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Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
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gelang.
    Wir machten uns bereit zu gehen. Merche wollte den Besuch in der Kasbah mit einem Halt im Zarrada , beschließen, einer schäbigen Kneipe, wo das Abführmittel Cidre aus Guipúzcoa und ein paar »sehr leckere« pikante Fleischspießchen serviert wurden.
    Da tauchte der echte Koch auf; meine Schnüfflernase hatte sich nicht getäuscht, der menschliche Affenbrotbaum war nur die Küchenhilfe gewesen. Doch gefror mir das Blut in den Adern; der Koch war Haddock, der Typ, der mich am Abend vorher im Twins beinahe einen Kopf kürzer gemacht hätte!
    Sofort war ich zutiefst dankbar, dass ich Struppi nicht mitgenommen hatte, er sollte sich seine hübschen Pfoten auf dem dreckstarrenden Boden der Kneipen nicht schmutzig machen. Ich verschanzte mich hinter dem massigen Körper von Julito und warf einen Blick durch die Trappenfedern von Merches Tirolerhut – zum Glück legt sie Wert darauf, sich unauffällig zu kleiden, wenn sie die Elendsviertel aufsucht. Antontxu war also das Ungeheuer. Natürlich, ich erinnerte mich, dass die Rigoitia-Zwillinge ihn so genannt hatten.
    Kaum zu glauben, dass das kranke Hirn dieses Rüpels fähig war, sich solche kulinarischen Geniestreiche auszudenken und zuzubereiten. Aber er war der Koch und Wirt, da gab es keinen Zweifel. Er trug ein weißes Hemd mit bis zu den bedrohlichen Bizepsen aufgekrempelten Ärmeln, einen Bauchschurz und keine Kopfbedeckung auf dem stahlgrauen Haar, das wie als Resultat des Drucktopfes, der darunter brodelte, wirr vom Kopf abstand. In ein Cidreglas schenkte er sich fünf Fingerbreit Rotwein aus einer Flasche Dominio de Conte ein – die Schnapsnase wusste, was gut war – und kippte ihn in zwei großen Schlucken hinunter. Als Nächstes verpasste er dem Mutantenpaar wegen was weiß ich welcher Schweinerei, die ein Lieferant gebracht hatte, vor versammelter Mannschaft einen kurzen, aber anständigen Anpfiff – die beiden schauten ihn mit der ehrerbietigen Furcht einer Schafherde gegenüber dem wilden Tier an – und ließ seine rastlosen Blicke in meine Richtung schweifen; ich fand, es war an der Zeit, schleunigst den Rückzug von diesem gefährlichen Terrain anzutreten.

6
     
    Zwei Tage später ging ich ins Theater Arriaga, wo ich einen langweiligen Unfug sah. Nach Verlassen dieses Machwerks – zum Glück war ich umsonst reingekommen – trugen mich meine büffelledernen Lottusse unbewusst in die Altstadt. Beinahe ohne es zu merken, fand ich mich in der Calle del Perro wieder, vor der Tür der gefürchteten und zugleich verlockenden Bar Antontxu.
    Beim ersten Mal hatte ich nicht darauf geachtet, doch diesmal bemerkte ich es wohl und wunderte mich; ich meine, es war seltsam, dass sich an der Tür des Lokals kein Schild befand, das Hunden den Zutritt verbot, wenn man bedenkt, wie sehr mein unverwechselbarer Haddock sie zu verachten schien.
    Die Kneipe war so gut wie leer an jenem Montagabend. Ich beschloss einzutreten, in der Hoffnung, dass das Ungeheuer nicht da war; die Klappe zur Küche stand offen, und dahinter sah man nur die Küchenhilfe, die mit einem bereits entsalzten, appetitlichen Stockfischfilet herumhantierte. Mir fiel auf, wie klein die Küche war; bereits die massige Küchenhilfe füllte sie fast völlig aus. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie die beiden gemeinsam darin zurechtkamen – erinnern wir uns daran, dass Haddock ebenfalls ein Schrank war –, um die Vorschneidekunst in diesem Loch zu üben.
    Das Angebot auf der Tageskarte hatte seit meinem letzten Besuch um Sechsundsechzig Komma sechs Prozent gewechselt; lediglich die Jakobsmuscheln in Sauce von geräuchertem Speck und das eingelegte Stockfischfilet waren noch darauf zu finden.
    Später würde ich erfahren, dass täglich zwei Angebote ausgetauscht wurden, dass die Gesamtliste aber unbegrenzt war, denn Antontxu Haddock war sehr einfallsreich und fügte andauernd neue Kreationen hinzu, die auf der Karte blieben oder nicht, je nachdem wie sie von den Gästen angenommen wurden.
    Die prächtigen Neuschöpfungen waren folgende:
     
    Foie gras in Gelee von Tempranillo mit karamellisierter Birne
     
    Blumenkohleis mit Mandeln und rohen Austern
    Savarin aus Kartoffeln mit eingelegtem Knoblauch
     
    Wildlachshäppchen mit Gelatine aus Entenmuscheln, Schwertmuscheln und Miesmuscheln
     
    Ich wählte mehrere davon aus. Erstens wechselte der gewalttätige Antontxu zwischen französisch, neobaskisch und mediterran im besten und innovativsten Sinne, was die Einflüsse anging; zweitens

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