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Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)

Titel: Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Krämer
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Frau.
    Übergangslos verfiel Anna-Sophia Barlow in einen nüchternen, fast monotonen Tonfall: „Bis zu jenem Tag im Winter 1997, als das Mädchen beschloss, zu seinem Vater zu gehen. Sie haben ihren zerschmetterten Körper erst am nächsten Tag gefunden. An derselben Stelle, an der fünf Jahre zuvor ihr Vater ermordet worden war.“
    „Ermordet?“, Glimm wischte sich mit der Serviette den Schweiß vom Gesicht. „Wieso ermordet? Meines Wissens handelte es sich um einen tragischen Unfall.“
    „Es war Mord. Eiskalter, berechnender Mord. Ich habe das Geständnis des Täters aufgenommen. Wenn Sie möchten, spiele ich es Ihnen vor. Aber ich warne Sie, es ist ein sehr gutes Gerät. Digital. Es könnten ein paar unappetitliche Nebengeräusche darauf sein.“
    Glimm wehrte kopfschüttelnd ab. Er hatte auch so schon genug gegen seine Übelkeit anzukämpfen. „In seiner Situation hätte Marks auch den Mord an John F. Kennedy gestanden, Frau Barlow.“
    Sie schüttelte lächelnd den Kopf und machte schnalzende Geräusche mit der Zunge. „Sie sind doch ein Mann der Justiz. Ihnen dürften Begriffe wie Täterwissen und Glaubwürdigkeit sicher nicht fremd sein. Glauben Sie mir, diese Aufnahmen überzeugen jeden Gutachter. Er hat sich fast verschluckt, so sprudelte es aus ihm heraus. Er hat sich richtiggehend bepisst, der Gute. Wortwörtlich. Möchten Sie einen Schluck Wasser?“
    Glimm schüttelte den Kopf, der Schleimklumpen rutschte wieder nach unten.
    „Die Befragung fand vorher statt. Bevor ich Hannah aus dem Stall gelassen habe. Eigentlich wollte ich nur, dass die Ziege ihm seinen Schwanz lutscht. Ziegen haben eine sehr raue Zunge, wissen Sie. Ich habe sein Prachtstück mit Salz eingerieben. Ziegen stehen auf Salz. Ich wollte nur, dass der Kerl merkt, wie das ist, wenn da unten einer rummacht und man selber das nicht möchte. Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass solch ein gutmütiger Pflanzenfresser in einen richtiggehenden Blutrausch verfallen kann. Sie fand gar kein Ende mehr, die Gute.“
    Sein Magen. Er griff nach dem Whiskyglas, in dem noch ein kleiner Rest der goldgelben Flüssigkeit war und kippte es sich in den Hals. „Sie haben Gernot Marks getötet, weil er damals Ihren Mann ermordet hat. Warum dieser Aufwand? Sie hätten ihn doch auch mit ihrem kleinen Spielzeug da abknallen können. Oder der Polizei einen Tipp geben. Das hätte uns das hier erspart.“
    Die Augen der Barlow wurden zu eisigen Linsen. Glimm erinnerten sie an die Augen von angreifenden Haien. In einer Dokumentation hatte er gesehen, wie diese die sogenannte Nickhaut zum Schutz der Iris über die Augen schoben. Ein gespenstischer Anblick. Doch nichts im Vergleich zu dem seelenlosen Blick, den er nun fast körperlich spürte.
    „Gernot Marks musste sterben, weil er über Jahre hinweg meine Tochter Caprice missbraucht hatte. Ich war blind vor Liebe. Er war Tom, der Kater aus den Trickfilmchen. Caprice dachte, sie wäre eine Prinzessin. In Wirklichkeit war sie nur eine Maus. Keine clevere, lustige wie im Film, nein. Caprice war Toms Spielzeug. Seit ihrem achten Lebensjahr tat sie alles für dieses Monstrum. Er hatte die absolute Kontrolle. Er machte ihr Angst. Angst vor mir, ihrer eigenen Mutter. Er sagte, ich würde sie ins Heim geben, wenn er mir erzählte, was sie mit ihm täte.“
    Glimm glaubte, ein Geräusch gehört zu haben. Draußen. Das leise Klacken einer Autotür? Oder doch nur sein Blut, das durch seinen Kopf rauschte wie ein Strudel?
    „Und Sie? Sie wollen die ganzen Jahre nichts davon bemerkt haben? Wollen sie mir das etwa weismachen?“ Glimm dachte an seine eigene Tochter und wie wenig er eigentlich von ihr wusste. Gab es das? Konnte es sein, dass eine Familie unter einem Dach lebte und all diese grauenhaften Dinge unbemerkt blieben? Er wusste die Antwort. Wusste sie aus den Jahren seiner Tätigkeit als Strafverteidiger. Ja, das gab es wirklich. Das Fürchterliche an dieser Tatsache war aber, wie häufig es das gab. Es war Alltag. Alltag in Deutschland. Die Gerichtsakten waren voll von den abartigsten Perversionen, die Menschen anderen zufügen konnten. Ein altes Lied von Bettina Wagner erklang in seinem Unterbewusstsein: „Sind so kleine Hände …“
    „Ich war blind“, die Haiaugen waren verschwunden. Emotionen wurden wieder sichtbar. Glimm schaute in lodernden Hass und grenzenlose Wut. „Ich war blind, weil ich diesem Tier genauso verfallen war, wie meine kleine Caprice. Er hatte diese Gabe. Er konnte

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