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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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müden Beamten am anderen Ende der Leitung wach:
    „Guten Abend, mein Name ist Barlow, Anna-Sophia Barlow, Waltham-House. Wären Sie so freundlich und würden jemanden hier herauf schicken, ich habe gerade zwei Menschen getötet.“
    Ohne weiter auf die Stimme zu achten, die nun hellwach aus dem Lautsprecher drang, beendete die Barlow das Gespräch. Mit einem Lächeln, welches bei ihrem Gast einen Schweißausbruch auslöste, legte sie das Telefon vor sich auf den Tisch, nahm ihr Weinglas und prostete ihm zu.
    „Die Polizei braucht etwa vierzig Minuten bis hierher, vorausgesetzt sie glauben dem Kollegen Hainbacher sofort und haben ihr einziges Allradfahrzeug nicht gerade in der Werkstatt. Trink, mein lieber Stephan. Das Leben ist viel zu kurz, um einen solch guten Tropfen zu warm werden zu lassen. Viel zu kurz …“
    Stephan Glimm umklammerte die Lehnen des bequemen Stuhls um sich daraus hochzuwuchten. „Wieso zwei?“, war einer der in seinem Kopf herum rasenden Gedanken. „Wieso sprach diese Teufelin von zwei getöteten Menschen?“ Die Erkenntnis kam gleichzeitig mit dem schwarzen Loch. Es war klein, mickrig fast, und der dazugehörende 22er Revolver sah selbst in der Hand einer Frau wie ein Spielzeug aus. Trotzdem schaute ihm aus diesem kleinen schwarzen Loch der Tod ins Gesicht.
    „Bleiben Sie sitzen, Herr Anwalt. Ich möchte Ihnen eine Geschichte erzählen. Sterben Sie nicht dumm. Das täte mir leid.“ Die förmliche Anrede strafte das vertrauliche Du Lügen. Die Spielchen waren vorbei. Die Dame kam zum Geschäft. Der übergangslose Wechsel war für Glimm ein Indiz für eine gespaltene Persönlichkeit. Ein Umstand, der keineswegs zu seiner Beruhigung beitrug.
    Er war viel zu lange Strafverteidiger, um nicht augenblicklich zu erkennen, dass Anna-Sophie Barlow weder scherzte, noch irgendwelche Skrupel hatte, ihm auf der Stelle das Leben aus dem Schädel zu blasen, falls sie dies für nötig hielt.
    Vorsichtig hob er beide Hände in einer kapitulierenden Geste vor sich.
    „Frau Barlow, ich …“
    „Schschsch!“, ein perfekt manikürter Finger der freien linken Hand legte sich auf die sinnlichen roten Lippen. Das Lächeln wich einer tadelnden Miene, wie sie Mütter gerne gegenüber ungezogenen Kindern aufsetzten. „Einen guten Teil Ihres Erfolges verdanken Sie sicherlich dem Umstand, dass Sie ein guter Zuhörer sind. Enttäuschen Sie mich bitte nicht. Ich bin sicher, ich werde Sie nicht langweilen.“
    Nein, dachte Glimm in einem kurzen Anflug von Galgenhumor, langweilig war ihm nun wirklich nicht.
    „Damit die Atmosphäre etwas entspannter wirkt, werde ich die Waffe vor mich auf den Tisch legen. Sparen Sie sich die Tricks aus dem Fernsehen, dafür sind Sie zu schwer und zu weit weg. Damit Sie sich aber Ihre Chancen besser ausrechnen können, eine kleine Demonstration:“
    Die Bewegung war kaum wahrzunehmen, der helle peitschende Knall der 22er dafür umso mehr. Gleichzeitig prasselte Kristallstaub auf den Tisch. Fassungslos starrte Glimm auf den prächtigen Kronleuchter über der Mitte der festlich gedeckten Tafel: Der tropfenförmige Schlussstein am unteren Ende war verschwunden. Die leere Metallfassung schaukelte traurig hin und her.
    „Die Pokale auf dem Kamin sind nicht vom Angelverein. Ich war Landesmeisterin 2007. Sie dürfen daher mit Recht annehmen, dass Sie nicht zu leiden haben, falls Ihnen die Geschichte doch nicht gefallen sollte. Aufstehen!“ Der Befehl kam völlig unerwartet und Glimm dachte schon, sie hätte die Geduld verloren.
    „Gehen Sie hinüber zur Anrichte!“ Er tat, was sie von ihm verlangte. Er hatte keine Lust, das nächste Ziel ihrer Schießkunst zu werden.
    Was dann folgte war genauso lächerlich wie bizarr: Mit der drohenden Mündung des entsicherten Revolvers im Rücken musste er zwei Gläser aus dem Aufbau der Anrichte nehmen und sie mit Wein aus dem bereitstehenden Dekanter füllen. Er brachte es fertig, nichts zu verschütten und trug die zwei Gläser wie ein devoter Butler zurück zum Tisch.
    „Stellen Sie eines in die Mitte des Tisches, das andere ist Ihres. Setzen.“ Beinahe hätte er gelacht. Die Vorstellung ihr den Wein ins Gesicht zu schütten, sich fallen zu lassen und gleichzeitig ihren Stuhl mit den Füßen umzureißen, hatte etwas rührend Kindisches an sich. Diese Frau würde selbst noch auf dem Boden liegend und mit geschlossenen Augen ordentliche Lochmuster in seinen Körper schießen.
    Er nahm folgsam Platz und stellte das Weinglas ab.
    „Ich bin

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