde es für seine Rippen tun. Er ließ Wasser von den Infrarothähnen in das breite, flache Becken aus Marmor vor dem Spiegel laufen, schäumte sich die Hände ein und machte sich daran, das weiße Scheißzeug vom Gesicht zu waschen. Das benötigte eine Weile. Als er das Gröbste herunter hatte, steckte er den Kopf unter den Hahn und ließ das Wasser über Schädel und Nacken laufen. Mit einem von Greta Jurgens’ pastellfarbenen Handtüchern vom Gestell neben dem Waschbecken trocknete er sich ab. Dann starrte er wieder in den Spiegel und erschrak dieses Mal nicht mehr so heftig vor sich selbst.
    Jetzt sehen wir mal, ob du Onbekend erschrecken kannst.
    Er zerdrückte das Kodein im Mund, schluckte ein paar Mal trocken, säuberte mit der Zunge die Zähne von den Überresten und spülte sie mit einem Schluck Wasser aus dem Hahn hinunter. Noch einmal sah er sich im Spiegel an, als ob sein Spiegelbild einen nützlichen Rat für ihn haben könnten, dann zuckte er mit den Achseln und löschte das Licht.
    Er ging nach unten, um zu

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