Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skorpione im eigenen Saft

Skorpione im eigenen Saft

Titel: Skorpione im eigenen Saft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Bas
Vom Netzwerk:
Axt geschnitten.
    Blanca sagte ihre Verabredung ab und nahm meine Einladung zum Abendessen an. Die einzige Bedingung, die sie stellte, war, dass wir ins Lhardy gingen; der Konzerterfolg hatte sie hungrig gemacht, und sie hatte Appetit auf einen der berühmten und sündhaft teuren Madrider Kichererbseneintöpfe des Nobelrestaurants.
    Nie zuvor habe ich jemanden so viele Kichererbsen essen sehen (und das zum Abendessen), eine Hülsenfrucht, für die ich nie viel übrig hatte. Ich stimme mit de m S chriftsteller und Feinschmecker Alexandre Dumas darin überein, die Kichererbse (nach Galdós die mögliche Ursache für den spröden spanischen Charakter) für eine Art Knallerbse in der Größe einer großkalibrigen Musketenkugel zu halten.
    In den beiden folgenden Wochen nahm sie meine Einladungen nur zweimal an. Meine Gesellschaft behagte ihr, was sie mir nicht verhehlte, doch sie war zurückhaltend und reserviert. Sie wollte Abstand wahren. Man merkte, dass sie ängstlich war und zögerte, eine neue Liebesbeziehung einzugehen.
    Ich gab mich geduldig, spielte das Spiel mit und versuchte nicht, mich ihr körperlich zu nähern; ich spürte, dass sie es für verfrüht und unpassend gehalten hätte. Sie würde bestimmen, wann sie Sex haben wollte; alle Frauen tun das, außer sie geben sich aus Mitleid hin.
    Obwohl ich es mir natürlich wünschte und es mich eine Menge Selbstbeherrschung kostete, mich zurückzuhalten.
    Ich muss gestehen, dass ich mehr Lust hatte, sie ins Bett zu kriegen als sie umzubringen.
    Blanca Eresis Charakter und Persönlichkeit waren sehr widersprüchlich. Sie war herrschsüchtig, launisch und dominant, und sie musste jedem zeigen, dass sie das Sagen hatte; noch bei den kleinsten Kleinigkeiten musste sie das letzte Wort haben. Doch sie konnte auch charmant, rücksichtsvoll und liebenswürdig sein, sie hatte eine Ader für beißende Ironie, die häufig in Sarkasmus umschlug. Sie war nicht besonders intelligent, aber auch nicht dumm. Manchmal irritierte sie mich ein wenig, aber insgesamt mochte ich ihre Art; im Laufe der Jahre bin ich ihr ähnlich geworden (ich sehe sie vor mir, wie sie mit dem Kopf nickt).
    Im Verlauf des Septembers und zu Beginn des Oktobers trafen wir uns regelmäßig, doch ohne einander näher zu kommen.
    Bei einem unserer Treffen wollte sie unbedingt zur Arena von Las Ventas, um sich einen Stierkampf anzuschauen. Sie war begeistert von diesem Spektakel und genoss es. Auf diese Weise entdeckte ich ihre grausame Seite. In dem Moment, als der Stier den Todesstoß bekam, wurde sie sichtbar erregt; sie packte mich so fest am Arm, dass es mir wehtat, und ihre Augen glitzerten, ich würde sagen, lasziv.
    Ich besuchte zum ersten Mal eine Stierkampfarena, und wie auf dem Fußballfeld, wenn auch aus anderen Gründen, schwor ich, es nie wieder zu tun. Ich fand, es war ein lächerliches Schauspiel von sinnloser und unerträglicher Grausamkeit; wie eine Blutorgie in einem Dorf, das in der Steinzeit stecken geblieben ist.
    Und kommen Sie nicht auf die Idee zu denken, dass dies für einen Mörder ein seltsames Urteil ist; diese beiden Dinge haben nicht das Geringste miteinander zu tun.
    Blanca hegte noch immer ein gewisses Nationalgefühl, was sich in der Praxis auf sporadische Besuche bei einem baskischen Heimatverein in der Nähe der Glorieta de Bilbao beschränkte, ein schrecklich kitschiger batzoki, wo sie Ehrenmitglied war und gemeinsam mit den anderen Mitgliedern Fressorgien veranstaltete, die mit glühend vorgetragenen Chorgesängen aus dem klassischen Repertoire eines txoko endeten.
    Einmal ging ich mit. Allein und a cappella sang sie unter dem Jubel der anderen Patrioten, die darunter litten, fern der Heimat zu leben, den Agur Jaunak, wobei sie di e r echte Hand auf den üppigen Busen über ihrem Herzen legte und ein paar echte Tränen vergoss.
    Selbstverständlich hatte ich in ihrer Gegenwart das baskischste Herz von allen und war ein größerer Nationalist als Sabino Arana.
    Ich hatte ihr erzählt, dass ich vom Familienerbe lebte und für unbestimmte Zeit ins freiwillige Exil nach Madrid gegangen sei, um über eine unglückliche Liebe hinwegzukommen, die am Strand von Donostia geendet hatte.
    Diese Lüge gefiel ihr, und sie machte den ersten Schritt in meine Arme. Sie küsste mich sanft auf die Lippen und sagte zärtlich:
    » Wie kann jemand nur so dumm sein, meinem charmanten und hübschen Kepatxo die Zuneigung zu verweigern, die er verdient? «
    Wir saßen in einem Separee im

Weitere Kostenlose Bücher