Skorpionin: Odenwal - Thriller (German Edition)
dabei linkisch.
Er trank sein drittes Alt und schaute auf die Uhr. Zeit, die Anzüge zu holen. Der Schicki-Micki-Rechtsverdreher sollte nicht glauben, er hätte es mit irgendeinem versoffenen Hartz-Vierler zu tun. Er rülpste verhalten und wischte sich den Mund ab. Morgen bin ich reich, dachte er und trottete in Richtung Kö. Morgen!
Der Wecker summte und Konen wälzte sich mit brummendem Schädel herum um das nervige Geräusch abzuschalten. Das Ding fiel mitsamt einer halb vollen Flasche Sekt vom Nachttisch und kollerte unter das Bett. Der Geruch abgestandenen Alkohols vermischte sich mit dem sauren Aroma lange nicht gewaschener Bettlaken und den Ausdünstungen einer wilden Liebesnacht. Der Körper der Nutte neben ihm sah im hellen Morgenlicht lange nicht mehr so makellos aus, wie er ihn in Erinnerung hatte, die Brüste schlaff, die Haut an den Schenkeln zeigte erste Anzeichen von Cellulitis. Oberhalb des linken Knies prangte ein hässlicher grün-gelber Fleck. Das Gesichtchen mit den mandelförmigen Augen, der winzigen Stupsnase und den aufgeworfenen Lippen grinste ihn an. Ihre Finger kraulten sein drahtiges Brusthaar, begannen abwärts zu wandern.
„Verschwinde!“, knurrte er und wischte ihre Hände weg.
Beleidigt wandte sie sich ab, stopfte die Geldscheine in ihre grässliche Lackhandtasche und stieg aus dem zerwühlten Bett.
Ihr Arsch war okay, befand Konen, der ihr aus verquollenen Augen nachsah. Gequietscht hatte sie auch ganz ordentlich. Schauspielerei oder nicht. Er hatte seinen Spaß gehabt. Als er die Wohnungstür hinter ihr zufallen hörte, stand auch er auf, reckte sich und kratzte sich ausgiebig im Schritt. Zeit für eine Dusche, Zeit für einen neuen Tag. Zeit für sein neues Leben.
Die Vettel vom dritten Stock ließ vor Schreck beinahe den Mülleimer fallen, als ihr eine Stunde später ein gut gekleideter, nach teurem Eau de Toilette duftender Gentleman im Treppenhaus entgegenkam.
„Moin, Frau Koch!“
„Morgen, Herr …“, die alte Frau musste tatsächlich einen Augenblick überlegen, ob das wirklich der unfreundliche, verlotterte Typ aus der Dachwohnung war, „… Herr Konen.“ Doch das hörte Raimund Konen schon gar nicht mehr. Schwungvoll riss er die Tür zum Hof auf, schwang die nagelneue Aktentasche wie ein Autoverkäufer, der gerade einen Ladenhüter verkauft hatte und stieg in das wartende Taxi, welches er vor einer Viertelstunde bestellt hatte.
„Nikko-Hotel“, er hoffte, dass die kurze Anweisung beiläufig genug klang, um dem Fahrer zu signalisieren, dass er fast täglich in derartigen Nobelherbergen verkehrte.
Wenig später suchte er sich einen Platz in der weitläufigen Hotelhalle, lauschte verzückt dem Summen und den verhaltenen Geräuschen seiner neuen Welt und orderte einen Kaffee mit Milch und einen Korn. Er hatte seinen Platz so gewählt, dass er die große Eingangstür im Auge behalten konnte. Der barocke Anwalt war sicher nicht zu übersehen.
Das Geld war unterwegs zu ihm. Nie wieder würde er einen Fuß in die stickige kleine Dachwohnung in der ehemaligen Arbeitersiedlung setzen. Nie wieder das nach Kohl und Katzenpisse riechende Treppenhaus benutzen müssen.
Er schaute auf die Omega. Eine Welle von Dankbarkeit wallte in ihm hoch. Danke Pa. Danke, dass du so unglaublich blöd warst. Hättste selber haben können, was ich jetzt hab‘. Der Idiot hat das Weib geliebt. Hatte ihr kitschige Briefe geschrieben, die zwischen den Unterlagen seiner Versicherungen herausgerutscht waren. Briefe, die er niemals abgeschickt hatte. Volltrottel … Trotzdem: Danke.
„Herr Konen?“ Er schrak aus seinen Gedanken hoch und musterte verwundert den jungen Mann in dem schlecht sitzenden Anzug, der vor ihm stand und einen neu aussehenden Aluminiumkoffer in der Hand trug. Er nickte und bat den schlaksig wirkenden Jüngling, er schätzte ihn auf höchstens Anfang zwanzig, Platz zu nehmen. Ohne den Koffer aus der Hand zu geben, setzte sich der Neuankömmling.
„Mein Name ist Jan Hamberg, ich bin ein Mitarbeiter der Kanzlei Glimm und soll Ihnen diesen Koffer übergeben. Darin befinden sich eine gewisse Menge Geld sowie die Unterlagen für Ihren Flug nach USA und ein persönliches Schreiben unserer Mandantin, Frau Barlow. Wir können gerne auf Ihr Zimmer gehen, dort können Sie ungestört den Inhalt prüfen.“
Scheiße. Er hatte doch gar kein Zimmer in dieser überteuerten Bude!
„Ich äh … habe bereits ausgecheckt, ich …“
„Kein Problem, Herr Konen, ich ordere einen
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