Skulduggery Pleasant 07 - Duell der Dimensionen
Körper zu sich heran. Er schlitterte über den Boden. Braun gekleidete Sterbliche öffneten den Mund zu einem entsetzten Aufschrei, aber sie hörte nur die See. Sie klang wie die See in Haggard, wo sie aufgewachsen war, behütet und glücklich. Wo sie Walküre Unruh war und davor Stephanie Edgley. Wo sie ihre Eltern gehabt hatte und ihre Schwester. Wo man sie geliebt hatte.
Aber das jetzt war Walküre im Angesicht ihres Todes, und sie griff nach den Dingen, die ihr am meisten bedeuteten. Und Walküre hatte hier nichts zu suchen. Nicht jetzt. Darquise musste die Oberhand behalten. Nur Darquise konnte tun, was jetzt getan werden musste.
Drei Sekunden bis zum Gehirntod.
Der Körper stupste sie an, und sie kippte etwas nach hinten, bis ihr abgetrennter Hals passend ausgerichtet war. Fleischstreifen fanden ihr Gegenstück und verbanden sich, zogen Kopf und Körper zusammen. Die Wirbelsäule klickte, und das Knorpelgewebe klackte, und Muskeln streckten sich und bildeten sich neu und wurden stark. Venen und Arterien, Nerven und Haut, alles wurde wieder heil.
Blut rauschte. Sauerstoff strömte. Gehirntod abgewendet.
Darquise stützte sich auf die Ellbogen und blickte Mevolent entgegen. Er kam zu ihr zurück. „Wow“, sagte sie. „Das war vielleicht ein Ding.“
Er flog auf sie zu, und sie trat nach ihm, traf ihn mit beiden Beinen am Bauch und katapultierte ihn hinter sich auf die Straße. Er sprang auf und sie auch, doch sie schwankte. Die Welt kippte ab.
„Verdammt“, murmelte sie.
Mevolents Faust traf ihre Wange, und sie taumelte nach hinten gegen einen schweren hölzernen Zaunpfosten. Er griff erneut an, und sie packte den Pfosten und schwang ihn mit aller Kraft. Er zerbrach zwar beim Zusammenprall, aber zumindest ging Mevolent in die Knie.
Darquise griff nach dem nächsten Pfosten, riss ihn aus der Erde und schleuderte ihn auf Mevolent, als dieser aufstand. Er wankte ein paar Schritte nach hinten. Darquise warf noch einen Pfosten und noch einen, zog sie aus dem Boden und warf sie wie Pfeile. Mevolent versuchte, hochzukommen. Er stützte sich auf ein Knie, schüttelte den Kopf mit dem Helm und stand. Er schaute sich um, und in dem Moment schlug Darquise ihn mit dem Pferd.
Sie entdeckte das Zepter in einer Nebenstraße im selben Augenblick, in dem China Sorrows es vom Boden aufheben wollte.
Darquise landete lautlos hinter ihr. „An deiner Stelle würde ich das nicht tun.“
China hielt das Zepter hoch. „Hast du Mevolent umgebracht?“
„Falls ich es getan habe, hast du jetzt die Kontrolle über das Zepter. Das heißt, du kannst mich damit töten. Falls er allerdings nicht tot ist und du es zu benutzen versuchst, nehme ich es dir einfach ab und schlage dich tot.“
„Ein interessantes Dilemma“, bemerkte China.
„Nicht wahr?“
„Wie viel Zeit haben wir?“
„Bevor ich nach Hause zurückkehre? Ein paar Sekunden. Ich spüre schon, wie sie herunterticken. Ich fühle den Sog schon.“
„Dann bleiben uns also nur wenige Augenblicke, um eine Lösung zu finden.“
Darquise lächelte, sagte aber nichts.
China kaute nachdenklich auf ihrer Lippe herum. „Ich nehme an, weglaufen würde mir nichts nützen.“
Darquise schüttelte den Kopf und ging auf sie zu.
China wich zurück. „Nimm das Schwert. Den Göttermörder. Du kannst deinen Feind damit töten.“
„Ich mag keine Schwerter mehr“, erwiderte Darquise.
„Es gibt noch andere Waffen. Ich habe davon gehört.“
„Ich will das Zepter.“
„Das Zepter gehört hierher.“
„Ich nehme es mit.“
„Es muss doch etwas geben, womit ich dich …“
Darquise streckte die Hand aus. „Gib es mir.“
Der schwarze Kristall funkelte in einem Sonnenstrahl. China verstärkte ihren Griff. „Ich glaube, Mevolent ist tot. Wenn du ihn nicht umgebracht hättest, wäre er inzwischen hier. Ich glaube, er ist tot, und dieses Ding bringt dich um, wenn ich einen Schuss abfeure.“
„Die Entscheidung musst du treffen.“ Darquises Hand näherte sich dem Zepter.
China biss die Zähne zusammen. Spannte die Muskeln an. Darquise lächelte.
Sie nahm das Zepter, und China ließ den Arm sinken.
Es lag gut in der Hand. Darquise durchsuchte ihre Magie und fand die prickelnde Energie, die Silas Nadir auf sie übertragen hatte. Es war nur noch wenig davon übrig, doch sie ergriff den Rest, verwob ihn, stärkte ihn, und binnen weniger Augenblicke begann ihr Arm zu pochen. Sie drehte sich noch einmal zu China um. „An deiner Stelle würde ich verschwinden.
Weitere Kostenlose Bücher