Skorpione im eigenen Saft
willensschwach und plünderte die Kühlschränke (ihren und meinen) bei der ersten Gelegenheit.
Sie bat mich, ihr beim Abnehmen zu helfen und machte mir einen Vorschlag: Wir würden vorzeitig gemeinsam in die USA fahren. Sie würde ihre Tochter nach England auf ein Internat schicken und diesmal auf die Garderobiere verzichten. Wir würden ohne Eile reisen, auf einem Luxusdampfer (überraschenderweise wollte sie die horrenden Kosten der Passage erster Klasse übernehmen), damit sie sich noch einmal eine Woche lang den Bauch voll schlagen konnte, bevor sie ernsthaft mit der Diät anfangen würde. Es war Ende März, und bis zu dem Auftritt in New York blieben uns noch genau zwei Monate. Die würden wir in einem einsam gelegenen Landhäuschen in der Gegend von Connecticut verbringen, das ihr gehörte, nur wir beide. Wir könnten uns nach Lust und Laune unseren erotischen Spielchen widmen, und ich sollte streng darüber wachen, dass sie ihre Diät einhielt.
Wenn etwas gefehlt hätte, um mich zu überzeugen, dann war es, dass sie zum ersten und einzigen Mal und ohne Vorankündigung die Initiative beim Sex übernahm. Sie zierte sich nicht länger und steckte ihn sich bis zum Schaft hinein und ließ mich in ihr kommen. Ich erinnere mich genau daran, und noch immer erregt es mich; es war ein Genuss. Wie hätte ich da Nein sagen sollen?
Und um mir selbst etwas vorzumachen und so mein Gewissen zu beruhigen, das wegen der herausgeschobenen Rache rumorte, kam mir eine ungewöhnliche Idee in den Sinn. Das Merkwürdige daran ist, dass sie tatsächlich half, das Kapitel Blanca Eresi abzuschließen.
Ich wusste, es musste geschehen, doch ich hätte mir wenigstens gewünscht, dass es anders gelaufen wäre. Ich bereue es.
Bei meiner unsystematischen Art zu lesen war mir ein Buch in die Hände gefallen, in dem wegen ihrer mittelfristigen Gefahren vor einer bestimmten Diät gewarnt wurde, die in den sechziger Jahren ein nordamerikanischer Arzt unter den Hollywoodstars mit Gewichtsproblemen populär gemacht hatte.
Dieser Arzt hieß Robert J. Perkins, und seine Methode basierte in radikalisierter Form auf der eines anderen damit bekannt gewordenen Ami-Quacksalbers aus den dreißiger Jahren: William H. Hay.
Die Methode Perkins beruhte auf der Erkenntnis, dass Übergewicht vom gleichzeitigen Verzehr von Fetten und Kohlenhydraten herrührte, weil sie unterschiedlich abgebaut wurden. Die Diät schrieb vor, nur Proteine und Ballaststoffe zu sich zu nehmen und Kohlenhydrate völlig zu meiden.
Man musste nicht hungern; man konnte alle Arten Fleisch, Fisch, Wurstwaren, fetthaltigen Käse, Öl, Butter, Milch, Sahne, Schweineschmalz, Oliven, Mayonnaise, Eier und eine große Auswahl an Meerestieren essen; und in der gewünschten Menge.
Man verlor sensationell an Gewicht.
Die fehlenden Kohlenhydrate veranlassten den Körper dazu, die überflüssigen Pfunde aufzubrauchen, aber bald auch die Reserven. Neben dem massiven Anstieg von Harnsäure entstanden Herz- und Gefäßerkrankungen, konnten lebenswichtige Organe wie Leber, Bauchspeicheldrüse und die Nieren irreversibel geschädigt werden und ging eine Menge Muskelmasse verloren. Die Behandlung musste ergänzt werden durch die dauerhafte Einnahme hoch dosierter Vitamineinheiten, eine Information, die ich Blanca unterschlagen würde.
Mit seiner Methode kam Doktor Perkins in kurzer Zeit zu Geld und Ruhm, doch schließlich landete er wegen Totschlags im Gefängnis, und wegen unverantwortlicher Behandlungsmethoden wurde ein lebenslanges Berufsverbot gegen ihn verhängt.
Eine von den berühmten Gabor-Zwillingen, Zsazsa, die die Diät befolgte, erlitt ein Nierenversagen und musste im Krankenhaus behandelt werden. Und Joan Sewer, eine hübsche Schauspielerin mit Gewichtsproblemen, aber einem gesunden Herz, an die Sie sich als Kinofan bestimmt in der Rolle an der Seite von Randolph Scott in diversen zweitklassigen Western erinnern, hielt sich so streng an die Diät, dass sie an Angina pectoris starb.
Ich erklärte Blanca nur die positiven Seiten der Methode Perkins. Ihre Augen leuchteten hoffnungsvoll, und sie sagte, dass sie mir vertrauen und sich in meine Hände begeben würde. Sie würde nur essen, was ich ihr erlaubte und würde ihre geliebten Kartoffeln und den Casta Diva vergessen.
» Aber du wirst nicht auf deine drei Spiegeleier, die in Olivenöl schwimmen, und deinen Schweinespeck verzichten müssen, die du so gerne zum Frühstück hast «, versüßte ich ihr die bittere Pille.
» Nicht
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