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Skorpion

Skorpion

Titel: Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie angeheuert haben.«
    Carl drehte sich um und sah sie bedauernd an. Etwas war mit ihrem Mund geschehen. Er holte leicht Luft im Versuch, erneut ihren Geruch aufzunehmen. »Er arbeitet unvollständige Daten ab. Wie er auch diese Hitliste in die Hände bekam, er hatte anfangs nicht alle Namen beisammen. Warum im Juni nach Jesusland hinübergehen, wenn er den ganzen Weg zurückkehren muss, um später diesen Knaben, öh, Whitlock, zu erwischen. Und jetzt haben wir Motes, sie lebt unten in Angeline Freeport. Das ist nicht weit weg von der Bay, dazu keine Grenzkontrollen. Er arbeitet sie ab, wie er die Namen erhält.«
    »Stimmt. Haben wir uns auch gedacht.« Ertekin wich ein wenig zurück und stand am Ende unmittelbar neben Norton. »Falls Jasper Whitlock ein weiterer Typ à la Eddie Tanaka gewesen wäre, hätte man mir vielleicht erzählen können, dass Merrin ihn beim ersten Mal nicht angetroffen hatte und zurückkehren musste. Aber Whitlock war ein Vermittler für medizinische Dienste. Alles legal, aufrechter Bürger, Säule der Gemeinschaft, leitete sein eigenes Geschäft. Nicht die Sorte Typen, die allzu schwer aufzutreiben sind. Merrin erschoss ihn hinter seinem Schreibtisch in seinem eigenen Büro. Also muss es so sein, dass Merrin damals im Juni nicht wusste, dass er diesen Knaben auch umbringen müsste. Er hat es erst später rausgefunden.«
    »Die Frage ist: woher?« Carl starrte die Karte des Kontinents an, die darüber verstreuten schwarzen Fähnchen. »Er ging über die Grenze, um Tanaka zu erledigen, dann den ganzen Weg runter nach Texas. Irgendwelche Anzeichen, dass er dort nach Informationen gesucht hat?«
    »Nein. Tanaka war eindeutig ein kleiner Fisch. Drogen, illegale Abtreibungen. Gelegentlich Handel mit geschmuggelten Organen.«
    Norton sah vom Dataslate auf, mit Pokerface. »Im Grunde die Jesusland-Variante eines Maklers von medizinischen Diensten.«
    »Na ja…«
    Ertekin sah finster drein. »Diese Verbindung haben wir bereits verfolgt«, berichtete sie Carl. »Tanaka hat weder in der Republik noch sonstwo eine offizielle medizinische Stellung. Er war von Beruf Ingenieur für Biowaffen…«
    »Rattenfänger«, ergänzte Norton.
    »Wie dem auch sei, während der letzten beiden Jahre arbeitslos, lebte größtenteils von einer Reihe Frauen aus El Paso und weiter östlich. Davor Houston, ähnliches Profil. Vermutlich ist er ursprünglich auf diese Weise ins Abtreibungsgeschäft geraten. Dadrin liegt mehr Geld als…«
    »Im Rattenfängen.« Carl nickte langsam. »Genau. Also sehe ich mir diese Karte an, und wir haben Südost-Texas, Nord-Texas, das westliche Oklahoma, dann zwei in Colorado, einen mutmaßlichen in Iowa, in Kansas einen mutmaßlichen, einen bestätigten, Ohio, Michigan, zwei in Illinois, einen mutmaßlichen in South Carolina. Mutmaßlich Maryland, Louisiana, Georgia und das nördliche Florida. Haben Sie irgendwelche Verbindungen zwischen irgendwelchen dieser Opfer? Irgendetwas, das alles zusammenfügt?«
    Der Ausdruck auf Ertekins Gesicht war Antwort genug. Sie starrte ebenfalls die Karte und die darüber verstreuten Gesichter der Toten an.
    »Unseres Wissens hätte er sie sich aus dem Telefonbuch zusammensuchen können«, meinte Norton sachlich.

 
14
     
     
    Rufe von draußen holten sie aus dem Schlaf.
    Einen Augenblick lang war sie verwirrt und glaubte, es handele sich um einen Diebstahl oder ein übertriebenes Gefeilsche unten auf dem Markt. Dann durchdrang das rhythmische Element in den Stimmen die Hülle ihres Schlafs, und ihr fiel wieder ein, wo sie war. Sie setzte sich abrupt in dem schmalen Kasernenbett auf. Ohne das Syn war das Innere ihres Kopfs wie verrußt. Auf der anderen Seite des Raums sickerte die Morgendämmerung an den Kanten des mottenzerfressenen Varipolaravorhangs vorbei ins Zimmer; perlgraues Licht lag über der Decke und floss in verschwommenen Streifen an der gegenüberliegenden Wand herab. Sie sah auf ihre Uhr und stöhnte. Der Singsang draußen war zu gedämpft, um ihm etwas Sinn zu entnehmen, aber sie brauchte die Worte nicht zu verstehen.
    Das Telefon auf dem Tisch neben ihrem Bett klingelte.
    »Ja?«
    Nortons Stimme drang ihr ins Ohr. »Hörst du die Fans?«
    »Ich bin wach, nicht wahr?«
    »Gut gebrüllt, Löwe! Wenn wir in der Stadt bleiben, sind wir aufgeschmissen. Dein hässliches kleines Polizistengehirn muss wieder mal den Tag retten.«
    »Aha.« Sie warf die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und setzte sie auf den Boden. In der kühlen

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